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Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

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Eberhard Arnold - <strong>Innenland</strong> 227<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>heit an. Auch im freien Verkehr von Stamm zu Stamm wurde<br />

das Weitergeben des Feuers selbst dort zur Gr<strong>und</strong>lage fre<strong>und</strong>schaftlicher<br />

Beziehungen, wo zuvor Fe<strong>in</strong>dschaft geherrscht<br />

hatte. Durch übertragung von Herd zu Herd <strong>und</strong> von Volk zu<br />

Volk wurde das Feuer als Zeichen des Friedens <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>heit<br />

verschenkt <strong>und</strong> empfangen.<br />

Auch <strong>der</strong> damalige Totenkult weist auf <strong>die</strong> fre<strong>und</strong>schaftlichen<br />

Beziehungen <strong>der</strong> Lebenden h<strong>in</strong>. In ihm offenbart sich <strong>die</strong><br />

Nahrungsgeme<strong>in</strong>schaft, Feldgeme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> Feuergeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>der</strong> frühen Menschheit. Mit <strong>der</strong> Nahrung wurde dem<br />

Toten auch Feuer <strong>in</strong>s Grab gegeben. Der Tote sollte wie jedes<br />

an<strong>der</strong>e Glied des Stammes mit den Lebensgütern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

versorgt werden. Er darf nicht e<strong>in</strong>em hungrigen, kalten<br />

<strong>und</strong> f<strong>in</strong>steren Grab überlassen bleiben. So teilte man ihm von<br />

dem geme<strong>in</strong>schaftlichen Essen mit o<strong>der</strong> weihte ihm e<strong>in</strong> Stück<br />

des Feldes mit dessen voller Ernte.<br />

Aber <strong>die</strong> H<strong>in</strong>gabe des Feuers g<strong>in</strong>g weiter als <strong>die</strong> <strong>der</strong> Nahrung:<br />

Die überlebenden sollten nichts von dem zurück behalten, was<br />

dem Toten zukam. Deshalb löschte man von alters her alle<br />

Feuer, an denen <strong>die</strong> Verstorbenen bis zum letzten Tag ihres<br />

Lebens teilgehabt hatten. Die ganze, <strong>in</strong> lebendiger Geme<strong>in</strong>schaft<br />

geteilte Flamme sollte ihnen als geweihte Gabe überlassen<br />

bleiben. Nach dem Verlöschen <strong>der</strong> alten verlassenen Feuerstelle<br />

mussten nun gänzlich neue Feuer angezündet werden.<br />

Noch heute löscht <strong>die</strong> Kirche am Karsamstag, dem Totenfest<br />

Jesu, alle alten Kerzenflammen, um <strong>die</strong> neuen am Oster-<br />

morgen zu entzünden. An ihnen sollen alle Haushaltungen ihre<br />

Osterscheite, Scharhölzer o<strong>der</strong> Osterkerzen anzünden. Wie<br />

<strong>die</strong> Urmenschen <strong>in</strong> dem Mitgeben des Feuers ihren Glauben<br />

an das Weiterleben <strong>der</strong> Toten bezeugten, so erschallt heute<br />

bei <strong>der</strong> neuen Entzündung <strong>der</strong> Kerzen <strong>der</strong> Ruf „Christ ist<br />

erstanden!".<br />

Der Glaube an das Leben nach dem Tode entsprach dem,<br />

was den überlebenden auch für <strong>die</strong> ihnen verbleibende Lebenszeit<br />

als das Beste <strong>und</strong> Höchste galt. Was man den Toten gab,<br />

konnte nichts an<strong>der</strong>es als das se<strong>in</strong>, was man den Lebenden<br />

wünschte <strong>und</strong> verlieh. Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat: Wie den Verstorbenen<br />

für e<strong>in</strong> neues <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es Leben, so wurde auch den Leben-<br />

w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n

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