Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

Eberhard Arnold - Innenland 211
Der Friede Jesu ist etwas durchaus anderes als eine
Stimmung unbewegter Abgekehrtheit. Den falschen Frieden
unberührter Seelenruhe mag der Mensch ohne Gott zu er-
zwingen suchen. Die kühle Stille des abgekehrten Selbstlebens
ist dem Gottesfrieden fern. Gott wirkt einen anderen Frieden:
das Bewusstsein des gewissesten Geistes und die Tätigkeit des
erfülltesten Lebens für die letzte Bestimmung, für das alles
umfassende Reich! Das Leben des Gottesbewusstseins
wird zur Quelle reichster Betätigung. Das Ausgefülltsein des
Herzensgrundes gibt die gegründete Gewissheit, dass der
Gekreuzigte die alleinige Ursache eines innerlichsten und zugleich
umfassendsten Friedens ist. Er vertilgte die Sünde, die
keinen Frieden aufkommen ließ. Er schuf das Friedenswerk der
völligen Vereinigung.
Der Friede Gottes lebt in der sich ständig erneuernden
Erfahrung des in uns wirkenden Christus, wie ein Strom
jede Stunde neues Wasser dahinfließen lässt. Er will in uns
bleiben, damit wir in der größten Not dieselben Taten des Friedens
tun, die er getan hat. Wie Wolkenbrüche und Regengüsse das
Strombett erweitern und vertiefen, müssen Zeiten schwerer
Stürme und gewaltiger Unruhe der Verinnerlichung und
Verstärkung des Friedens dienen. Die Not soll uns zu jener
letzten Entschlossenheit leiten, die die Schrift “Buße” nennt.
Die göttliche Traurigkeit fruchtbarer Reue bewirkt den Frieden
als die rechtschaffene Frucht der Buße. Kein hereinbrechender
Sturm vermag den Charakter des Friedens zu ändern. Er bewährt
ihn. Die Oberfläche des Wassers kann Wellen werfen, als
ob der Strom zurückfließen wolle. Aber er ändert die Richtung
nicht. Die Fülle des Wassers geht ihren unbeirrbaren Weg.
Der Friede macht stark. Seine Tapferkeit ist ohne Furcht. Die
Gedanken des Friedens, die Gott mit uns hat, suchen nicht das
Leid ohne den Mut der Freude. Der Friede ist als Gemeinschaft
mit Christus Frucht desselben Geistes wie die Freude und
der Mut zum Erdulden. Die Geistesfrucht des Friedens ist die
Liebe aufbauender Brüderlichkeit. Ihre Kraft ist das Reich der
Gerechtigkeit. Was durch den Frieden gesät wird, ist Frucht der
Gerechtigkeit. Das Reich Gottes ist in der Gemeindehaltung der
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