Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
und Durchhalten von Schwierigkeiten können<br />
Mann und Frau zu größerer Reife und<br />
tieferer Beglückung gelangen. Die Ehe muß<br />
immer wieder neu gewonnen werden, damit<br />
sie nicht erstarrt. Sie ist ihrer Natur nach<br />
auf Lebenszeit angelegt!<br />
Die Hochzeiten in Kreuzofen waren - wie<br />
ich bereits erwähnte - eine feierliche Angelegenheit<br />
des ganzen Dorfes. An der Feier<br />
nahmen die gesamte Nachbarschaft und<br />
Verwandtschaft teil. Es war ein Fest, das oft<br />
zwei bis drei Tage dauerte. Der erste Tag<br />
galt ganz der Braut, während der zweite<br />
dem Bräutigam und der dritte ihnen beiden<br />
gewidmet war. Es ging dabei hoch her,<br />
wobei auch mancher derbe Spaß vertragen<br />
werden musste.<br />
Die Vermählung der Brautleute erfolgte in<br />
der 3 km entfernt liegenden evangelischen<br />
Kirche am Vormittag in einer Sonderform<br />
des Gottesdienstes mit Glockengeläut,<br />
Wortverkündigung und Gebet. Mit dem<br />
Trauungsversprechen, dem sich eine Einsegnung<br />
anschloss, bekannten sich die<br />
Brautleute kniend vor dem Altar zur Ehe vor<br />
Gott.<br />
Am Hochzeitstag folgten der geschmückten<br />
Hochzeitskutsche durch den Kiefernwald<br />
viele weitere Kutschen mit dem<br />
Hochzeitsgefolge nach Klein Kurwien. Solche<br />
Bewohner, die keine Möglichkeiten<br />
hatten, gefahren zu werden, nahmen an<br />
der kirchlichen Trauung in der Kirche dennoch<br />
teil. Entweder fuhren sie mit dem<br />
Fahrrad oder sie gingen zu Fuß zur Kirche.<br />
Hochzeiten erfreuten sich in unserem Dorf<br />
großer Beliebtheit. Jeder wollte nach Möglichkeit<br />
in der Kirche dabei sein.<br />
Das Hochzeitsessen wurde im Hause der<br />
Braut eingenommen. Fast alle Stuben waren<br />
mit langen Tischen und Bänken versehen<br />
und festlich geschmückt. Nach dem<br />
Speisezettel gab es zunächst einmal eine<br />
Königinsuppe mit allerlei Gemüse und<br />
Fleisch, in der auch etwas Reis zu finden<br />
war. Natürlich standen auf den Festtischen<br />
die heimischen Erzeugnisse des Ackerbaus<br />
und der Viehzucht. So gab es zur<br />
Hauptmahlzeit reichlich Schweine- und<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Rinderbraten, Soße, Gemüse und Kartoffeln.<br />
Doch auf dem Tisch befanden sich<br />
auch Schinken, Würste, Käse, Hähnchen,<br />
Sauerkraut, Fleischklopse, Fisch, Schwarzbrot<br />
und die verschiedensten Kuchen.<br />
Zwischen den Gängen spielte die Kapelle.<br />
Es wurde fleißig getanzt. Natürlich sind<br />
auch Ansprachen gehalten und Scherze<br />
erzählt worden. Dann und wann wurde ein<br />
lustiges Lied zum Besten gegeben. Insbesondere<br />
der von den Masuren gern getrunkene<br />
Bärenfang und Wodka hoben die<br />
Stimmung erheblich. Alle Speisen und<br />
Getränke blieben auf den Tischen stehen.<br />
Man bediente sich bei Bedarf selbst.<br />
Die Dorfkinder erschienen gegen 15.00<br />
Uhr vor dem Hochzeitshaus. In großen Blechen<br />
wurde Kuchen von den Aufwartefrauen<br />
herangetragen! Das Hochzeitspaar erschien<br />
vorm Haus. Die Kinder sangen ein<br />
oder zwei Hochzeitslieder und erhielten<br />
jeder mindestens ein Stück Kuchen und<br />
eine Brause zum Trinken.<br />
Die von den Hochzeitsgästen mitgebrachten<br />
Gaben lagen oder standen vorne auf<br />
dem Tisch des Brautpaares oder daneben.<br />
Es kamen dabei allerlei Hausrat, Bett- und<br />
Tischwäsche sowie Geld zusammen. Der<br />
eingeladene Masure ließ sich nicht „lumpen“!<br />
Der Wert des Geschenkes pflegte<br />
die „Zeche” bei weitem zu übersteigen.<br />
Um Mitternacht wurde nach dem ausgedehnten<br />
Hochzeitsschmaus und Gelage<br />
der Brautkranz vertanzt. Hierbei wurde<br />
entschieden, welches Mädchen der Anwesenden<br />
als Nächste heiratet. In einigen<br />
Familien unseres Dorfes wurde die Kranzabnahme<br />
durch einen Empfang des Hochzeitspaares<br />
mit Brot, Salz und Geld ersetzt.<br />
Der Sonnabend war für die Feier des Bräutigams<br />
reserviert. Zum Mittagessen erschienen<br />
die bekannten Junggesellen des Ehemannes,<br />
um zu essen, einen zu trinken und<br />
Abschied vom Junggesellen zu nehmen.<br />
Am Sonntagvormittag besuchte das vermählte<br />
Ehepaar den Gottesdienst in der<br />
Kirche Kurwien. Anschließend feierte man<br />
noch eine Nachhochzeit mit den entfernten<br />
Verwandten, die von weither angereist<br />
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