28.08.2013 Aufrufe

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

und Helfern am frühen Morgen den Hof, um<br />

dem Treck des Dorfes in eine ungewisse<br />

Zukunft und - wer weiß - wie weite Ferne zu<br />

folgen. Noch ahnte sie nicht, wie bald alle<br />

vage Hoffnung dieser Art in einer furchtbaren<br />

Katastrophe zerstob. Widrige Umstände<br />

des kalten Winterwetters jedoch, aber<br />

mehr noch wirre Gerüchte über Richtung<br />

und Stärke des feindlichen Vorstoßes machten<br />

ihr große Sorgen.<br />

Im späten Januar durch starken Frost und<br />

hohen Schnee behindert - wie schon einst<br />

ein Treck des Hofes auf ostpreußischer<br />

Heimaterde - nur schweres Weiterkommen<br />

der Wagen. Es erlahmten die Pferde.<br />

So kam der Treck nur langsam voran. Gegen<br />

Abend überholten, aus seitlicher Richtung<br />

kommend, bereits feindliche Panzer<br />

die Gespanne. Um ihrem Feuer zu entkommen,<br />

suchte man in höchster Not Schutz im<br />

nassen Schnee auf der Erde.<br />

Neben ihnen versanken Pferde und Wagen<br />

im klirrenden Schnee, von den Fliehenden<br />

in panischer Angst kopflos verlassen. Von<br />

Granaten und Kugeln getroffen, so auch<br />

der Pfarrer der Gemeinde, verloren viele<br />

Menschen ihr Leben, andere ihre Freiheit,<br />

zusammengetrieben zu hilflosen Massen.<br />

Jüngere, darunter auch die Erbin, nur noch<br />

die Hofkarte als wichtigstes Dokument zur<br />

Hand, wagten, im Schutze der Nacht zu<br />

Fuß laufend, den Weg zu noch freien Straßen.<br />

Verzweifelte Hoffnung trieb sie voran.<br />

Endlich fanden sie zu dritt nach langen,<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Heimatlos<br />

von Bodenstedt<br />

beschwerlichen Märschen die sehnlichst<br />

erbetene Hilfe: Fürsorgliche Mitnahme<br />

durch zurückgehende deutsche Kolonnen.<br />

So entkamen sie wenigstens den todbringenden<br />

Horden gnadenloser feindlicher<br />

Häscher, den Vernichtern so manchen<br />

unschuldigen Lebens. Doch alles Glück<br />

einer bergenden Heimat schien nun endgültig<br />

zerronnen!<br />

Schließlich erreichten sie jenseits der<br />

Weichsel - nach manch einer gefährlichen<br />

Bedrohung durch feindliche Flieger - endlich<br />

Anschluß an westwärts fahrende Personenzüge.<br />

Im Unterschied zu ihrer hügeligen<br />

Heimat mit ihren Seen erlebten sie<br />

nun - je weiter nach Westen - mehr und<br />

mehr weite Feldmark mit fruchtbarer Börde.<br />

Der Erbin gelang so, wie der älteren<br />

Schwester mit Mutter und Sohn bereits<br />

früher, nach schweren Wochen die rettende<br />

Zuflucht auf verwandschaftlichen Besitz<br />

an der Flensburger Förde.<br />

Der Hof in Masuren, nun war er wohl für<br />

immer verloren. Auch die letzte Erbin verstarb<br />

alsdann nach langem, schwerem<br />

Krankenbett. Die ältere Schwester aber,<br />

einst auch auf der Flucht, jedoch zu seiner<br />

Rettung geboren, trägt das Gedenken an<br />

ihren väterlichen Hof mit all seinen immer<br />

noch geliebten bäuerlichen Konturen, auch<br />

für ihren dort geborenen einzigen Sohn, als<br />

teures Vermächtnis in ihrem Herzen, denn<br />

hier ist und bleibt ihre ewige Heimat - im<br />

fernen, unvergesslichen MASUREN.<br />

Ihr lächelt manchmal über unser Wesen<br />

Und seht uns irgendwie verwundet an-<br />

Was wißt ihr denn von allem, was gewesen,<br />

Was Heimat war und nie mehr werden kann!<br />

Wohl fand ich oft, was Aug’ und Ohr ergötzte,<br />

Doch nie, was meine Heimat mir ersetzte.<br />

entnommen aus Gedicht-Sammelband von G. Bosk<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!