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Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

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30 Lann Hornscheidt<br />

werden? Ist eine bestimmte Form von Sprachlichkeit, ein bestimmtes zur<br />

Sprache geworden Sein, eine Sprachförmigkeit, nicht explizierte Voraussetzung<br />

für die gängigen Konzeptualisierungen von <strong>Hate</strong> <strong>Speech</strong> und inwiefern<br />

finden dadurch bereits ableistische Setzungen statt, die selbst auch wieder als<br />

diskriminierende SprachHandlungen 7 aufgefasst werden können, als Pejorisierungen<br />

wirken in dem weiter unten ausgeführten Sinne? Oder ist <strong>Hate</strong><br />

<strong>Speech</strong> – oder in der hier vorgeschlagenen Begrifflichkeit Pejorisierung – ein<br />

grundlegender zu fassendes Phänomen, welches sich nicht nur auf Formen<br />

expliziter sprachlicher Diskriminierung beziehen kann, da sonst massive<br />

Ausschlüsse durch diese Begrenzung bereits impliziert sind sowie auch nicht<br />

nur auf die Fähigkeit bezogen sein kann sich angesprochen zu fühlen?<br />

Could language injure us if we were not, in some sense, linguistic beings,<br />

beings who require language in order to be? Is our vulnerability to language a<br />

consequence of our being constituted within its terms? If we are formed in<br />

language, then that formative power precedes and conditions any decision we<br />

might make about it, insulting us from the start, as it were, by its prior power.<br />

(Butler 1997, 1f.).<br />

Benennungen von Personen sind in diesem konstruktivistisch-pragmatischen<br />

Modell ein zentrales Instrumentarium der machtvollen kollektiven Herstellungen<br />

von Wirklichkeiten durch die kommunikativ vollzogenen Einigungen,<br />

der Zu_Schreibungen von Zugehörigkeiten und dem Ab_Sprechen derselben.<br />

Ich bezeichne sie als personale Appellationen, um das Sprachhandlungsmoment<br />

dieser Formen explizit zu machen. 8 Das Konzept der personalen Appellation<br />

geht aber nicht nur erkenntnistheoretisch über das der ‚Personenreferenz‘<br />

hinaus, sondern auch inhaltlich, da unter diesem auch Sprachhandlungen<br />

gefasst werden, die nicht direkt an Personen gerichtet sind oder Personen<br />

benennen, sondern über die auch indirekt personenbezogene Konzeptualisierungen<br />

aufgerufen werden. Dies ist zum Beispiel bei Pejorisierungen<br />

(vgl. Hornscheidt 2011a) häufig der Fall oder auch bei Metaphorisierungen, 9<br />

wie z. B. in Äußerungen wie „der Vergleich hinkt“; „eine muss blindes Vertrauen<br />

haben“: in beiden konkreten Beispielen für Metaphorisierungen werden<br />

Formen von Disability für eine Metaphorisierung verwendet und da-<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Hier beziehe ich mich auf den Titel dieses Artikels, verwende aber nicht <strong>Hate</strong><br />

<strong>Speech</strong> als Benennung, sondern diskriminierende SprachHandlung.<br />

Vgl. Hornscheidt 2006 und 2008a für eine Theoretisierung und Herleitung des<br />

Konzepts der personalen Appellation.<br />

Diese können selbst auch pejorisierend verwendet werden in vielen Fällen. Siehe<br />

auch hierzu Hornscheidt 2011a. Ich verwende die Begrifflichkeit Metaphorisierung,<br />

um die prozessuale Herstellung von etwas als Metapher und damit die<br />

Konstruktionsseite von Metaphern stärker zu betonen.

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