28.08.2013 Aufrufe

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Der Verfasser des folgenden Berichtes<br />

ist Max Ulonska aus Jegodnen<br />

(Balkfelde), geboren in Königsdorf Kreis<br />

Johannisburg<br />

DIE BESCHREIBUNG MEINES<br />

LEBENS AUS DER ZEIT VON<br />

1904-1920<br />

1. Teil: Umsiedlung in die Nähe von<br />

Johannisburg<br />

Als zweitältester Sohn meiner Eltern bin ich<br />

am 5.5. 1900 in Königsdorf geboren. Das<br />

kleine Dörfchen trug früher den Namen<br />

Piskorzewen und lag an der polnischrussischen<br />

Grenze.<br />

Nach einem Großbrand im Jahre 1890 war<br />

es vollständig vernichtet worden, es wurde<br />

vom Staat wieder aufgebaut und erhielt<br />

dann den Namen Königsdorf.<br />

Wir besaßen hier einen kleinen Landbesitz<br />

von gut 45 Morgen Acker. Auf dem Lande<br />

gab es Arbeit genug, aber wenig Verdienstmöglichkeit.<br />

So beschloss unser Vater, alles<br />

zu verkaufen und näher an die Stadt zu<br />

ziehen. Im Frühjahr 1904 erzählte er uns,<br />

dass er ein größeres Grundstück von 75<br />

Morgen in Jegodnen bei Johannisburg in<br />

Aussicht habe. Wir waren alle froh darüber;<br />

einmal, um von der Nähe der Grenze wegzukommen,<br />

und zum anderen, eher die<br />

Möglichkeit zu haben, in der Stadt etwas<br />

dazu zu verdienen. Im Sommer desselben<br />

Jahres wurde der Kaufvertrag in Jegodnen<br />

abgeschlossen.<br />

Für unser Grundstück in Königsdorf hatten<br />

wir auch schon Interessenten gefunden,<br />

und kurze Zeit darauf wurde an den, der<br />

am meisten geboten hatte, verkauft. Es<br />

gab verschiedene Vereinbarungen: das<br />

Korn durften wir abernten und manches<br />

andere auch. Nur die Kartoffeln blieben für<br />

den Nachfolger zurück. Alles Korn wurde<br />

gedroschen, in Säcke gefüllt und fahrbereit<br />

hingestellt. Auch das Heu wurde noch<br />

eingefahren. Alles Übrige an Hausrat suchten<br />

wir zusammen und bereiteten langsam<br />

unseren Umzug vor. Die Nachbarn stan-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

den uns mit ihren Wagen hilfreich zur Seite.<br />

Ende August war es dann so weit, dass wir<br />

nach Jegodnen umsiedeln konnten. Ein<br />

großer Leiterwagen wurde für den Hausrat<br />

bereit gestellt, zwei Pferde wurden vorgespannt.<br />

Die Nachbarn nahmen auf ihre<br />

Wagen die Ernte, das Heu, Korn, Stroh,<br />

auch Holz und landwirtschaftliche Geräte.<br />

Einige Rinder wurden hinten an den Wagen<br />

gebunden. Die kleinen Kinder kamen<br />

zu den Eltern auf den ersten Wagen, Oma<br />

und Opa auf den zweiten Wagen.<br />

Mein ältester Bruder, der am 9. November<br />

7 Jahre alt wurde, musste zwei Kühe am<br />

Strick führen. Der Umzug konnte nur schrittweise<br />

vorangehen. Es war eine Fahrt von<br />

20 km. Morgens zogen wir ab, und abends<br />

waren wir erst an Ort und Stelle.<br />

Wir Kinder haben im Dorf sehr bald an die<br />

heimischen Bewohner Anschluß gefunden,<br />

und mit der Zeit vergaßen wir die alte Heimat.<br />

Auf der neuen Stelle war das Wohngebäude<br />

schon alt und für unsere große Familie,<br />

die alle zwei Jahre größer wurde,<br />

sehr bald zu klein. Der Ackerboden war<br />

hier jedoch viel fruchtbarer. Es war aber<br />

ungünstig, dass Äcker, Weiden und Heuwiesen<br />

weit außerhalb des Dorfes lagen.<br />

Vom Hof aus musste das Vieh etwa 2 km<br />

weit auf die Weiden getrieben werden.<br />

Ganz besonders nachteilig wirkte sich diese<br />

Entfernung beim Ausfahren des<br />

Stalldunges und Einbringen der Ernte aus.<br />

Durch dieses Hin- und Herfahren auf dem<br />

weiten Sandweg ging viel Zeit verloren.<br />

Die kleinen Bauern wirtschafteten zum größten<br />

Teil mit eigenen Arbeitskräften. Um<br />

billige Arbeiter zu haben, wurden früher<br />

viele Kinder geboren. Auch unsere Familie<br />

wurde alle zwei Jahre kinderreicher. Zuletzt<br />

waren wir sechs Geschwister. Nicht<br />

selten hatten andere Familien durchschnittlich<br />

sechs bis zehn Kinder. Auch wir wurden<br />

zu Arbeiten herangezogen, die wir als<br />

Kinder, dem Alter gemäß, leisten konnten,<br />

auf dem Felde, dem Hof, im Stall oder<br />

Haus.<br />

Ich kann mich noch gut daran erinnern wie<br />

ich, 6 Jahre alt, mit meiner Großmutter die<br />

113

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!