APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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2.3.5.5 Evaluation von Maßnahmen<br />
Um für die Zukunft zu lernen, müssen Maßnahmen evaluiert werden. Die Überprüfung von staatlichen<br />
Maßnahmen im gesundheitlichen Umweltschutz, um festzustellen ob sie ihren Zweck, Risiken<br />
zu vermindern, erfüllt haben und ob sich der Aufwand „gelohnt“ hat, hat in Deutschland keine Tradition.<br />
Nur wenn geeignete Evaluierungsverfahren entwickelt und etabliert werden, erhält eine rationale<br />
Politik im Themenfeld „Umwelt und Gesundheit“ eine solide Basis. Bevorzugt sollten Evaluierungverfahren<br />
und -zeitpunkte bereits bei der Planung von Maßnahmen Berücksichtigung finden. Eine<br />
Evaluierung von Maßnahmen im umweltbezogenen Gesundheitsschutz ist auch und besonders wegen<br />
der Unsicherheiten in der Risikoabschätzung zu fordern.<br />
2.3.5.6 Gesellschaftliche Risikowahrnehmung<br />
Risiken werden von wissenschaftlichen Experten und Laien unterschiedlich beurteilt und akzeptiert.<br />
Dies ist nicht eine Frage von Rationalität und Irrationalität. Bei der Risikowahrnehmung von Laien<br />
fließen unterschiedliche qualitative Dimensionen, wie Freiwilligkeit, Gerechtigkeit, Ungeheuerlichkeit<br />
(Empörung), Beängstigung und persönliche Nutzen/Schadensüberlegungen ein.<br />
Die Perspektive von Betroffenen für die Risikowahrnehmung geht von der individuellen Lebenssituation<br />
aus. Für den einzelnen ist entscheidend, ob er (oder seine Angehörigen) individuell Schäden<br />
erfahren hat (oder. wird) oder nicht (Dichotomie). Betroffene haben meist ganz konkrete Fragen zum<br />
Risiko an die Experten. Risikoabschätzungen sind häufig Antworten auf Fragen, die von den Betroffenen<br />
gar nicht gestellt wurden. Risiko steht für die Betroffenen in einem sozialen Kontext („wer<br />
verursacht mein Risiko und was hat er davon?“). Bewertungsunsicherheiten machen Angst. Außerdem<br />
gibt es keinen Grund, Risiken zu akzeptieren, wenn damit kein Nutzen/Gewinn verbunden ist.<br />
In der Wertung von Risiken ist es zweifelsohne nicht belanglos, ob die Möglichkeit besteht, sich<br />
durch persönliche Entscheidung einem Risiko auszusetzen oder es zu vermeiden. Bewußt eingegangenen<br />
Risiken stehen Risiken gegenüber, die ungewollt hingenommen werden sollen und denen nicht<br />
durch persönliche Entscheidung aus dem Weg gegangen werden kann. Im ersten Falle kann der einzelne<br />
abwägen, inwieweit ihm trotz des sich aus der Exposition ergebenden Risikos ein persönlicher<br />
Nutzen entsteht (z.B. sportliche Aktivitäten, Abenteuerreisen). In der zweiten Situation ist im allgemeinen<br />
der Nutzen keine auf die exponierte Person bezogene Größe, sondern steht als Preis für wirtschaftliche<br />
Entwicklung und Wohlstand einem Risiko gegenüber, das den einzelnen betrifft. Risiken,<br />
bei denen unbekannte, aber als sehr bedrohlich angesehene Wirkungen erwartet werden, erzeugen<br />
verständlicherweise Ängste.<br />
Die Wertung von Risiken, auch die vergleichende Wertung ist keine Aufgabe für den wissenschaftlichen<br />
Spezialisten alleine. Wertungen beinhalten Wertsetzungen, die sich nicht nur aus (natur-<br />
)wissenschaftlicher Basis speisen, sondern soziale, kulturelle und ethische Wurzeln haben. Insofern<br />
kann der naturwissenschaftliche Spezialist hier lediglich seinen Beitrag neben den Beiträgen anderer<br />
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