APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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2.2.2 Diagnostische Möglichkeiten und methodische Grenzen<br />
Kausalitätsvermutungen stützen sich in der Umweltmedizin auf eine toxikologische oder epidemiologische<br />
Datengrundlage (s.u.), die für eine individuelle Beurteilung von Expositions-Wirkungs-<br />
Zusammenhängen jedoch nur sehr bedingt herangezogen werden kann. Dies liegt u. a. in den relativ<br />
kleinen und multiplen Risiken begründet. Die bei der umweltmedizinischen Kausalitätseinschätzung<br />
auftretenden Probleme übertreffen jedenfalls die von der arbeitsmedizinischen Begutachtung her<br />
bekannten Schwierigkeiten noch bei weitem. Diese Aussage gilt zumindest für die Erfahrungen, die in<br />
Deutschland aus umweltmedizinischen Einrichtungen, an Universitäten und Gesundheitsämtern mit<br />
den dort vorstellig werdenden Patienten vorliegen. Akute Giftwirkungen und Vergiftungen im Zusammenhang<br />
mit Störfällen sind dabei ebenso ausgenommen wie die herkömmlichen allergologischen<br />
und berufsbedingten Erkrankungen.<br />
Eigenständige, ätiologisch abgesicherte umweltmedizinische Diagnosen sind daher eine Ausnahmeerscheinung.<br />
Auch wird man schwerlich eigenständige diagnostische Verfahren für die Umweltmedizin<br />
reklamieren können, von Reexpositions- und Provokationsversuchen einmal abgesehen (die jedoch<br />
schon aus der Allergologie bekannt sind). Im weiteren Sinne könnten zu den diagnostischen Verfahren<br />
die Methoden der Expositionsabschätzung gerechnet werden, da sie in Verbindung mit Gesundheitsstörungen<br />
ausgewertet und interpretiert werden können und damit einem diagnostischen Anliegen<br />
dienen.<br />
Die umweltmedizinische Diagnostik kann für eine „allgemein-medizinische” Diagnostik Expositionsabschätzungen<br />
zur Verfügung stellen auf der Basis<br />
− einer umweltzentrierten Anamnese,<br />
− einer Ortsbegehung und Umgebungsuntersuchung,<br />
− eines umweltmedizinischen Biomonitorings.<br />
Das wesentliche Element der umweltmedizinischen Diagnostik besteht somit in der Abklärung einer<br />
fraglichen Belastung (und gelegentlich auch einer daraus eventuell resultierenden Beanspruchungsreaktion).<br />
So gesehen könnten Umweltmediziner in ausgewählten Fällen einen konsiliarischen Beitrag<br />
zur allgemeinen Medizin leisten. Ein wichtiges Instrumentarium zur Unterstützung der umweltmedizinischen<br />
Diagnostik und der Bewertung von Untersuchungsergebnissen stellen computergestützte<br />
Informationssysteme (Umweltmedizinische Datenbanken, Literatur- und Faktendatenbanken, s. Kap.<br />
2.5) dar.<br />
Problematisch sind die z.T. auch von Nichtmedizinern angebotenen (unkonventionellen) diagnostischen<br />
und therapeutischen Verfahren, die wissenschaftlich nicht begründet sind und unter Umständen<br />
sogar eine zusätzliche Belastung für die betroffene Person darstellen. Als Beispiel aus der Vielzahl<br />
nicht ausreichend validierter Test- oder Nachweisverfahren kann die Bestimmung der Höhe der<br />
Ameisensäureausscheidung im Urin, die als Nachweis einer vorausgegangenen Formaldehydbelastung<br />
dienen soll, genannt werden. Aber auch klinisch-diagnostische Verfahren, wie z.B. die „Einzelphoto-<br />
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