APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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Medien, Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft und Verwaltung sind prinzipiell gleichberechtigte Kommunikationspartner.<br />
Hier bezieht sich Risikokommunikation eben auch auf weltanschauliche, ethische<br />
und praktische Fragen und geht weit über eine rein wissenschaftliche Diskussion hinaus. Es zählen<br />
Werte, Ansprüche und Interessen, für deren Abwägung es keine allgemein akzeptierten Standards<br />
gibt.<br />
4.4.5 Gattungen von Risikokommunikation<br />
Allgemein lassen sich zwei Gattungen von Risikokommunikation unterscheiden. Zum einen sind es<br />
Risikodialoge, die der Verbesserung des Wissens über Risiken dienen. Hier kommunizieren Wissenschaftler,<br />
Ingenieure und andere Experten, um gemeinsam zu einer Risikobewertung zu kommen. Zum<br />
anderen sind es Risikodiskurse, die auf die Vermittlung und Erörterung von Risikowissen in der<br />
Öffentlichkeit abzielen. Hier ist der Kreis der Beteiligten wesentlich größer und die Wissensgrundlagen,<br />
Einstellungen und Werthaltungen der beteiligten Gruppen heterogener.<br />
Die Generierung von Risikowissen, d.h. die Erarbeitung von Risikoabschätzungen ist immer mit<br />
Unsicherheitsproblemen verknüpft: Unsicherheit darüber, ob die Modelle und Theorien, auf denen die<br />
Risikobewertung beruht, vollständig und richtig sind und darüber, ob die vorhandenen Daten auch<br />
gültig und zuverlässig sind.<br />
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Streitpunkte bei Risikodialogen<br />
Datenlagen: Welche Daten werden z.B. bei der Bewertung von Leukämie-Fällen in der Nähe<br />
von Industrieanlagen als gültig angesehen? Auf welche bezieht man sich, auf welche nicht?<br />
Schätzungen: Wieviele Krebserkrankungen gehen auf die Belastung von Innenräumen mit Asbestfasern<br />
zurück?<br />
Definitionen und Annahmen: Welche Annahmen werden bei der Übertragung von Tierversuchen<br />
auf den Menschen gemacht? Wie werden Vorsorgewerte bei nichtkanzerogenen toxischen<br />
Stoffen bestimmt?<br />
Modelle und Theorien: Welche Ausbreitungsmodelle werden z.B. bei einem Chlorgas-<br />
Störfall verwendet?<br />
Unsicherheiten: Wie sind die Unsicherheiten zu bewerten, die in die Risikocharakterisierung<br />
eingehen?<br />
Referenzwerte zur Risikobewertung: Welche Referenzwerte sind bei der Bewertung heranzuziehen<br />
(Natürliche Hintergrundsbelastung, typische Belastungssituationen)?<br />
Kasten 1: Beispiele von Streitpunkten bei Risikodialogen<br />
Damit ergeben sich auch die Streitpunkte für die Risikokommunikation. Beispiele für solche Streitpunkte<br />
zeigt Kasten 1.