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Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

krank. Zur Pflege unserer kranken Mutter<br />

und als Hilfe im Haushalt war unsere ältere<br />

Cousine zu uns gekommen. - Leider ist<br />

unsere liebe Mutti, die das Wohnhaus noch<br />

im Rohbau erlebt hatte, Pfingsten, am 22.<br />

Mai 1913, heimgegangen. Sie hinterließ<br />

sechs unmündige Kinder. Für uns Halbwaisen<br />

bedeutete der Tod der Mutter einen<br />

sehr, sehr bitteren Schmerz. Sie starb im<br />

Alter von 38 Jähren. Der jüngste Bruder<br />

war 3 Jahre alt.<br />

Aber das Leben ging weiter und alle Trauer<br />

nützte nichts. Unsere Cousine führte den<br />

Haushalt. Der Vater musste sich aber nach<br />

einer anderen Frau umsehen. Wir Kinder<br />

wurden jetzt noch mehr in die Arbeit einbezogen.<br />

Ein Ausruhen auf einem Hof gab es<br />

nicht.<br />

Im Frühjahr 1914 war auch das Wohnhaus<br />

fertig gestellt, und wir zogen aus der<br />

Behelfswohnung in den Neubau ein. Nun<br />

war alles wieder bequem und geräumig.<br />

Das gesamte Land, Äcker und Wiesen,<br />

lagen um den Hof herum. Das Vieh weidete<br />

ohne Hirten auf eingezäunten Wiesen.<br />

Es gab keinen Leerlauf mehr. Schmerzlich<br />

war es nur, dass unsere Mutter das nicht<br />

mehr erleben durfte.<br />

Inzwischen hatte der Vater eine zweite Frau<br />

gefunden. Er heiratete im Frühjahr 1914.<br />

Durch die Frau erbte er etwas Geld. Dafür<br />

kaufte er in der Stadt Johannisburg ein<br />

Haus mit Stall und 6 Morgen Wiese. Dann<br />

nahm er zwei Kühe vom Hof in die Stadt<br />

und eröffnete einen Milchladen. Das Geschäft<br />

wurde von einer Hilfskraft geführt.<br />

Die Milchkühe gingen dort auf die Weide;<br />

zum Teil wurden sie auch vom Hof mit<br />

Futter versorgt.<br />

Nun hatten wir die zweite Mutter im Hause,<br />

und die Cousine konnte in ihren Heimatort<br />

zurückfahren. Wir waren ihr für die große<br />

Hilfeleistung sehr dankbar.<br />

Bald begannen wieder die Landarbeiten.<br />

Der Acker musste bestellt, die Saat ausgesät<br />

und der Stallmist ausgefahren werden.<br />

Das alles war nun so einfach, denn kaum<br />

hatte man den Hof verlassen, stand man<br />

schon mitten auf dem Felde. Mein ältester<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Bruder, Jahrgang 1897, leistete als Erbe<br />

die meiste Arbeit auf dem Hof. Da wir alle<br />

Ländereien in der Nähe hatten, wurden wir<br />

ohne Hilfe gut fertig. Die großen Bauern<br />

holten sich dagegen ihre Arbeitskräfte aus<br />

Polen. Die Bevölkerung war unter der russischen<br />

Herrschaft sehr arm. Es kamen<br />

viele junge Männer aus Polen nach<br />

Deutschland, um irgendeine Beschäftigung<br />

zu suchen, und die meisten kamen in der<br />

Landwirtschaft unter.<br />

Die polnischen Arbeiter erzählten uns, dass<br />

der Russe unweit der deutschen Grenze<br />

Militärverbände zusammengezogen habe,<br />

und sie vermuteten, dass es Krieg geben<br />

würde. Wir in Ostpreußen hatten bisher<br />

aber noch nichts davon gehört oder gespürt.<br />

In einem 4. Teil berichtet der Verfasser<br />

von der Kriegserklärung<br />

und Mobilmachung 1914.<br />

Seine Familie flieht nach Johannisburg bzw.<br />

Beerenwinkel am Spirdingsee. Der Verfasser<br />

wird von seinem Vater beauftragt, zwischenzeitlich<br />

zum Hof zurückzukehren, um<br />

das Vieh zu versorgen. Auf dem elterlichen<br />

Hof werden er, sein Bruder und seine<br />

Schwester von Russen gefangen genommen<br />

und unter dem Vorwand, sie seien<br />

Spione, zum Abtransport nach Sibirien<br />

bestimmt, mit anderen Deutschen zusammen.<br />

Der Verfasser berichtet weiter:<br />

In Sibirien wird die Schwester von einem<br />

kinderlosen Ehepaar betreut, es sind auch<br />

deutsche Gefangene. Die Brüder haben<br />

Gelegenheit, die Schwester einige Male zu<br />

besuchen. Früher als die Geschwister erreicht<br />

sie nach dem Kriege die Heimat.<br />

Die Brüder arbeiten vor allem bei russischen<br />

Bauern und lernen deren Lebens -<br />

und Arbeitsweise kennen. Der Verfasser<br />

lernt bald die russische Sprache, was ihm<br />

sehr hilft.<br />

Nach dem Ende des Krieges wollen die<br />

Brüder in die Heimat zurück. Die Bolschewisten<br />

sind auch bereit, Zivilgefangene zu<br />

entlassen. Unter großen Schwierigkeiten<br />

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