APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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2 Umwelt und Gesundheit<br />
Fachlicher Hintergrund<br />
2.1 Umweltbezogene Gesundheitsstörungen<br />
Industrie, Verkehr, Intensivierung der Landwirtschaft, aber auch das Konsumverhalten des einzelnen<br />
haben insbesondere in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zu Veränderungen unserer natürlichen<br />
Umwelt geführt. Diese gefährden heute die Existenzgrundlage vieler Lebewesen, aber auch des Menschen<br />
selbst. Gleichzeitig haben diese Veränderungen aber auch einer zunehmenden Beunruhigung<br />
der Bevölkerung und zu einem steigenden Umweltbewußtsein geführt. Schlagworte wie „Waldsterben“,<br />
„Ozonloch“, „Klimakatastrophe“ begegnen uns regelmäßig in den Medien. Die Veränderung<br />
der natürlichen Umwelt durch die Aktivitäten des Menschen ist für jeden auch im unmittelbaren<br />
Lebensumfeld täglich direkt erfahrbar. Viele Mitbürger werden sich der Bedeutung des Themas<br />
Umwelt und Gesundheit zunehmend bewußt angesichts von Berichten über die Nitratbelastung ihres<br />
Trinkwassers, die Schadstoffbelastung ihrer Atemluft, die Pestizidbelastung ihres Gemüses oder die<br />
Krebsgefahr durch Asbest in den Schulen ihrer Kinder. Ein populärer Slogan der achtziger Jahre „wo<br />
der Wald stirbt, stirbt auch der Mensch“ ist kennzeichnend für die Gedanken vieler.<br />
In der Folge führen weite Teile der Bevölkerung diffuse oder konkrete Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
auf eine allgemeine oder spezielle Umweltbelastung zurück. F.M. Ruff hat 1988 in Berlin<br />
180 repräsentativ ausgesuchte Probanden zum Thema Umweltbelastung und gesundheitliches Risiko<br />
befragt. Von diesen gaben 87, d.h. etwa die Hälfte an, selbst konkret unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
zu leiden, die sie der Umweltbelastung zuschrieben.<br />
Skeptiker, die sich um "Objektivität" bemühen, werden einwenden, es liege hier eine projektive<br />
Neigung vor, erlebte Beschwerden, die auf anderen Ursachen beruhen, der Umwelt zuzuschreiben.<br />
Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen, andererseits aber auch schwer zu überprüfen. Für<br />
die Lebenswelt der Betroffenen sind solche Interpretationen ohne Bedeutung. Denn um Ulrich Beck<br />
zu zitieren: „Die ökologischen und gesundheitlichen Folgen mögen so hypothetisch, so berechtigt, so<br />
verharmlost oder so dramatisiert sein, wie sie wollen ... Wenn Menschen Risiken als real erleben,<br />
sind sie real“.<br />
In diesem Abschnitt soll nach der objektivierbaren Relevanz der anthropogen veränderten Umwelt für<br />
die menschlichen Gesundheit gefragt werden. Der Begriff "Umwelt" sei hierfür eingeschränkt auf die<br />
verschiedenen Aspekte der Zivilisation einer westlichen Industrienation, die zu einer zusätzlichen<br />
Belastung der Bevölkerung mit chemischen und physikalischen Noxen geführt haben. Die psychosozialen<br />
Komponenten der Umwelt und ihre verschiedenen Determinanten und Veränderungen sind<br />
dabei ausgespart wie die nach wie vor existierende und offensichtlich z.T. wieder zunehmende mikrobiologische<br />
Belastung. Sie dürfen aber bei einer allgemeineren Betrachtung der Wechselwirkungen<br />
zwischen Gesundheit und Umwelt nicht außer acht bleiben. Es ist hier also die schwierige Frage<br />
gestellt: „Inwieweit hat diese so definierte, anthropogen veränderte Umwelt Einfluß auf unsere Gesundheit?“<br />
Die Frage bezieht sich auch und vor allem auf eine plausible Quantifizierung. Leider läßt<br />
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