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Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

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124<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

waren, weil am Montag wieder den täglichen<br />

Pflichten nachgegangen werden<br />

musste. Mit dem Sonntag hatte die Hochzeit<br />

ihren Abschluß gefunden.<br />

Zur masurischen Landehe, die seit Generationen<br />

stark auf die Natur und ihre Beziehungen<br />

abgestellt war, gehörte vieles, wie<br />

Liebe, Sexualität, der Wunsch nach Kindern<br />

als Nachkommen,Treue, gegenseitige,<br />

gemeinsame Aufgaben und Beziehungen<br />

zu der dörflichen Nachbarschaft, zu<br />

den Institutionen und Einrichtungen. Dafür<br />

erwartete der Masure Freiheit, gegenseitige<br />

Hilfe in Notzeiten und allzeit heimatliche<br />

Geborgenheit im Schoße der Dorfgemeinschaft<br />

!<br />

DÖRFLICHE BEGRÄBNISSE<br />

UND IHRE KULTURELL-<br />

RELIGIÖSE BEDEUTUNG IN<br />

MASUREN<br />

von Günter Schiwy<br />

Die Masuren sind als konservativ bekannt,<br />

das heißt, dass sie an ihren althergebrachten<br />

Eigenarten festhalten. So war es bei<br />

den Vorfahren und so mußte es auch bleiben!<br />

Dahinter stecken eine jahrhundertealte<br />

Tradition von Riten und Bräuchen und oft<br />

auch Unheimlichkeiten. Warum sollte man<br />

sich von dem Altbewährten trennen, das<br />

gut eingefahren und zur Norm geworden<br />

war.<br />

Und so war es auch in Kreuzofen, meinem<br />

Heimatdorf am Niedersee in der tiefsten<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide, wo die Geburt und<br />

der Tod zum dörflichen Alltag gehörten!<br />

Heute ist es in unserer verstädterten Gesellschaft,<br />

ja - selbst im kirchlichen Bereich,<br />

ungehörig vom Tode zu sprechen.<br />

Man verdrängt ihn, ist von ihm nicht betroffen!<br />

Man liest zwar ständig in der Tageszeitung<br />

Todesanzeigen, aber man bezieht sie<br />

nicht auf den eigenen Tod. In der Umgangssprache<br />

redet man beschönigend<br />

vom „Eingeschlafenen“, aus unserer Mitte<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

„Gegangenen“ usw. Der Tod ist heute durch<br />

das aufgezwungene „Positive Denken“ aus<br />

der Öffentlichkeit verdrängt und aus dem<br />

Bewusstsein verschwunden. Der Mensch<br />

verhält sich oft so, als gäbe es den Tod<br />

nicht! Dabei erinnert uns das gellende<br />

Martinshorn der Unfall- und Krankenwagen<br />

tagtäglich an den Tod und damit doch<br />

auch an die Frage: Was hilft mir, meinen<br />

Tod anzunehmen, und wie kann ich würdevoller<br />

sterben?<br />

Ich muß ja sterben! Warum kann ich, wie<br />

meine Eltern und Großeltern, den Tod nicht<br />

als etwas Natürliches und Selbstverständliches<br />

hinnehmen, sondern überspiele diese<br />

Tatsache zumeist mit meiner Geschäftigkeit<br />

des Alltags? Ist der Tod nicht die<br />

Abrundung meines Lebens? Gehe ich nicht<br />

den Weg aller Wege? Warum wird der Tod<br />

bei uns Christen oft als Strafe empfunden,<br />

die uns ängstigt? Kennzeichnet dieses<br />

Schweigen über den Tod nicht unsere existentielle<br />

Verlegenheit?<br />

Der Masure, dessen Vorfahren die heidnischen<br />

Pruzzen waren, die die Natur verehrten<br />

und anbeteten und an ein Leben nach<br />

dem Tode glaubten, entwickelte und hatte<br />

ein positives Verhalten zum Tode. Damit<br />

hat er über Generationen hinweg ein<br />

leidens- und schmerzüberwindendes Denken<br />

und Handeln und damit Verhalten zum<br />

Tode bekommen. Und die christliche Kirche<br />

konnte nach der Christianisierung nicht<br />

umhin, diesen die Natur als Religion verehrenden<br />

Pruzzen ihre Grundsymbole in ihrer<br />

Selbstfindung zu überlassen, weil sie ein<br />

elementares menschliches Grundbedürfnis<br />

dieser 4000jährigen Geschichte nicht<br />

auszulöschen vermochte. Das tiefgreifend<br />

religiöse Grundverhalten einer ethnisch<br />

gewachsenen Volksgruppe kann man eben<br />

durch neue geistig-gesellschaftliche Ideologien<br />

nicht brechen. Auch Verbote und<br />

Todesstrafen helfen da nicht weiter! Das<br />

Bewusstsein und die gelebten Traditionen<br />

in der bestehenden Kultur sind beständiger!<br />

Religiös überkommene Formen und<br />

Symbole sind Zeichen der Zusammengehörigkeit<br />

und des friedvollen Zusammenle

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