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Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

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132 Christian Schütte<br />

Aus dem engeren oder weiteren Kontext der Verwendung von ‚Hass‘-<br />

Lexemen lässt sich auch die damit verknüpfte Bewertung von „Hass“ ermitteln.<br />

Im Beobachtungszeitraum sind dies überwiegend negative Wertungen:<br />

‚Hass‘-<br />

Lexeme<br />

(n=236)<br />

Positive Bewertung<br />

von Hass<br />

negative Bewertung<br />

von Hass<br />

uneindeutige<br />

Bewertung<br />

ohne<br />

Bewertung<br />

Häufigkeit 11 206 8 11<br />

Tab. 3: PI-Stichprobenanalyse Dezember 2011: Verteilung der Bewertung<br />

von Hass<br />

Dass in 206 von 236 Fällen (87 %) Hass negativ bewertet wird, dürfte ein<br />

überraschendes Ergebnis für eine vermeintliche „Hassseite“ sein.<br />

Angesichts dieser Häufigkeitsverteilungen stellt sich die Frage, welche<br />

Funktionen Hass-Zuschreibungen in Online-Argumentationen erfüllen. Der<br />

strategische Einsatz von Hass-Unterstellungen in Diskussionen hat offensichtlich<br />

verschiedene Aspekte: Wer seine Argumente auf Hass gründet,<br />

diskreditiert sich damit selbst. Wenn die Gegenseite hasst, handelt sie irrational<br />

und scheidet damit als Kommunikations- und Diskussionspartner aus.<br />

Andererseits gilt: Wenn die andere Seite hasst, ist sie ein gefährlicher Gegner,<br />

gegen den man sich wehren muss – zumindest verbale Gegenaggression<br />

ist damit zu rechtfertigen.<br />

Bei Aussagen über die Häufigkeit dieser sprachlichen Phänomene ist zu<br />

berücksichtigen, dass bestimmte Ausdrucksformen von Hass offensichtlich<br />

der website-internen Zensur unterliegen. Jedoch werden nicht alle Hass-Bekundungen<br />

umgehend und systematisch gelöscht – wie schon die hier aufgeführten<br />

Beispiele zeigen. Allein die Verwendung von Hass-Lexemen lässt<br />

also die Moderatoren noch nicht einschreiten.<br />

Bei Politically Incorrect sind innerhalb der „Leitlinien“ unter dem Stichwort<br />

„Policy“ folgende Vorgaben zur Zensurpraxis zu finden:<br />

§1: Kommentare, die mit fäkalsprachlichen, blasphemischen, antisemitischen<br />

oder vulgären Ausdrücken durchsetzt sind, werden von uns nicht akzeptiert.<br />

§2: Kommentare, die sich mit unsachlichem, übertrieben polemischem, verleumderischem,<br />

ehrverletzendem oder beleidigendem Verbal-Vandalismus<br />

gegen Menschen wenden und dabei geeignet sind, ein Klima allgemeiner Beschimpfung<br />

und Verunglimpfung herbeizuführen, werden von uns ebenfalls<br />

nicht geduldet. 19<br />

19<br />

http://www.pi-news.net/leitlinien [30.01.2012]

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