Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

Eberhard Arnold - Innenland 114
so wäre alles verloren. Nicht anders als durch einen zweifachen
Betrug falscher Prophetie kann das Gewissen zu toter Stille gebracht
werden. Wenn wir uns zu dem Unglauben verleiten lassen,
das Böse und seine Ungerechtigkeit seien unabänderlich
und in ihrer Eigengesetzlichkeit als unantastbar zu betrachten,
ist das Gewissen verloren. Zu falscher Demut gegen das Böse,
zu falscher Ergebenheit an fremde Gottheiten erzogen, gibt das
Gewissen seinen Widerstand auf und büßt seinen Kampfgeist
ein. Der Gott dieser Welt und ihres Zeitgeistes hat das Gewissen
verblendet. Er hat es um sein Ziel betrogen.
Wenn es noch Gefährlicheres gibt als diese Ergebung unter
die Weltgeltung des Bösen, so ist es der zweite Betrug der
falschen Prophetie, der in erheuchelter Selbstsicherheit das
Gewissen beschwichtigt. Er ist die entgegengesetzte Waffe
desselben Feindes. Er rollt die Front von der anderen Seite her
auf. Er führt durch krankhaft eingebildete Heiligkeit zu dem gleichen
Resultat: zur Abstumpfung und Abtötung des Gewissens.
Sobald wir uns selbst als geheiligt und unser Leben als Christus
gleichgeformt ansehen, muß das Gewissen verstummen. Dem
Reich Gottes sind wir in dieser Einbildung ferner als je. Unsere
Sattheit hat den Hunger und Durst verloren, ohne den es unter
den Menschen kein Leben aus Gott geben kann, ohne den die
Gerechtigkeit seines Reiches nicht zu uns kommen kann. Die
tödliche Parallele ist in beiden Fällen erreicht: Wir gehören zu
denen, die für ihr eigenes Gewissen verhärtet sind.
In seinen Selbstzeugnissen schildert Paulus auf das eingehendste,
daß auch sein Gewissen nicht ruhte, sondem vielmehr
durch das freie Geschenk Gottes ein ebenso gutes wie tätiges
Gewissen geworden war. In dieser lebendigen Betätigung ist es
durch die Gnade von jeglicher Anfechtung frei geworden. Was
dem Apostel Jesu Christi das Zeugnis seines Gewissens bestätigt,
ist Einfalt und Lauterkeit in allem, was er tut und verkündigt.
Daß dies so ist, geschieht durch die Gnade Gottes, die den
Ausgesandten zu seinem Arbeitsauftrag unter den Menschen
befähigt. Keine menschliche Kraft und Weisheit könnte diesen
Auftrag erfüllen.
Bewahrende und stärkende Hilfe gibt es für das tätige Gewissen
nur in der vergebenden Gnade als der unverdienten
w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n