Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
blieben, das Hinterhaus aber vollständig<br />
abgebrannt.<br />
Von 1927-1930 besuchte ich die Grundschule.<br />
Mein Lehrer war Herr Wossidlo, an<br />
den ich mich mit großer Dankbarkeit erinnere.<br />
Er war ein guter Lehrer mit viel psychologischem<br />
Einfühlungsvermögen. Eines<br />
Tages, mitten im Unterricht, klopfte es an<br />
der Klassentür, es war meine Schwester(1<br />
1/2 Jahre jünger), die mein vergessenes<br />
Frühstücksbrot brachte. Sie wurde mit großem<br />
Hallo und Geschrei empfangen. Ich<br />
erstarrte vor Scham im Gegensatz zu meiner<br />
Schwester, die ohne Hemmungen kess<br />
und frech alle Fragen des Lehrers beantwortete.<br />
Als Herr Wossidlo sie auch noch<br />
auf den Klassentisch stellte, war die Show<br />
vollendet.<br />
Am 14. Januar 1928 zogen meine Eltern in<br />
das sogn.“ Beamtenhaus“ in der Hegelstraße.<br />
Für uns Kinder bedeutete dieser<br />
Umzug in den Neubau, der gerade fertiggestellt<br />
worden war, eine große Umstellung,<br />
wir wurden aber durch die Nähe des<br />
Waldes bald entschädigt. Der noch junge<br />
Wald war mit seinen sandigen Wegen und<br />
dem dichten Unterholz ein idealer Spielplatz,<br />
aber auch geeignet für allerlei Streiche.<br />
Es kamen immer viele Kinder zusammen.<br />
Als Experte für “Bierflaschenexplosionen“<br />
füllte ich leere Bierflaschen<br />
mit Carbid und Wasser, die dann mit lautem<br />
Knall platzten, auch war ich ein begehrter<br />
Räuberhauptmann, der ständig mit<br />
einer geladenen Knallkorkenpistole herumlief.<br />
Meine Eltern kauften 1930 ein Haus in der<br />
Graf-Yorck-Straße dem Gymnasium gegenüber.<br />
Am Umzugstag ging ich noch von<br />
der Wohnung Hegelstraße zur Schule, zurück<br />
aber schon in die neue Wohnung in<br />
der Graf-Yorck-Straße. Es war ein Winter<br />
mit sehr viel Schnee. Über die Straße war<br />
ein großes Tor aus Schnee gebaut worden.<br />
Im Garten unseres Hauses lag der Schnee<br />
teilweise bis 1,50m hoch . Mit großem Vergnügen<br />
stapfte ich durch die Schneeverwehungen<br />
des unbekannten Gartens und<br />
versank manchmal bis zur Brust. Mein Va-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ter nahm im Haus die ankommenden Möbel<br />
in Empfang. Die von meinem Vater<br />
gebaute hölzerne Laube wurde auf einem<br />
Pferdewagen durch die Stadt transportiert,<br />
was Belustigung und Aufsehen erregte.<br />
Unser Garten war ca. 3000 m2 groß und lag<br />
unmittelbar am Nebenarm des Pissek. Vom<br />
Garten aus führte eine kleine Treppe zum<br />
Fluss. Dort an der Anlegestelle stand eine<br />
uralte dicke Weide mit einer Art Plattform<br />
zwischen den mächtigen Ästen, auf der wir<br />
eine Burg aus Brettern gebaut hatten. Eine<br />
Erlenallee führte am Flußufer entlang bis<br />
zum Ende des Gartens, wo eine überdachte<br />
Laube mit einem Fenster zum Fluss stand.<br />
Hinter dem Zaun begann die freie Natur mit<br />
Wiesen und hinter Schilf verdeckten Buchten<br />
des „kleinen Flusses“. Dieser Teil des<br />
Gartens war hauptsächlich Gemüsegarten.<br />
Ein Zugang zum Fluss führte zu einer<br />
Badestelle. Im Sommer unternahmen wir<br />
mit einem alten schweren Schweinetrog<br />
abenteuerliche Entdeckungsfahrten auf<br />
diesem „Urwaldfluss“ mit Untiefen und geheimnisvollen<br />
Schilfbuchten. Mein seltsames<br />
Wasserfahrzeug tauchte oft als „U-<br />
Boot” unter.<br />
Der sogn. „Hof“ hinter dem Haus war mit<br />
dichtem Gras bewachsen und war ein idealer<br />
großer Spielplatz: Von zwei Ställen wurde<br />
einer zur Garage umgebaut. In der Mitte<br />
des Gartens befand sich ein Rondell mit<br />
hohen Fliederbüschen. Zur Straße hin standen<br />
in einer Ecke zwei alte Linden. Das<br />
Gebüsch darunter bildete einen geheimnisvollen<br />
Ort, den wir „Gespensterecke“<br />
nannten. In lauen Sommernächten machten<br />
wir uns dort gegenseitig Angst.<br />
Als wir mit unseren Eltern am Heiligen<br />
Abend aus der Kirche kamen, den schneebedeckten<br />
Marktplatz überquerten - der<br />
Vollmond stand über dem Rathaus - , die<br />
Holzbrücke über den Fluss hinter uns hatten,<br />
stießen wir auf dem „Schwarzen Weg“<br />
auf ein halberfrorenes Kätzchen, das wir<br />
nach Hause nahmen. „Lilli“ wurde dann im<br />
Sommer die Stammutter von 5 Jungen. Wir<br />
behielten alle und hatten viel Spaß zu beobachten,<br />
wie sie in diesem „Katzen-<br />
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