Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
chen sie, ebenfalls Beute zu machen. Sind<br />
im Herbst die Blätter vom Baum gefallen,<br />
wird es ruhiger im Geäst, denn die „Sommergäste“<br />
sind in warme Gegenden geflogen.<br />
Zu den heimischen Arten gesellen<br />
sich jetzt die Rabenvögel.<br />
Die Linde fand bei unseren Vorfahren vielfältige<br />
Verwendung. An erster Stelle stand<br />
damals die Beutnerei. Als Honigbaum bot<br />
sie für die Bienen eine ausgezeichnete<br />
Bienenweide. Den lieblich aromatisch<br />
schmeckenden Lindenhonig schätzte man<br />
besonders, ebenso das Bienenwachs. Die<br />
Lindenblüten lieferten ferner einen vorzüglichen<br />
Tee, der auch bei Erkältungskrankheiten<br />
durch die schweißtreibende Kraft<br />
die Gesundung förderte.<br />
Das Holz verwendete man für Schnitzarbeiten<br />
und zur Herstellung von Haushaltsgeräten.<br />
Da es nur einen geringen Heizwert<br />
hatte, wurden durch Verkohlung<br />
Holzkohle für die Schwarzpulverherstellung<br />
sowie Pottasche und Zeichenkohle hergestellt.<br />
Von jungen Linden gewann man den<br />
Bast. Dieser diente als Ausgangsmaterial<br />
für die Herstellung von Stricken, Seilen,<br />
Netzen, Matten und Fußbekleidung.<br />
Während der Christianisierung und Besiedlung<br />
des Preußenlandes durch den Deutschen<br />
Orden (1231 - 1525) gründete dieser<br />
93 Städte und rund 1.400 Dörfer. Überall,<br />
wo der Deutsche Orden eine Burg anlegte,<br />
strömten Siedler herbei und siedelten<br />
sich Im Schutze der Burg an. Für die<br />
Namensgebung der Ortschaften wählte<br />
man oft etwas landschaftlich Charakteristisches<br />
aus, wie Berg, Höhe, Tal, Grund,<br />
Fließ, See, aber auch Baumarten wie Eiche,<br />
Birke, Erle, Weide fanden hierbei Berücksichtigung.<br />
Die Linde, im prussischen<br />
Ursprung „Lipe“, im litauischen „Liepa“ und<br />
im polnischen „Lipa“ genannt, lieferte über<br />
30 Mal den Ortsnamen. Die Ortschaften<br />
Heiligelinde, Hohenlindberg, Leipen,<br />
Lindenau, Lindendorf, -bau, -haus, -hof, -<br />
garten, -ort, -walde, -weiler usw. machten<br />
zum einen deutlich, daß seinerzeit viele<br />
Linden wuchsen, und zum anderen kennzeichnet<br />
es die damals wirtschaftliche Be-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
deutung dieses Baumes.<br />
Nach fast 60 Jahren suchte ich im Mai 1994<br />
meinen Geburtsort in meiner Heimat Ostpreußen<br />
auf. Dieses Gebiet steht seit 1945<br />
unter russischer Verwaltung. Vieles hatte<br />
sich in der Zwischenzeit grundlegend verändert.<br />
In den Ortschaften fehlen etliche<br />
Gebäude, viele sind verfallen. An den bewohnten<br />
Häusern wurde seit 50 Jahren<br />
nichts erneuert bzw. repariert. Alles grau,<br />
fahl und verkommen. Mit einem Wort läßt<br />
sich der Zustand beschreiben: „Erbarmung!<br />
„<br />
Die Landschaft jedoch mit Wäldern, Hügeln,<br />
Flüssen und Seen blieb. Manche<br />
Gewässer sind verschmutzt, dennoch bewirkten<br />
die vielfältig blühenden und grünenden<br />
Pflanzen einen heimatlichen Reiz<br />
auf mich aus. Die Natur hat an vielen Stellen<br />
ehemalige landwirtschaftlich genutzte<br />
Flächen zurückgewonnen. Durch Anflug<br />
von Weide, Aspe, Birke, Erle und Hähersaaten<br />
von Eichen, Ebereschen usw. bildete<br />
sich ein Naturwald, der stellenweise<br />
Urwaldcharakter annimmt.<br />
Von der Försterei Plauen, Kreis Wehlau,<br />
meinem Geburtshaus, erkannte ich noch<br />
die Fundamente. Mauerreste lagen darüber<br />
und umher. Im ehemaligen Garten<br />
blühten noch fünf Obstbäume, die mittlerweile<br />
ca. 65 Jahre alt sind. Der Fluß, die<br />
Swine, und das umgebende Ursprungtal<br />
sahen wie ehemals aus. Genauso wie es<br />
sich in meiner Erinnerung eingeprägt hatte<br />
und wie ich es manchmal im Traum erlebte.<br />
Der seinerzeit unmittelbar angrenzende alte<br />
Eichenbestand, der größtenteils schon<br />
damals gefällt wurde, war restlos verschwunden.<br />
Jetzt stockt darauf ein etwa<br />
60jähriger Laubholzmischbestand von Eichen,<br />
Hainbuchen, Linden und Eschen.<br />
Gleich dahinter stehen einige alte<br />
Lindenüberhälter. Anschließend fand ich<br />
einen etwa einen Hektar großen Winterlindenreinbestand<br />
im Alter von 70 bis 80<br />
Jahren und noch zwei weitere kleinere<br />
Lindenbestände. Ich war überwältigt, staunte<br />
und bewunderte die Linden allseitig. In<br />
meiner 50jährigen Berufspraxis hatte ich<br />
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