Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Und hier noch eine kleine Geschichte<br />
über den Großvater der Einsenderin, der<br />
im 1. Weltkrieg von den Russen verschleppt<br />
wurde und 1918 in Russland<br />
verstorben ist.<br />
ERNI THÜMER<br />
Die Flucht aus dem Krankenhaus.<br />
Im Frühjahr 1910 übertrug der alte Bauer<br />
Broska aus Chmielewen seinen Hof auf<br />
den ältesten Sohn. Nun konnte er sich<br />
endlich in Ruhe ins Bett legen und, wie er<br />
hoffte, seinen kranken Magen auskurieren.<br />
Die Schmerzen jedoch wurden von Tag zu<br />
Tag unerträglicher und das Gejammer des<br />
Alten immer lauter, so dass der Sohn eines<br />
Morgens kurz entschlossen die Pferde vor<br />
die Kutsche spannte, um den Doktor aus<br />
Arys zu holen. Der kam, drückte hier und<br />
da auf dem Leib des Bauern herum, ließ<br />
sich die Zunge zeigen, fragte dieses und<br />
jenes und nickte dabei wie zur Bestätigung<br />
seiner Vermutungen mit dem Kopf.<br />
“ Ja, Alterchen”, meinte er dann, “ die beste<br />
Krankheit ist nichts wert, wenn man solche<br />
Schmerzen hat wie Sie. Am besten ist”, er<br />
wandte sich an den Sohn, “Sie bringen<br />
Ihren Vater sofort ins Krankenhaus nach<br />
Johannisburg; Sie haben ja noch angespannt.<br />
Ich vermute eine Gastritis, wenn<br />
nicht gar Magengeschwüre bei Ihrem Va-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Bauernhof Lomoth<br />
ter. So liegen bleiben kann er hier auf<br />
keinen Fall.”<br />
Der Bauer, zeit seines Lebens nie richtig<br />
krank gewesen, vergaß für wenige Sekunden<br />
vor Schreck seine Schmerzen. Da er<br />
aber einen Heidenrespekt vor dem studierten<br />
Herrn hatte, begann er sich leise jammernd<br />
mit Hilfe seiner Schwiegertochter<br />
anzukleiden. Dann ging es los nach Johannisburg<br />
ins Krankenhaus.<br />
Bauer Broska hatte eine unruhige Nacht<br />
hinter sich. Gegen Morgen war er endlich<br />
in einen leisen Schlaf gefallen.<br />
Er wusste nicht, wie lange er geschlafen<br />
hatte, als er plötzlich seinen Namen nennen<br />
hörte. Zwei Pfleger in weißen Mänteln<br />
standen vor seinem Bett, hoben ihn hoch<br />
und betteten ihn auf eine fahrbare Bahre,<br />
die sie mitgebracht haben mussten, denn<br />
am Abend hatte sie da noch nicht gestanden.<br />
“So, Opa”, lachte der jüngere von beiden,<br />
“jetzt wird Ihnen der gute Onkel Doktor<br />
gleich den Bauch aufschneiden.”<br />
Sagte es und schob den alten Bauern ins<br />
Untersuchungszimmer. Bauer Broska wurde<br />
plötzlich himmelangst. Wer weiß, was<br />
man alles mit ihm anstellen würde! Zum<br />
Schneiden waren die Doktors ja immer<br />
gleich bereit.<br />
“Ich muss mal dringend raus”, meldete er<br />
sich und rutschte vorsichtig von der Bahre.<br />
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