Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

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116 Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V Johannisburger Heimatbrief 2002 Schlittenfahrt im Mondschein Ich vergesse nicht das kalte Mondlicht heller Winternächte. Das stille Dorf, umringt von Wald im stummen Winterweiß. Den knirschenden Schnee, die glitzernden Sterne, das schwankende Licht der Petroleumlaterne, den Fluss – erstarrt – ein graues Band aus Eis. Ich erinnre mich gut an das Schnauben der Pferde, des Schlittenglöckchens hellen Klang, das Knarren der Deichsel, die wollenen Decken, den fröhlichen Kutscher, den ”Bärenfang”. Und später im Haus das Ofenfeuer - die Wärme, den Duft nach Rum und nach Tee; die klammen Finger, die feuchten Sachen, die roten Nasen – Erzählen und Lachen wir klopften aus Mützen und Mänteln den Schnee. www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V bei der Bahn bemüht. Im Hinblick auf sein Alter, 60 Jahre, erhielt er auch eine leichte Beschäftigung. Durch Opas zusätzlichen Verdienst kam bares Geld ins Haus. Bei einem Arbeitstag von 10 Stunden verdiente er 45 - 50 Goldmark monatlich. An jedem 15. des Monats erhielt er eine Abschlagzahlung von 20 Goldmark, der Restlohn wurde am Monatsende gezahlt. Wir Kinder freuten uns auf jeden Monatsersten, wenn Opa Lohntag hatte. Der Vater bekam die Golddukaten, und wir standen herum und warteten auf eine kleine Gabe, die nach dem Alter verteilt wurde: 10 Pfennig, 5 Pfennig, 2 mal 2 Pfennig und 1 Pfennig. Wir alle waren zufrieden und dankbar. Das Geld wurde gespart. Der älteste Bruder hatte ein kleines; Sparbuch angelegt. Wir jüngeren Geschwister gaben ihm unsere Pfennige. Der Betrag von jedem Einzelnen wurde notiert, und wir konnten einsehen, wieviel ein jeder schon gespart hatte. Wenn wir eine Summe von 10 RM zusammen hatten, brachte unser Kassierer den Betrag nach Johannisburg zur Sparkasse. So haben wir Kinder in einigen Jahren 100 RM gespart. Zu der Zeit stand unser Geld noch hoch im Kurs. Ich kann mich gut daran erinnern, dass mein Vater auf dem Jahrmarkt einen Ochsen für 50 RM kaufte. Es gab auf einem Hof auch schwere Jahre. Wir Kinder mussten überall zufassen und taten es gern, ohne Entgelt. Im Sommer liefen wir barfuß, sogar über Stoppelfelder; das tat uns nicht weh. Wir waren gesund und zufrieden. War die Tagesarbeit auf dem Felde beendet, so blieb auf dem Hofe noch manches zu beschicken. Dann musste der Großvater von der Bahn abgeholt werden, wo er den ganzen Tag gearbeitet hatte. Denn für einen alten Mann war der weite Weg von gut 5 1/2 km bis nach Hause zu lang. Meistens habe ich Opa mit dem kleinen Einspänner abgeholt. Das war für mich eine Entspannung. Damit es mir auf der Fahrt nicht zu langweilig wurde, habe ich alle Lieder aus dem ev. Johannisburger Heimatbrief 2002 www.Kreis-Johannisburg.de Gesangbuch, die ich auswendig konnte, vor mich hingesungen. Gute Straßen gab es zur damaligen Zeit noch nicht, sondern sandige Feldwege. Nur die Hauptstraße von Johannisburg nach Dlottowen bis zur polnisch-russischen Grenze war mit Steinsplitt und Asche befestigt. In der Stadt selbst gab es Kopfsteinpflaster. Jede Fahrt hin und zurück mit dem Opa dauerte eine Stunde. Zu Hause angekommen, aßen wir Abendbrot und gingen gleich ins Bett, damit wir am anderen Morgen frisch in der Schule waren. Die Schularbeiten wurden dort zuerst nachgesehen, dabei hatten wir Angst vor dem Lehrer, weil er einen Stock hatte. Wir haben viel auswendig lernen müssen, und es wurde auch viel verlangt. Aber mir hat das Lernen Spaß gemacht. Wir Kinder in der Landwirtschaft hatten kaum eine freie Stunde zum Spielen, vielleicht einmal am Sonntag. Aber auch dann mussten wir uns einigen, wer die Kühe hüten sollte. Der Vater bestimmte, dass abwechselnd jeder einmal einen freien Sonntag erhielt. Die schwerste Arbeit wurde in der Erntezeit geleistet. Wenn das Korn mit der Sense gemäht wurde, musste von uns größeren Jungen einer raffen und der andere binden. Wenn ein Stück gemäht und gebündelt war, wurden die Bunde zu je 20 Stück in Hocken aufgestellt. Bei uns wurde vor allem Roggen gesät, aber auch Hafer, Gerste und gelegentlich Erbsen und Sommerweizen wurden angebaut. Die Erntezeit dauerte drei Monate, gerechnet von der Heuernte im Juni bis zur letzten Rüben- und Kartoffelernte im September/ Oktober. Das Korn wurde in die Scheune eingefahren, das Heu kam auf den Stallboden. Kartoffeln wurden im Freien in großen Mieten eingedeckt. Im Winter gab es draußen nicht so viel Arbeit, dann wurde das Korn in der Scheune gedroschen, im ersten Jahr in Jegodnen noch mit dem Dreschflegel, im 117
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