Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
zweiten Jahr kaufte der Vater ein Rosswerk<br />
und eine gebrauchte Dreschmaschine. Das<br />
Rosswerk musste von zwei Pferden im<br />
Rundkreis gezogen werden. Die Dreschmaschine<br />
war vom Rosswerk aus durch<br />
zwei Eisenstangen verbunden.<br />
Das Dreschen mit der Dreschmaschine<br />
war eine große Erleichterung. Gereinigt<br />
wurde das Korn mit einer Putzmühle. Die<br />
ging so leicht, dass wir Kinder sie auch<br />
schon bedienen konnten. Das Korn wurde<br />
dann auf den Speicher geschüttet. Gerste<br />
wurde häufig mit eigener Handmühle für<br />
das Schweinefutter geschrotet. Der Roggen<br />
wurde hauptsächlich zu Brotmehl verarbeitet.<br />
War die Kartoffelernte gut ausgefallen,<br />
wurde der Überschuss für 1,50 RM je Ztr.<br />
ins Reich verladen. Dazu wurden die<br />
Kartoffelmieten im Frühjahr geöffnet und<br />
überprüft, ob nur ein geringer Verlust an<br />
verfaulten Kartoffeln festzustellen war. Ein<br />
großer Teil Kartoffeln wurde für die Familie<br />
und für das Schweine- und Geflügelfutter<br />
benötigt . —<br />
Das Wohnen in unserem neuen Haus war<br />
angenehm: wir hatten mehr Platz und es<br />
war schon moderner gebaut. Nur eins gefiel<br />
dem Vater nicht: die weiten Wege auf<br />
die Wiesen und Weiden, wodurch täglich<br />
viel Zeit verloren ging. Deshalb wollte Vater<br />
auf den Wiesen einen ganz neuen Hof<br />
aufbauen. Mit diesem Gedanken hatte er<br />
sich schon seit einigen Jahren beschäftigt.<br />
Endlich, im Frühjahr 1912, erhielt er die<br />
Genehmigung, auf den Wiesen bauen zu<br />
dürfen.<br />
Vater kaufte bei der Bahn eine ganze Menge<br />
ausrangierter Eisenbahnschwellen. Das<br />
war noch sehr gutes Holz, in Öl getränkt<br />
und stabil. Weil der Großvater bei der Bahn<br />
beschäftigt war, konnte Vater das Holz<br />
günstiger kaufen. Das Geld dafür stellte<br />
Opa zur Verfügung, weil er ein Gehalt hatte.<br />
Etwas Bauholz wurde von der Försterei<br />
dazugekauft für den Dachstuhl. Ein Teil<br />
wurde zu Brettern verarbeitet.<br />
Die Bauzeichnungen waren schließlich<br />
genehmigt. Der Baumeister kam aus der<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Verwandtschaft. Arbeitskräfte konnte man<br />
genug bekommen, da ging die Arbeit flott<br />
voran.<br />
3. Teil 1912.<br />
Das zweite Bauvorhaben<br />
und der Trauerfall<br />
Noch vor der Ernte wurde mit dem Bau des<br />
Viehhauses begonnen. Es sollte nicht zu<br />
klein bemessen werden, damit wir noch<br />
einen großen Raum für uns als Notwohnung<br />
einrichten konnten.<br />
Als der Stall fertig war, konnte schon das<br />
gesamte Vieh untergebracht werden. Anschließend<br />
wurde gleich die Scheune gebaut<br />
und die ganze Ernte unter Dach und<br />
Fach gebracht. Das Heu kam auf den Heuboden.<br />
Das Bauen ging schnell von der Hand. Es<br />
waren auch Arbeitskräfte aus der Verwandtschaft<br />
dabei, bei denen es auf eine Stunde<br />
mehr oder weniger nicht ankam. Die Verwandten<br />
halfen sich gegenseitig.<br />
Am Anfang des Herbstes wurde mit dem<br />
Bau des Wohnhauses begonnen und im<br />
Frühjahr 1913 weiter gebaut. Am Ende des<br />
Herbstes war der Bau erst zur Hälfte fertig,<br />
Stall und Scheune aber waren fertig.<br />
Im Stall wurde ein großer Raum als Notwohnung<br />
eingerichtet. Sie war nicht als<br />
Dauerwohnung gedacht, aber wir haben<br />
den Raum wohnlich gestaltet. Das ganze<br />
Gebäude im Dorf mit etwas Gartenland<br />
und einer Wiese war inzwischen verkauft<br />
worden. Das Mobiliar und Inventar hatten<br />
wir bereits auf den „Abbau“ gebracht und<br />
notdürftig untergestellt. Im Winter wurden<br />
im Wohnhaus die Innenarbeiten beendet:<br />
die Zimmer wurden mit Rohrmatten<br />
benagelt und verputzt, die Fenster und<br />
Türen gestrichen. Ein großer Kachelofen,<br />
der gleichzeitig drei Zimmer wärmte, vom<br />
Fachmann gebaut, konnte von der Küche<br />
aus geheizt werden.<br />
Besonders unsere Mutter hatte in der Zeit<br />
des Bauens sehr viel Arbeit. Die arbeitenden<br />
Männer und die Familie musste sie<br />
beköstigen. Sie brachte große Opfer und<br />
wurde durch die lange, schwere Belastung