Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

Eberhard Arnold - Innenland 226
samen Lebens beständig ihren Platz, um von Ort zu Ort weiter-
zuziehen, während die alten Stammesführer einer nach dem
anderen dahinstarben. überall, wo der Weg vorübergeführt
hatte, entstanden heilige Orte zur bleibenden Erinnerung und
ständigen Weihe. überall, wo Gemeinschaftsfeuer gebrannt
und Opferstätten religiöser Vereinigung bestanden hatten,
häufte man Erde und Steine zu einem Hügel auf, der beständig
erhöht und erweitert wurde. Die ersten Denkmale der Menschheit
waren dem Ewigen geweihte, alte Feuerstätten. Sie
galten den Vorüberziehenden mit Recht als heilige Gräber. Denn
die Gräber der frühen Menschen, besonders jener, die führend
wirksam gewesen waren, wurden an den Herdplätzen der alten
Lagerfeuer errichtet, an denen sie in der Mitte der Ihren gelebt
und gewirkt hatten. An seiner geliebten alten Feuerstätte sollte
der Verstorbene die ihm gebührende Ehrung empfangen. Wie
der Altar des Tempels und der Herd des einfachen Hauses verehrt
wurden, so wurden auch Grab und Herd zur Einheit. Das
Grabmal wurde für immer zu einem geweihten Ort, indem man
den ehemaligen Feuerplatz und das Grab des Verstorbenen
mit einem Steinkreis umgab. So entstand der Hügel der Anbetung,
von dessen Gottesverehrung und Götzendienst die Bibel
erzählt.
Wie bei den Toten, blieb es auch bei den Lebenden: Der um
die Feuerstätte herum entstehende geschlossene Hof - die
Hofraite – beheimatete die lebenden Menschen in gleicher
Weise wie jener Steinkreis die toten. Der lebendige Mittelpunkt
war und blieb für Lebendige wie für Tote der heimische Herd als
der heilige Herd. Das Herdfeuer blieb der Inbegriff des Hofes,
wie es für immer der Inbegriff des Hauses und der Häuslichkeit
bleibt. Zaun und Stadt, Hof und Burg – sie alle deuten mit
demselben nordischen Wortstamm auf das umbaute Feuer.
Das Feuer ist das zentrale Geheimnis der Wohngemeinschaft
aller Menschen.
So wie es die beständige Neigung aller Menschen ist, ihren
Gemeinschaftswillen auf die kleine Gruppe des eigenen Stammes
zu beschränken, so wurde wiederum das Feuer zur Anregung
der Freundschaft von Stamm zu Stamm. Als Grundlage
der Gastfreundschaft bahnte es zwischen Fremden Friede und
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