Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

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Eberhard Arnold - Innenland 125
J e erschütternder das geschichtliche Erleben einer Zeit ist,
um so notwendiger wird die Erkenntnis der letzten Geistesmacht,
die alles Geschehen durchwirkt und bestimmt. So gewaltige
äußere Ereignisse wie die jetzigen erfordern eine Einsicht
in den letzten Willen und sein Ziel. Aber je unruhiger die Zeiten
werden, um so mehr drängen sich Nebensächlichkeiten in den
Vordergrund. Die Verwirrung aller Fäden scheint in einem derart
angespannten Augenblick jede Klarheit zu verwehren. Die
wachsende Bedrängnis führt zu scheinbaren Notwendigkeiten
des Augenblicks. Zeitlich bedingt, wie diese Lösungsversuche
sind, vermögen sie die Not nicht zu wenden. Versuch folgt auf
Versuch; die Not steigt; nichts kann sie meistern; man versinkt
in ihren Tageskämpfen und verliert den Ausblick auf die Wendung.
Die einen meinen im nationalistischen Gedankengut das
Höchste sehen zu müssen. Die Freiheit des eigenen Volkes
erscheint als das absolute Ziel, dem sich alles andere unterzuordnen
und aufzuopfern hat. Dagegen treten die Verfechter der
liberalen Freiheit für den einzelnen mit dem Wettbewerb ihres
unternehmungslustigen Individualismus in jeder Beziehung in
den Hintergrund. Kein Staatsschutz bewahrt sie vor der ihnen
nahenden Bedeutungslosigkeit. Wieder andere aber glauben
an einen Verlauf der Geschichte, der die bisher im Wettbewerb
Unterdrückten und Ausgebeuteten in allen Nationen an die
Macht bringen soll. Das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft
der Gerechtigkeit und des Friedens schwindet jedoch im Kampf
um die Macht fast gänzlich aus dem Bewußtsein.
Alle drei Richtungen mit ihrem auf und ab tauchenden Hoffen
und Kämpfen erwarten von der prophetischen Kraft der Christus-Verkündigung
nichts. Die zwischen den beiden politischen
Extremen stehende Mitte hat keine Sorge, dass ihr selbstisches
w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n