Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
teilung statt. So auch am 17. Juni 1918.<br />
Förster Kuika erteilte unter anderem seinem<br />
Forstlehrling den Auftrag, im südwestlichen<br />
Teil des Reviers am Abend und am<br />
nächsten Morgen den Forst- und Jagdschutz<br />
auszuüben. Außerdem gab er den<br />
alten Moorbock, der seinen Einstand am<br />
Erlenbruch hatte, Walter Pohl zum Abschuß<br />
frei. Hocherfreut über diese Auszeichnung<br />
begab sich, jagdlich ausgerüstet, Walter<br />
Pohl schon am zeitigen Nachmittag zum<br />
Erlenbruch.<br />
Die Dämmerung brach herein, eine warme<br />
Sommernacht ließ langsam alle Lebewesen,<br />
Bäume und die vielen Wacholderbüsche<br />
in ein zunehmendes Dunkel verschwinden.<br />
Allmählich verstummte das<br />
Vogelgezwitscher, nur hin und wieder erschallte<br />
der erschaudernde Ruf eines Kauzes.<br />
Die Mitternachtsstunde verging und<br />
Walter Pohl kehrte nicht in sein Quartier,<br />
das er in der Försterei Kurwien hatte, zurück.<br />
Auch zum üblichen Rapport bei Förster<br />
Kuika fehlte er am anderen Morgen.<br />
Besorgt verständigte Wilhelm Kuika daraufhin<br />
seinen Chef, den Forstmeister<br />
Paukstadt. Unverzüglich erschien im Dogcart<br />
der Forstmeister bei seinem Förster. In<br />
flotter Fahrt trabte der Trakehner mit den<br />
beiden Forstbeamten dem Erlenbruch, dem<br />
Auftragsort des Forstlehrlings, entgegen.<br />
Unterwegs verständigten sie noch für die<br />
sofortige Suchaktion einige Waldarbeiter.<br />
Lange brauchten sie nicht zu suchen. Auf<br />
der stark vergrasten Grenzschneise vom<br />
Jagen 237/238 zwischen dem Erlenbruch<br />
und der angrenzenden Fichtendickung fanden<br />
sie den jungen Forstkollegen heimtükkisch<br />
erschossen. Zwei Kugeln hatten den<br />
Körper im Brustbereich durchbohrt, so daß<br />
sein Tod sofort eingetreten sein mußte. Der<br />
Hahndrilling und das Fernglas fehlten. Bei<br />
der gründlichen Untersuchung des Tatortes<br />
fanden die Forstbeamten an der Fichtendickung<br />
zwei Patronenhülsen, wie sie beim<br />
russischen Militär üblich waren. Mehrere<br />
unterschiedliche Fußspuren, niedergetretenes<br />
Gras sowie zwei Machorkakippen,<br />
aus Zeitungspapier mit kyrillischer Schrift,<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ließen auf eine russische Bande schließen.<br />
Umfragen und Nachforschungen der Forstund<br />
Polizeibeamten gemeinsam mit Forstmeister<br />
Paukstadt, der gleichzeitig Amtsvorsteher<br />
des Amtsbezirkes Kurwien war,<br />
ergaben, daß in letzter Zeit in Klein<br />
Spalienen und Karpa, unmittelbar an der<br />
Landesgrenze, Einbrüche, Viehdiebstahl<br />
und Wildereien vorgekommen waren. Dabei<br />
wurden drei „Fremde“ gesehen, die<br />
sich russisch unterhielten.<br />
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung<br />
fand die Beerdigung von Walter Pohl auf<br />
dem Friedhof in Kurwien statt. Pfarrer Franz<br />
Engelhard aus Turoscheln führte die Trauerfeier<br />
durch. An der Mordstelle zwischen<br />
Jagen 237/238 errichteten die Forstbeamten<br />
einen Granitfindling als Gedenkstein<br />
mit der Inschrift:<br />
„Forstlehrling<br />
Walter Pohl<br />
ist hier durch ruchlose<br />
russische Mörderhand<br />
am 17.6.1918<br />
gestorben“<br />
Der gemeine Mord an dem jungen Forstkollegen<br />
Walter Pohl erschütterte Forstmeister<br />
Hans Paukstadt und seine Revierbeamten<br />
sehr. Sie verstärkten ihren Kampf<br />
gegen das Wilderer- und Bandenwesen.<br />
Es gelang den Forstbeamten, einige Raubschützen<br />
aus Kreuzofen, Erdmannen und<br />
Heydik zu überführen, festzunehmen und<br />
vor Gericht zu stellen. Unermüdlich und<br />
gnadenlos, sogar mit Schußwechsel, ging<br />
der Kampf gegen die Wilderer weiter. Eines<br />
Nachts brannte plötzlich die Scheune<br />
mit der gesamten Getreide- und Heuernte<br />
von Forstmeister Paukstadt nieder. Aus<br />
Rache und letzte Warnung, so hieß es im<br />
Dorf, wäre dies geschehen. Daraufhin versetzte<br />
1924 sogleich und vorsorglich die<br />
preußische Forstverwaltung den 50 jährigen<br />
Forstmeister Hans Paukstadt in die<br />
Rominter Heide. Hier übernahm er die<br />
Oberförsterei Szittkehmen. Zu damaliger<br />
Zeit waren die Forstbediensteten ihres Lebens<br />
nie sicher. Manche verschwanden<br />
und wurden irgendwann ermordet aufge