Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Handsäge zu Bauholz. Bei den Arbeitern<br />
handelte es sich um Nachkommen von<br />
Kosaken, die zur Regierungszeit der Kaiserin<br />
Katharina in Russland nach Ostpreußen<br />
(Eckardsheim) umgesiedelt waren.<br />
Andererseits siedelten zur gleichen Zeit<br />
Deutsche an der Wolga.<br />
Diese Kosaken waren gute Handwerker,<br />
und Vater holte für die Arbeiten zwei junge<br />
Männer. Diese warfen eine Grube aus von<br />
2 m Tiefe, 70 bis 80 cm Breite, und die<br />
Länge ergab sich aus der Länge der Baumstämme.<br />
Zwei dicke Hölzer wurden über<br />
die Grube gelegt und die Stämme darauf<br />
gerollt. Die Baumrinde wurde abgeschält<br />
und die Stärke der benötigten Bohlen auf<br />
12 - 15 cm, 4-Kant, abgezeichnet. Dann<br />
stieg der eine Mann in die Grube, der<br />
andere stand auf dem Baumstamm, und<br />
mit einer großen Trennsäge, mit je zwei<br />
Griffen an jedem Ende, ging nun das<br />
Schneiden los.<br />
Bis die Leute die Baumstämme baufertig<br />
geschnitten hatten, vergingen Wochen, und<br />
so lange wurden die Arbeiter von uns beköstigt.<br />
Für unsere Mutter war es nicht<br />
einfach, für unsere große Familie und zusätzlich<br />
für das fremde Personal zu kochen.<br />
Und diese Arbeit im Haushalt wurde<br />
für unsere Mutter nicht geringer, sondern<br />
im Laufe der Wochen umfangreicher,<br />
Nach den Arbeiten der Kosaken kamen die<br />
Zimmerleute, um die Arbeiten fortzusetzen.<br />
Auf das Fundament wurden Schwellen<br />
gelegt, dann nach Größe der Zimmer Holzpfosten<br />
eingeschlagen. Die Ecken wurden<br />
im Winkel eingelassen. - Arbeitskräfte waren<br />
genug vorhanden, auch aus der Verwandtschaft.<br />
In kurzer Zeit stand das Haus<br />
im Rohbau.<br />
In diesen brachte der Tischler seine Hobelbank<br />
und alles Handwerkszeug, das er für<br />
seine Arbeiten benötigte. Zu der Zeit wurde<br />
noch fast alles mit der Hand gearbeitet.<br />
Der Tischler brauchte mehrere Wochen,<br />
bis er mit seinen Arbeiten fertig wurde. So<br />
lange wohnte er bei uns, erhielt volle Verpflegung,<br />
Unterkunft und Geld.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Abends, nach Feierabend, sangen meine<br />
Mutter, der Tischler und ich christliche Lieder.<br />
Der Tischler gehörte einer Blau-Kreuz-<br />
Gemeinschaft an. Seit jener Zeit habe ich<br />
Jesus im Glauben gefunden und bin in<br />
seiner Nachfolge geblieben.—-<br />
Als das Wohnhaus fast fertig war, wurden<br />
anschließend eine Scheune und ein Viehstall<br />
gebaut. Die Innenarbeiten im Hause<br />
waren im Winter beendet. Nun hatten wir<br />
ein großes, bequemes Haus mit einer schönen<br />
Veranda vorn, zur Straße hin.<br />
Im Frühjahr 1909 zogen wir ein und waren<br />
glücklich. So ein Holzhaus ist viel wärmer<br />
als ein Steinhaus. Trotz der im Winter herrschenden<br />
großen Kälte zwischen minus<br />
15 – 30 Grad haben wir nicht gefroren. In<br />
Ostpreußen gab es die großen Kachelöfen<br />
und Holz genug zum Heizen.- Die<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide, ein 10 Meilen langes<br />
und 10 Meilen breites Waldgebiet,<br />
besteht nur aus Kiefern und Fichten.<br />
Im Winter wurde das Brennholz geschlagen<br />
und zum Frühjahr verkauft und eingefahren.<br />
Wir größeren Jungen mussten das<br />
Holz zersägen, klein hacken und im Holzschuppen<br />
zum Trocknen aufstellen.<br />
Der Winter in Ostpreußen war sehr kalt und<br />
brachte große Mengen Schnee. Aber der<br />
Frost war trocken. Kam das Frühjahr, verschwand<br />
der Schnee schnell unter den<br />
Sonnenstrahlen.<br />
Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit.<br />
Da war unser Schulweg oft von Schneewehen<br />
vollkommen verschüttet. Die Männer<br />
aus dem Dorf schaufelten für die Kinder<br />
einen „Pattweg“, und so gingen wir wie<br />
zwischen zwei Schneebergen den schmalen<br />
Weg entlang.<br />
2. Teil Beschäftigung auf Hof und Feld<br />
Wenn der Winter vorbei und die Erde etwas<br />
abgetrocknet war, ging es mit der Frühjahrsarbeit<br />
los. Der Stallmist wurde auf weitem,<br />
sandigem Weg zum Acker gefahren. Auch<br />
das Vieh musste auf dem weiten Weg zur<br />
Weide getrieben werden. .....<br />
Als wir von Königsdorf nach Jegodnen<br />
zogen, hatte sich der Großvater um Arbeit<br />
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