APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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4.4.5.1 Koordination von Risikodialogen und -diskursen<br />
Risikodiskurse und -dialoge können unterschiedlich ausgeführt und zusammengebracht werden (siehe<br />
Abb. 13). Dialoge unter Einschränkungen für die Teilnahme (als „Closed Shop“) sichern zwar Kompetenz,<br />
verstoßen aber gegen das Prinzip der Werteberücksichtigung. Offene Dialoge beziehen dagegen<br />
Experten mit unterschiedlichen Wertvorstellungen ein und sind dementsprechend problematisch.<br />
Denn es kann nicht immer unterstellt werden, daß alle Teilnehmer solcher wissensgenerierender<br />
Dialoge an wohlausgewogenen, sachlich mit guten Gründen vertretbaren Risikobeurteilungen interessiert<br />
sind. Sowohl die Mobilisierung der öffentlichen Meinung gegen ein Risiko als auch die Durchsetzung<br />
der Duldung eines Risikos können aufgrund von Halbwahrheiten besser gelingen als aufgrund<br />
abgewogener wissensbasierter Urteile.<br />
Noch schwieriger ist die Organisation von Diskursen, bei denen das ”Verhandeln” im Mittelpunkt<br />
steht, gerade weil sie Personen und Gruppen mit unterschiedlichem Wissen, Interessen und Werten<br />
berücksichtigen. Denn Risikoinformationen liegen in wissenschaftlichen Diskussionen als Zahlenwerke<br />
vor. Sie beziehen sich außerdem auf fachwissenschaftliche Konzepte, Modelle und Theorien.<br />
Daraus ergibt sich ein Vermittlungsproblem, wenn über den Kreis der Experten hinaus Zielgruppen<br />
von Laien angesprochen werden. Facetten dieses Vermittlungsproblems sind u.a. die folgenden Fragen:<br />
− Wie können wissenschaftlich-technische Risikoinformationen in alltagssprachlich bedeutsame<br />
Informationen ”übersetzt” werden? Wie können komplexe Zusammenhänge prägnant und ohne<br />
wesentliche Informationsverluste dargestellt werden?<br />
− Wie können die die Betroffenen unmittelbar interessierenden praktischen Fragen sinnvoll beantwortet<br />
werden, ohne die wissenschaftliche Basis zu verlassen?<br />
Insbesondere macht ”Aufklären” Probleme, da es eine Einstellungsänderung auf Seiten der Empfänger<br />
anstrebt. Hier entsteht oft Widerstand. Ergebnisoffene und damit echte Diskurse sind weitgehend<br />
frei von diesem Problem. Beispiele hierfür sind „Runde Tische“ und Mediationsverfahren. In solchen<br />
Fällen geht der Kommunikator davon aus, daß erst durch Kommunikation (via Verhandeln) eine<br />
abschließende Risikobewertung - als Ergebnis der gemeinsamen Erörterungen - möglich wird.<br />
Grundlage solcher Verhandlungen sind sowohl Fairneß in der Kommunikation als auch die Sicherung<br />
der Kompetenz bei Risikobewertungen.<br />
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