Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

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Vor dem Ersten Weltkrieg war es der Wille zur Macht, der sich
in vielfältigster Weise äußerte. Er suchte die Menschen in das
äußere Getriebe zu verstricken und alle ihre Kräfte für die Erweiterung
des greifbaren Besitzes zu verbrauchen.
Heute ist es von neuem der Wille zur gewalttätigen Selbstbehauptung
und zur rücksichtslosen Machterweiterung, der neben
anderen Völkern auch unsere Nation wie ein wütender Sturm durchpeitscht.
Damit soll die nationale Freiheit, die Arbeitsbeschaffung und
auch der gemeinschaftliche Eigenwille und das persönliche Eigentum
zu neuem, alles andere verdrängenden Auftrieb gebracht werden.
Der Wille zur Selbstverwirklichung des Volkes und des einzelnen
nimmt heute in gesteigerter Rücksichtslosigkeit unser ganzes Sein für
die Erhaltung und Verbesserung der mehr denn je erschwerten materiellen
Existenz in Anspruch; er kann jedoch keine innerste Grundlegung
geben. Demgegenüber steht der Wille zum innersten Leben
und zur alles beherrschenden Macht des Reiches Gottes als Reich
der Liebe und Gerechtigkeit. Er nötigt uns in die innere Abgeschiedenheit,
in der die Einsamkeit der Seele zur Zweisamkeit mit Gott und
zur Gemeinsamkeit seiner Gemeinde werden soll.
Deshalb hat Meister Eckhart1 , der in mancher Beziehung das innere
Leben wie kaum ein anderer gekannt hat, sagen müssen: “Nirgends
ist volle Ruhe, als allein in dem abgeschiedenen Herzen. Darum ist
Gott lieber dort, als in irgendeinem anderen Wesen oder in irgendeiner
anderen Tugend.”
Dieses Wort trifft jedoch die Wahrheit nur dann, wenn die
Abgeschiedenheit zur Absonderung von den unfruchtbaren
und toten Werken der Finsternis und zu dem lebendigen Aufbau
der Lichtstadt führt. In ihr wird das Wesen des Reiches
Gottes mit aller Tüchtigkeit und Tapferkeit des Liebenden Gemeinschaftswerkes
allen Menschen als Einheit offenbar.
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1 Meister Eckhart, dt. Mystiker, ca. 1260-1327