Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
waren, weil am Montag wieder den täglichen<br />
Pflichten nachgegangen werden<br />
musste. Mit dem Sonntag hatte die Hochzeit<br />
ihren Abschluß gefunden.<br />
Zur masurischen Landehe, die seit Generationen<br />
stark auf die Natur und ihre Beziehungen<br />
abgestellt war, gehörte vieles, wie<br />
Liebe, Sexualität, der Wunsch nach Kindern<br />
als Nachkommen,Treue, gegenseitige,<br />
gemeinsame Aufgaben und Beziehungen<br />
zu der dörflichen Nachbarschaft, zu<br />
den Institutionen und Einrichtungen. Dafür<br />
erwartete der Masure Freiheit, gegenseitige<br />
Hilfe in Notzeiten und allzeit heimatliche<br />
Geborgenheit im Schoße der Dorfgemeinschaft<br />
!<br />
DÖRFLICHE BEGRÄBNISSE<br />
UND IHRE KULTURELL-<br />
RELIGIÖSE BEDEUTUNG IN<br />
MASUREN<br />
von Günter Schiwy<br />
Die Masuren sind als konservativ bekannt,<br />
das heißt, dass sie an ihren althergebrachten<br />
Eigenarten festhalten. So war es bei<br />
den Vorfahren und so mußte es auch bleiben!<br />
Dahinter stecken eine jahrhundertealte<br />
Tradition von Riten und Bräuchen und oft<br />
auch Unheimlichkeiten. Warum sollte man<br />
sich von dem Altbewährten trennen, das<br />
gut eingefahren und zur Norm geworden<br />
war.<br />
Und so war es auch in Kreuzofen, meinem<br />
Heimatdorf am Niedersee in der tiefsten<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide, wo die Geburt und<br />
der Tod zum dörflichen Alltag gehörten!<br />
Heute ist es in unserer verstädterten Gesellschaft,<br />
ja - selbst im kirchlichen Bereich,<br />
ungehörig vom Tode zu sprechen.<br />
Man verdrängt ihn, ist von ihm nicht betroffen!<br />
Man liest zwar ständig in der Tageszeitung<br />
Todesanzeigen, aber man bezieht sie<br />
nicht auf den eigenen Tod. In der Umgangssprache<br />
redet man beschönigend<br />
vom „Eingeschlafenen“, aus unserer Mitte<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
„Gegangenen“ usw. Der Tod ist heute durch<br />
das aufgezwungene „Positive Denken“ aus<br />
der Öffentlichkeit verdrängt und aus dem<br />
Bewusstsein verschwunden. Der Mensch<br />
verhält sich oft so, als gäbe es den Tod<br />
nicht! Dabei erinnert uns das gellende<br />
Martinshorn der Unfall- und Krankenwagen<br />
tagtäglich an den Tod und damit doch<br />
auch an die Frage: Was hilft mir, meinen<br />
Tod anzunehmen, und wie kann ich würdevoller<br />
sterben?<br />
Ich muß ja sterben! Warum kann ich, wie<br />
meine Eltern und Großeltern, den Tod nicht<br />
als etwas Natürliches und Selbstverständliches<br />
hinnehmen, sondern überspiele diese<br />
Tatsache zumeist mit meiner Geschäftigkeit<br />
des Alltags? Ist der Tod nicht die<br />
Abrundung meines Lebens? Gehe ich nicht<br />
den Weg aller Wege? Warum wird der Tod<br />
bei uns Christen oft als Strafe empfunden,<br />
die uns ängstigt? Kennzeichnet dieses<br />
Schweigen über den Tod nicht unsere existentielle<br />
Verlegenheit?<br />
Der Masure, dessen Vorfahren die heidnischen<br />
Pruzzen waren, die die Natur verehrten<br />
und anbeteten und an ein Leben nach<br />
dem Tode glaubten, entwickelte und hatte<br />
ein positives Verhalten zum Tode. Damit<br />
hat er über Generationen hinweg ein<br />
leidens- und schmerzüberwindendes Denken<br />
und Handeln und damit Verhalten zum<br />
Tode bekommen. Und die christliche Kirche<br />
konnte nach der Christianisierung nicht<br />
umhin, diesen die Natur als Religion verehrenden<br />
Pruzzen ihre Grundsymbole in ihrer<br />
Selbstfindung zu überlassen, weil sie ein<br />
elementares menschliches Grundbedürfnis<br />
dieser 4000jährigen Geschichte nicht<br />
auszulöschen vermochte. Das tiefgreifend<br />
religiöse Grundverhalten einer ethnisch<br />
gewachsenen Volksgruppe kann man eben<br />
durch neue geistig-gesellschaftliche Ideologien<br />
nicht brechen. Auch Verbote und<br />
Todesstrafen helfen da nicht weiter! Das<br />
Bewusstsein und die gelebten Traditionen<br />
in der bestehenden Kultur sind beständiger!<br />
Religiös überkommene Formen und<br />
Symbole sind Zeichen der Zusammengehörigkeit<br />
und des friedvollen Zusammenle