28.08.2013 Aufrufe

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

chen sie, ebenfalls Beute zu machen. Sind<br />

im Herbst die Blätter vom Baum gefallen,<br />

wird es ruhiger im Geäst, denn die „Sommergäste“<br />

sind in warme Gegenden geflogen.<br />

Zu den heimischen Arten gesellen<br />

sich jetzt die Rabenvögel.<br />

Die Linde fand bei unseren Vorfahren vielfältige<br />

Verwendung. An erster Stelle stand<br />

damals die Beutnerei. Als Honigbaum bot<br />

sie für die Bienen eine ausgezeichnete<br />

Bienenweide. Den lieblich aromatisch<br />

schmeckenden Lindenhonig schätzte man<br />

besonders, ebenso das Bienenwachs. Die<br />

Lindenblüten lieferten ferner einen vorzüglichen<br />

Tee, der auch bei Erkältungskrankheiten<br />

durch die schweißtreibende Kraft<br />

die Gesundung förderte.<br />

Das Holz verwendete man für Schnitzarbeiten<br />

und zur Herstellung von Haushaltsgeräten.<br />

Da es nur einen geringen Heizwert<br />

hatte, wurden durch Verkohlung<br />

Holzkohle für die Schwarzpulverherstellung<br />

sowie Pottasche und Zeichenkohle hergestellt.<br />

Von jungen Linden gewann man den<br />

Bast. Dieser diente als Ausgangsmaterial<br />

für die Herstellung von Stricken, Seilen,<br />

Netzen, Matten und Fußbekleidung.<br />

Während der Christianisierung und Besiedlung<br />

des Preußenlandes durch den Deutschen<br />

Orden (1231 - 1525) gründete dieser<br />

93 Städte und rund 1.400 Dörfer. Überall,<br />

wo der Deutsche Orden eine Burg anlegte,<br />

strömten Siedler herbei und siedelten<br />

sich Im Schutze der Burg an. Für die<br />

Namensgebung der Ortschaften wählte<br />

man oft etwas landschaftlich Charakteristisches<br />

aus, wie Berg, Höhe, Tal, Grund,<br />

Fließ, See, aber auch Baumarten wie Eiche,<br />

Birke, Erle, Weide fanden hierbei Berücksichtigung.<br />

Die Linde, im prussischen<br />

Ursprung „Lipe“, im litauischen „Liepa“ und<br />

im polnischen „Lipa“ genannt, lieferte über<br />

30 Mal den Ortsnamen. Die Ortschaften<br />

Heiligelinde, Hohenlindberg, Leipen,<br />

Lindenau, Lindendorf, -bau, -haus, -hof, -<br />

garten, -ort, -walde, -weiler usw. machten<br />

zum einen deutlich, daß seinerzeit viele<br />

Linden wuchsen, und zum anderen kennzeichnet<br />

es die damals wirtschaftliche Be-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

deutung dieses Baumes.<br />

Nach fast 60 Jahren suchte ich im Mai 1994<br />

meinen Geburtsort in meiner Heimat Ostpreußen<br />

auf. Dieses Gebiet steht seit 1945<br />

unter russischer Verwaltung. Vieles hatte<br />

sich in der Zwischenzeit grundlegend verändert.<br />

In den Ortschaften fehlen etliche<br />

Gebäude, viele sind verfallen. An den bewohnten<br />

Häusern wurde seit 50 Jahren<br />

nichts erneuert bzw. repariert. Alles grau,<br />

fahl und verkommen. Mit einem Wort läßt<br />

sich der Zustand beschreiben: „Erbarmung!<br />

„<br />

Die Landschaft jedoch mit Wäldern, Hügeln,<br />

Flüssen und Seen blieb. Manche<br />

Gewässer sind verschmutzt, dennoch bewirkten<br />

die vielfältig blühenden und grünenden<br />

Pflanzen einen heimatlichen Reiz<br />

auf mich aus. Die Natur hat an vielen Stellen<br />

ehemalige landwirtschaftlich genutzte<br />

Flächen zurückgewonnen. Durch Anflug<br />

von Weide, Aspe, Birke, Erle und Hähersaaten<br />

von Eichen, Ebereschen usw. bildete<br />

sich ein Naturwald, der stellenweise<br />

Urwaldcharakter annimmt.<br />

Von der Försterei Plauen, Kreis Wehlau,<br />

meinem Geburtshaus, erkannte ich noch<br />

die Fundamente. Mauerreste lagen darüber<br />

und umher. Im ehemaligen Garten<br />

blühten noch fünf Obstbäume, die mittlerweile<br />

ca. 65 Jahre alt sind. Der Fluß, die<br />

Swine, und das umgebende Ursprungtal<br />

sahen wie ehemals aus. Genauso wie es<br />

sich in meiner Erinnerung eingeprägt hatte<br />

und wie ich es manchmal im Traum erlebte.<br />

Der seinerzeit unmittelbar angrenzende alte<br />

Eichenbestand, der größtenteils schon<br />

damals gefällt wurde, war restlos verschwunden.<br />

Jetzt stockt darauf ein etwa<br />

60jähriger Laubholzmischbestand von Eichen,<br />

Hainbuchen, Linden und Eschen.<br />

Gleich dahinter stehen einige alte<br />

Lindenüberhälter. Anschließend fand ich<br />

einen etwa einen Hektar großen Winterlindenreinbestand<br />

im Alter von 70 bis 80<br />

Jahren und noch zwei weitere kleinere<br />

Lindenbestände. Ich war überwältigt, staunte<br />

und bewunderte die Linden allseitig. In<br />

meiner 50jährigen Berufspraxis hatte ich<br />

107

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!