Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

Eberhard Arnold - Innenland 101
Einfluß über die Gedanken unserer Seele gewinnen. Niemand
kann Verantwortlichkeit als Erkrankung ansehen. Jeder klare
Geist muß es als Beweis eines gesunden Sinnes empfinden,
wenn sich das Gewissen durch Unlust und Peinlichkeitsgefühl,
durch Scham und Ekel, durch Grauen und Angst gegen
alle entarteten Triebe und ihre unfruchtbare Betätigung wehrt.
Ein in dieser Richtung arbeitendes Gewissen ist ein gesunder
psychischer Mechanismus, der uns alles das überwinden hilft,
was die heiligsten Kräfte des Lebens zerstören will. Um den
Sinn dieser Kräfte handelt es sich. Der schöpferische Geist
erweckt in dem gesundenden Gewissen das Bewußtsein, daß
alle Lebenskräfte nicht gehindert und geschändet werden dürfen,
die für größte und erhabenste Aufgaben bestimmt sind.
“Der faunische Mensch”, der die ihn bedrohenden Gewissensmächte
zu Boden zwingt, um ohne alle Scham und ohne
allen Ekel mit jeder Gottheit des Orgasmus eins zu werden,
will ungestört zu jedem Augenblick sagen können: “Ich bin die
Wollust.” Seine Lust ist ohne Geist und Sinn. Denn sie entbehrt
jeder Aufgabe und jeden sittlichen Inhalts. Er ist kein Sieger,
sondem ein jämmerlicher Knecht der geilen Gottheit. Der
heidnische Faun ist ein Symbol der Vergewaltigung allen Edelsinns.
Er schändet den menschlichen Geist und ist der Feind
des göttlichen Geistes. Der schöpferische Geist verneint den
Leib und seine körperseelischen Kräfte nicht, wenn er diesen
seelenlos grinsenden, alles Heilige bedrohenden Heidengott in
die Hölle verweist. Denn er ist tot und hat keine andere Kraft als
die der Umarmung des Todes.
Aber gewiß ist er nicht der einzige Feind des schöpferischen
Lebenswillens. Während in seiner Nähe das Gewissen abgetötet
wird, so wird es im Feigling gegen Gottes Willen zu krankhafter
Lebenswidrigkeit erzogen. Der nur vermeintlich “christliche”
Duckmäuser sucht alle Triebe der lebendigen Sinne als peinlich
und ängstigend abzulehnen. Er sollte sich besser nach Buddha
als nach Christus nennen. Der Buddhismus vertritt Kräfte eines
dem Leben der Erde abgewandten Sterbens, die durch nichts
übertroffen werden können.
Ganz anders ist es in Christus, dessen Leben und Sterben
der Erde zugewandt bleibt. Denn er will, daß auf ihr Reich
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