Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Uniformen zum Umarbeiten für Jacken,<br />
Röcke und Hosen, denn wir hatten ja nichts<br />
zum Anziehen. Auch neue Unterwäsche<br />
aus Wolle erhielten wir, räufelten sie auf<br />
und strickten Unterwäsche, Jacken und<br />
Pullis. Aus blau-karierter Bettwäsche wurden<br />
Kleider genäht. Die Soldaten gaben<br />
sehr viel ab, um nicht so viel tragen zu<br />
müssen. Von Else Jensen erhielten wir sogar<br />
einen Kocher. Nun konnten wir auf<br />
unserem Zimmer ein wenig zusätzlich kochen.<br />
Doch die Freude dauerte nicht lange.<br />
An dem Tage, als die Soldaten fortkamen,<br />
wurde uns der Strom gesperrt. Sofort<br />
wurden auf dem ganzen Gelände dänische<br />
Posten aufgestellt, und niemand durfte<br />
mehr das Lager verlassen. Ich arbeitete<br />
noch weiter im Revier, es mußte alles sehr<br />
sauber sein. Zum Einkaufen kamen wir<br />
auch nicht mehr heraus. Wir waren ja<br />
schließlich jetzt Gefangene. Der erste Sonntag<br />
war der 13.5., ohne Soldaten im Lager<br />
war es unheimlich still. Draußen war kaum<br />
einer zu sehen, aber das Leben ging weiter.<br />
Zum Essen bekamen wir genug. Wir<br />
hatten noch nicht gehungert. Dann kamen<br />
wieder neue Flüchtlinge aus Svendburg<br />
und Umgebung. Nun waren wir hier 2000<br />
Menschen. Ich habe Bekannte getroffen,<br />
mit denen wir auf der Ubena zusammen<br />
waren. Die Freude war groß. Ich wurde nun<br />
Proviantmeisterin für alle Lager: 1. Lager<br />
Kommandogebäude, 2. Handwerksschule,<br />
3. Missionshotel, 4. Hochschulheim, 5. Stella-Maries,<br />
6. Skarak, 7. Schloß oder Kinderheim,<br />
8. Revier, 9. Revier 2, 10. Ausländer:<br />
Franzosen, Russen, Polen. Ich mußte also<br />
jeden Tag mit einigen Helferinnen für alle<br />
Lager die Verpflegung berechnen, wiegen<br />
und ausgeben, und in der Küche half ich<br />
auch noch mit. So trug ich die Verantwortung,<br />
da ich die Schlüssel für alle Lagerräume<br />
hatte.<br />
Von der deutschen Wehrmacht hatten wir<br />
sehr viele Geschenke bekommen, z. B.<br />
Büchsenfleisch und Wurst, Rauchfleisch<br />
und Hülsenfrüchte. Butter, Roggen und<br />
Weizenbrot bekamen wir schon von den<br />
Dänen geliefert. Frischfleisch, Wurst und<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Eier gab es nicht mehr, aber täglich 20 g<br />
Butter, 175 g Brot und 50 g Büchsenfleisch,<br />
so lange der Vorrat reichte. Kinder<br />
bis zu sechs Jahren und Kranke bekamen<br />
Butter und Weißbrot. Noch kamen wir gut<br />
aus. Nur das Brot war knapp bei den Leuten,<br />
die viele Kinder hatten.<br />
20. 5. - wir haben Pfingsten. Kinder bis zu<br />
drei Jahren erhielten 30 g Bonbons. Zum<br />
Muttertag erhielt jede Mutter ein Stück Kuchen<br />
und auch jedes Kind bis zu drei<br />
Jahren. Von den Dänen hatten wir 100<br />
Kuchen bekommen. In unserem Zimmer<br />
haben wir auch Muttertag gefeiert, das<br />
Zimmer mit Blumen geschmückt, Kuchen<br />
organisiert und es uns gemütlich gemacht.<br />
Am Abend machten wir innerhalb des<br />
Lagergeländes einen Spaziergang.<br />
Am 21. 5. waren wir bei Frau Scholz zum<br />
Bohnenkaffee im Revier eingeladen. Zu<br />
der Zeit befanden sich dort 6000 Soldaten.<br />
Sie waren auf dem Marsch nach Deutschland<br />
und hatten eine Ruhepause eingelegt.<br />
Wir durften uns nicht mit ihnen unterhalten.<br />
Überall standen Posten und passten<br />
auf.<br />
Dann waren wir nun allein, die Wehrmacht<br />
war fort. Die Ausgabe der Kaltverpflegung<br />
hatten jetzt zwei Dänen, Hansen und Huß,<br />
übernommen. Ich durfte aber bleiben und<br />
mithelfen. Seit den 1. 6. gab es nun für alle<br />
300 g Roggenbrot, 125 g Weißbrot, 20 g<br />
Butter, 25 g Wurst, 25 g Käse und 15 g<br />
Zucker. Säuglinge und Kinder bis zu 15<br />
Jahren bekamen noch 1/2 Liter Milch. Wir<br />
kamen damit ganz gut aus. Ich verstand<br />
mich mit den Dänen gut. Sie trieben mich<br />
immer zum Essen an, damit ich etwas auf<br />
die Rippen kriegen sollte. Auch meiner<br />
Mutter durfte ich ein schönes Butterbrot<br />
mitnehmen. Um unser eintöniges Leben zu<br />
bereichern, gründete ich eine Mädchen-<br />
Singgruppe. Da wir Zeit hatten, trafen wir<br />
uns fast jeden Abend. Wir sangen, erzählten<br />
Geschichten, und jeder berichtete von<br />
zu Hause und dem, was er erlebt hatte.<br />
Morgens gingen wir oft in die einzelnen<br />
Lager und weckten mit Gesang, auch am<br />
Abend sangen wir. Die Leute freuten sich<br />
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