Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
bei der Bahn bemüht. Im Hinblick auf sein<br />
Alter, 60 Jahre, erhielt er auch eine leichte<br />
Beschäftigung. Durch Opas zusätzlichen<br />
Verdienst kam bares Geld ins Haus. Bei<br />
einem Arbeitstag von 10 Stunden verdiente<br />
er 45 - 50 Goldmark monatlich.<br />
An jedem 15. des Monats erhielt er eine<br />
Abschlagzahlung von 20 Goldmark, der<br />
Restlohn wurde am Monatsende gezahlt.<br />
Wir Kinder freuten uns auf jeden Monatsersten,<br />
wenn Opa Lohntag hatte. Der Vater<br />
bekam die Golddukaten, und wir standen<br />
herum und warteten auf eine kleine Gabe,<br />
die nach dem Alter verteilt wurde:<br />
10 Pfennig, 5 Pfennig, 2 mal 2 Pfennig und<br />
1 Pfennig. Wir alle waren zufrieden und<br />
dankbar. Das Geld wurde gespart.<br />
Der älteste Bruder hatte ein kleines; Sparbuch<br />
angelegt. Wir jüngeren Geschwister<br />
gaben ihm unsere Pfennige. Der Betrag<br />
von jedem Einzelnen wurde notiert, und wir<br />
konnten einsehen, wieviel ein jeder schon<br />
gespart hatte. Wenn wir eine Summe von<br />
10 RM zusammen hatten, brachte unser<br />
Kassierer den Betrag nach Johannisburg<br />
zur Sparkasse. So haben wir Kinder in<br />
einigen Jahren 100 RM gespart. Zu der Zeit<br />
stand unser Geld noch hoch im Kurs. Ich<br />
kann mich gut daran erinnern, dass mein<br />
Vater auf dem Jahrmarkt einen Ochsen für<br />
50 RM kaufte.<br />
Es gab auf einem Hof auch schwere Jahre.<br />
Wir Kinder mussten überall zufassen und<br />
taten es gern, ohne Entgelt. Im Sommer<br />
liefen wir barfuß, sogar über Stoppelfelder;<br />
das tat uns nicht weh. Wir waren gesund<br />
und zufrieden.<br />
War die Tagesarbeit auf dem Felde beendet,<br />
so blieb auf dem Hofe noch manches<br />
zu beschicken.<br />
Dann musste der Großvater von der Bahn<br />
abgeholt werden, wo er den ganzen Tag<br />
gearbeitet hatte. Denn für einen alten Mann<br />
war der weite Weg von gut 5 1/2 km bis<br />
nach Hause zu lang. Meistens habe ich<br />
Opa mit dem kleinen Einspänner abgeholt.<br />
Das war für mich eine Entspannung. Damit<br />
es mir auf der Fahrt nicht zu langweilig<br />
wurde, habe ich alle Lieder aus dem ev.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Gesangbuch, die ich auswendig konnte,<br />
vor mich hingesungen.<br />
Gute Straßen gab es zur damaligen Zeit<br />
noch nicht, sondern sandige Feldwege.<br />
Nur die Hauptstraße von Johannisburg nach<br />
Dlottowen bis zur polnisch-russischen<br />
Grenze war mit Steinsplitt und Asche befestigt.<br />
In der Stadt selbst gab es Kopfsteinpflaster.<br />
Jede Fahrt hin und zurück mit dem Opa<br />
dauerte eine Stunde. Zu Hause angekommen,<br />
aßen wir Abendbrot und gingen gleich<br />
ins Bett, damit wir am anderen Morgen<br />
frisch in der Schule waren. Die Schularbeiten<br />
wurden dort zuerst nachgesehen, dabei<br />
hatten wir Angst vor dem Lehrer, weil er<br />
einen Stock hatte. Wir haben viel auswendig<br />
lernen müssen, und es wurde auch viel<br />
verlangt. Aber mir hat das Lernen Spaß<br />
gemacht.<br />
Wir Kinder in der Landwirtschaft hatten<br />
kaum eine freie Stunde zum Spielen, vielleicht<br />
einmal am Sonntag. Aber auch dann<br />
mussten wir uns einigen, wer die Kühe<br />
hüten sollte. Der Vater bestimmte, dass<br />
abwechselnd jeder einmal einen freien<br />
Sonntag erhielt.<br />
Die schwerste Arbeit wurde in der Erntezeit<br />
geleistet. Wenn das Korn mit der Sense<br />
gemäht wurde, musste von uns größeren<br />
Jungen einer raffen und der andere binden.<br />
Wenn ein Stück gemäht und gebündelt<br />
war, wurden die Bunde zu je 20 Stück<br />
in Hocken aufgestellt.<br />
Bei uns wurde vor allem Roggen gesät,<br />
aber auch Hafer, Gerste und gelegentlich<br />
Erbsen und Sommerweizen wurden angebaut.<br />
Die Erntezeit dauerte drei Monate, gerechnet<br />
von der Heuernte im Juni bis zur letzten<br />
Rüben- und Kartoffelernte im September/<br />
Oktober.<br />
Das Korn wurde in die Scheune eingefahren,<br />
das Heu kam auf den Stallboden. Kartoffeln<br />
wurden im Freien in großen Mieten<br />
eingedeckt. Im Winter gab es draußen nicht<br />
so viel Arbeit, dann wurde das Korn in der<br />
Scheune gedroschen, im ersten Jahr in<br />
Jegodnen noch mit dem Dreschflegel, im<br />
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