Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
90<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Platz ist in der kleinsten Hütte, sagte unsere<br />
Tante. In dieser so schweren Zeit müssen<br />
wir alle zusammenhalten. Als Kinder in<br />
unserem Alter ahnten wir noch nicht, dass<br />
unsere Heimat für immer verloren ist. Trotz<br />
vieler Unannehmlichkeiten haben wir alle<br />
die Hoffnung nie aufgegeben, in die Heimat<br />
zurückzukehren. Um in der Schule<br />
nicht zu viel zu versäumen, wurden wir in<br />
der Grundschule zu Schorrentin angemeldet.<br />
So gingen die Jahre ins Land, und so<br />
schwand immer mehr die Hoffnung, die<br />
Heimat jemals wieder zu sehen. In den<br />
kleinen Ort Schönkamp kamen jeden Tag<br />
neue Trecks an. Viele aus Schlesien – Pommern.<br />
Es wurde in der Scheune und auf<br />
Heuböden geschlafen. Neun lange Jahre<br />
lebten wir in einem Raum von 16 qm mit 5<br />
Personen. Eine kleine Küche für 4 Familien<br />
stand nach Absprache zur Verfügung. So<br />
verlebten wir trotz vielen Entbehrungen in<br />
dem kleinen Ort eine schöne Kindheit.<br />
Unser Vater war in russischer Gefangenschaft.<br />
Unsere Mutter hatte ein schweres<br />
Los, vier kleine Kinder zu versorgen in<br />
dieser doch so schweren Zeit. Aber irgendwie<br />
haben wir es alle gut überstanden.<br />
Auf unsere Mutter können wir heute<br />
sehr stolz sein. Leider ist sie viel zu früh von<br />
uns gegangen. Mit zunehmendem Alter<br />
verließen wir mit der Aufnahme einer Lehrstelle<br />
unser gewohntes Elternhaus in Schönkamp.<br />
Jetzt leben wir Geschwister alle verstreut<br />
in den neuen Bundesländern, Berlin,<br />
Dresden, Nordhausen und Ilmenau wurden<br />
unser neues Zuhause. Aber bei unseren<br />
jährlichen Treffen kommt immer wieder<br />
die Sehnsucht nach der Heimat ins Gespräch.<br />
Unsere nächsten Verwandten wohnen<br />
in Lüdenscheid. Auch sie sind, allerdings<br />
etwas später aus der Heimat geflohen.<br />
Bei einem Besuch in Lüdenscheid<br />
erfuhren wir von Reisen nach Ostpreußen,<br />
die sie unternommen hatten. Alle sagten<br />
nur zu uns: „Fahrt mal in die Heimat, schaut<br />
es Euch an, wie es dort nach 56 Jahren<br />
aussieht”. Also sagten wir uns – alle 4<br />
Geschwister – fahren wir. Meine Geschwister,<br />
Lothar (66 Jahre), Dieter (64 Jahre),<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
unsere Schwester Liebgard (59 Jahre) und<br />
ich als Reinhard Michalzik (62 Jahre) traten<br />
am 4.09.00 diese Reise nach Masuren an.<br />
Durch ein Inserat in der Zeitschrift<br />
„Blinker“habe ich die Adresse von unserer<br />
Pension erhalten. Die neu erbaute Pension<br />
liegt direkt am Schwenzait-See im Ort<br />
Ogonki, ehemals Schwerten. Diese Pension<br />
kann ich nur unseren Landsleuten empfehlen.<br />
Sehr preiswert mit Frühstück, HP,<br />
Tiefgaragen, Fahrrädern usw., alle Zimmer<br />
modern eingerichtet mit DU/WC, insgesamt<br />
8 DZ.<br />
Nun zu unser eigentlichen Reise<br />
Bei unser Schwester in Berlin war Treffpunkt.<br />
Am frühen Morgen so gegen 5.00Uhr<br />
ging es los. Die Reise führte uns über<br />
Küstrin – Deutsch Krone – Bromberg –<br />
Graudenz – Allenstein – Sensburg – Rhein<br />
– Lötzen – Schwenten (Ogonki) 644 km.<br />
Während unserer Reise kam uns immer<br />
wieder der Gedanke, wir führen doch nur<br />
durch ehemals deutsches Land. Es ist immer<br />
noch schwer zu verstehen, wie all das<br />
so passieren konnte, Millionen Menschen<br />
aus ihrer angestammten Heimat zu vertreiben.<br />
Je näher wir der Heimat Ostpeußen kamen,<br />
desto schöner wurde die Landschaft. Ein<br />
Traum von Wäldern, Hügeln, Seen und weit<br />
verstreuten Dörfern und Höfen. Ein Ziel für<br />
uns, um einzutauchen in eine längst verloren<br />
geglaubte Zeit und Natur.<br />
Saubere Luft, klare Seen, hügelige Landschaft,<br />
mit endlosen Wäldern, Fisch- und<br />
Wildreichtum, das ist unser schönes Masuren.<br />
Nach einer langen, aber landschaftlich für<br />
uns schönen Reise sind wir mit unseren 2<br />
Autos gut in der Pension angekommen.<br />
Von den Wirtsleuten wurden wir herzlich<br />
empfangen. Nach einem guten Abendbrot<br />
gingen wir so gegen 22.00 Uhr in unsere<br />
Betten. Am nächsten Morgen so gegen<br />
6.00 Uhr weckten uns die Vögel mit ihrem<br />
Gesang. Nach einem guten Frühstück ging<br />
unsere Reise, wie sollte es anders sein,<br />
nach Lissuhnen. Bei herrlichem Sonnen