Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Wälder. Die Hoffrau allein, ihr Mann noch<br />
Soldat im Westen, erwartete, unter Pelzen<br />
vor starkem Frost geschützt, gerade jetzt<br />
ihr erstes Kind. Kaum Hoffnung auf glückliche<br />
Niederkunft, denn es wurde immer<br />
kälter!<br />
In finsterer Nacht von erbarmungslosen<br />
Kosaken verfolgt, schien alsbald die eilige<br />
Flucht vergeblich, da deren schnelle Spitze<br />
bald den Treck erreicht. - Das war wohl<br />
das Ende! Da! Mitten im Schrecken des<br />
nun wohl bevorstehenden jegliche menschliche<br />
Rücksichtnahme verachtenden<br />
Geschehens: Vernichtung oder aussichtslose<br />
Verschleppung -ein heller Schrei!<br />
Neues Leben erblickte plötzlich bei Kerzenschein<br />
das Licht der Welt. Ein russischer<br />
Feldarzt, eilends herbeigeholt, half<br />
wider Erwarten mit sicherer Hand bei der<br />
Geburt. Die erste Tochter einer glücklich<br />
erlösten Mutter, sie brachte die unerwartete<br />
Wende!<br />
Der Treck durfte - allen ein unfassbares<br />
Wunder! - Nach diesem wundersamen<br />
Geschehen nunmehr unbehelligt umkehren.<br />
Freie Rückkehr ins zwar verbrannte<br />
Heimatdorf! Unter verkohlten Balken<br />
schwelte noch Feuer. Das elterliche Haus<br />
ebenfalls von Flammen verzehrt. Vorläufiges<br />
Unterkommen in Ställen und Scheunen<br />
gab wenigstens ein Dach über den<br />
Kopf. Der rettende Spross der Familie im<br />
ganzen Dorfe bewundert und verehrt!<br />
Zum baldigen Wiederaufbau des Hofes<br />
kehrte der Vater vom Westen aus dem<br />
Felde heim. Auch der Großvater half, so<br />
auch mancher gute Freund und Nachbar.<br />
Zwei Töchter wuchsen alsdann heran,<br />
umsorgt von allen Seiten. Zur Freude der<br />
Eltern blieben sie gesund und schlugen<br />
nicht aus der Art. Deren Mut schützte sie<br />
vor jeder Gefahr.<br />
Nach dem Kriege in der Schule des Dorfes<br />
erste Schritte ins gemeindliche Leben,<br />
danach Besuch des Gymnasiums in der<br />
nächsten Stadt. Als heranwachsende Kräfte<br />
des Hofes halfen die Mädchen meistens<br />
im Garten, aber auch bei viel Arbeit auf den<br />
Feldern.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Neben ihnen die fleißigen Hände der Knechte<br />
und Mägde. Der Hof blühte, groß war die<br />
Freude der Eltern.<br />
Beim „Plon“, wenn alles reife Getreide eingefahren,<br />
ein fröhliches Erntefest den masurischen<br />
Sommer beschloss. Sicher in<br />
Scheunen geborgen nun der Felder goldiger<br />
Segen!<br />
Das Bauernjahr ging dann, nach letzter<br />
Ernte der Kartoffeln und Rüben und deren<br />
Bergung in Kellern und Mieten, dem kalten<br />
masurischen‚ Winter entgegen.<br />
So flossen die Zeiten in Frieden dahin. Der<br />
Hof, alsbald mit neuen agrarischen Techniken<br />
vertraut, gewann in bäuerlichen Kreisen<br />
zunehmend an Achtung und Ansehen<br />
durch väterliches Führungsgeschick. Die<br />
beiden Töchter heirateten, ein Enkelkind<br />
wurde geboren. Dazu gab der Hof allen auf<br />
ihm Lebenden Schutz und manch freudigen<br />
Gewinn. Vielfältiges Erbe erwuchs und<br />
öffnete der Zukunft bedeutsames<br />
Hoffnungsglück.<br />
Doch bald, kurz nacheinander, der greise<br />
Großvater und zur Bestürzung aller auch<br />
der hochverehrte Vater und Hofbesitzer,<br />
beide schlossen sie nach unerwarteter<br />
schwerer Krankheit die Augen und nahmen<br />
Abschied für immer. Würdig wurden<br />
sie beide - nach kurzem zeitlichen Abstand<br />
- zur letzten Ruhe gebracht. Sie erlebten so<br />
nicht mehr, wie - o Schmach!- zum zweiten<br />
Mal in einer Generation ein unerbittlicher<br />
Feind mit unerhörter Gewalt unendlich vielen<br />
Menschen im deutschen Osten die<br />
Heimat zerbrach!<br />
Als er nahte, rüstete das Dorf wiederum im<br />
tiefen Winter zur Flucht. Von den beiden<br />
Töchtern zunächst die ältere mit der kranken<br />
Mutter und ihrem zweijährigen Sohn<br />
und Spross aus dem Masurenland, schon<br />
fernen Kanonendonner aus östlicher Richtung<br />
in den Ohren, noch mit der Eisenbahn<br />
gen Westen fahrend dort eine vorläufige<br />
Bleibe fand.<br />
Die jüngere Tochter jedoch, als Erbin des<br />
Hofes bemüht, alle bewegliche Habe auf<br />
drei größere Wagen zu bergen, verließ einige<br />
Wochen später mit ihren Gespannen