Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

Eberhard Arnold - Innenland 314
niedergeschrieben haben, zum lebendigen Wort in uns: das
Wort wird zum neuen Mensch in Christus Jesus. Deswegen
heißt das im lebendig machenden Geist lebendig gewordene
Wort: der neue Bund, das Neue Testament.
Das bezeugt die Schrift der Propheten Gottes und der
Apostel Jesu Christi. Das unendliche Wort muß ein jeder bei
sich selbst finden, wenn er wirklich und wahrhaftig nach nichts
anderem als nach dem Reich Gottes trachten will. Es hilft
keinem, dass er alles weiß, was in der Schrift geschrieben
steht. An sich selbst muss er das Werk der Rechtfertigung erdulden.
Christus will es ihm als das lebendige Wort ins Herz
bringen und ins Leben stellen. Geschieht das nicht, so bleibt er
tot, wie alle Weltmenschen tot sind. Wenn er ohne das in ihm
lebendige Wort Gottes auch die ganze Bibel auswendig wüßte, so
ist sein noch so großes und lautes Bekenntnis nichts als ein Wahn.
Es bringt weder ihm noch anderen Menschen den geringsten
Nutzen.
Der Mensch aber, der sich Gott zu einem lebendigen Opfer
hingibt, indem er in Christus der ganzen Welt absagt, hört das
Wort des Geistes in seinem Herzen. Er glaubt dem Wort und
nimmt es auf. Für den, der nicht durch den inwendigen Christus
gerechtfertigt ist, dessen Glaube nicht durch das in ihm lebendige
Wort bestätigt ist, der nicht in Christi Leiden erprobt ist und
sich in seinem Kreuz bewährt, wird das Wort auf allen seinen
Wegen toter Laut und toter Buchstabe bleiben. Der aufgehobene
Finger dessen, der von dem Wort Bericht gibt, verweist
auf den Weg des Gekreuzigten. 72 Das äußere Wort ist gegenüber
dem lebendigen Wort wie ein gemaltes totes Bild gegenüber
dem lebendigen Menschen, den das Bild darstellt.
Wenn man die Leute mit noch so lauten Worten überreden
wollte, dass das Bekenntnis, das man predigt, das Zeugnis, das
man hört, der Buchstabe, den man in den Büchern liest, Gottes
Wort sei, so bleibt der Mensch unter solcher Lehre immer ungesättigt
und leer. Wenn das äußere Wort für sich allein bleibt,
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72 Der autor verweist hier auf das Isenheimer altarbild des matthias
Grünewald, wo der apostel Johannes mit seinem finger auf den
auferstandenen christus weist.
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