Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik
Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik
Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
238 Björn Technau<br />
hafte Aufgreifen diskriminierenden Gedankenguts erfüllt seinen Zweck,<br />
indem es die Gesprächsteilnehmer zum Lachen bringt (56/57). Die Anzeichen<br />
dafür, dass es sich um ein Zitat handelt, verdichten sich in Zeile 118,<br />
wo Karla mit den selben Wörtern kritisch die Aussage ihrer Großmutter wiedergibt,<br />
die Zugehörigkeit zum Heidentum sei „NOCH schlimmer“ (117) als<br />
die zum Islam.<br />
Sprachreflexion nigger II (Gruppe A)<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51<br />
52<br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
57<br />
Karla: aber der bardya IS ja kein nigger, und das WEIß er ja auch. 00:25:11-9<br />
Michael: JUde is er aber 00:25:11-9<br />
Karla: [trotzdem trotzdem hat er sich angegriffen gefühlt] 00:25:11-5<br />
Renate: [nee, der bardy is (? ?), aber er IS keiner 00:25:14-4 00:25:13-6<br />
Michael: vielleicht is er JUde, hehe 00:25:15-8<br />
Karla: nee, er is MO(h)Slem<br />
Michael: schade 00:25:16-9<br />
Karla: NO(h)CH schlimmer 00:25:16-4<br />
Michael: no(h)ch schli(h)immer 00:25:18-9<br />
Karla: hehe 00:25:21-0<br />
Wie bereits angesprochen, zieht sich das N-Wort nach diesen initiierenden<br />
Anekdoten und Reflexionen leitmotivisch durch den gemeinsam verbrachten<br />
Abend der Gruppe A. Als Boris das angebrannte Essen bringt, ruft er die PC-<br />
Debatte um das N-Wort erneut in Erinnerung. Was er genau sagt, ist der Aufnahme<br />
leider nur unverständlich zu entnehmen. Sein anschließendes Lachen<br />
und Karlas Kommentar in Zeile 63 („schon [wieder son spruch]“) legen jedoch<br />
die Vermutung nahe, dass es sich um eine politisch inkorrekte Aussage<br />
handelt, die hier scherzhaft, also nicht-pejorativ verwendet wird. Alle (!)<br />
Anwesenden goutieren dies, indem sie zum N-Wort greifen und damit selbst<br />
die Stimme eines Rassisten imitieren (64-66), die ihrer eigenen entgegensteht.<br />
Dieses Spielen mit verschiedenen Bedeutungsebenen ist charakteristisch<br />
für die Scherzkommunikation.<br />
Karla kommt in diesem Zusammenhang wieder auf den Konflikt mit ihrem<br />
Freund zu sprechen, der sich von ihrer Verwendung des N-Wortes beleidigt<br />
gefühlt hatte. Sie versucht dabei, ihre Schuld zu relativieren, indem sie<br />
ihrem eigenen Fehlgriff die Wortwahl des Freundes gegenüberstellt, der sie<br />
schon einmal „FOTze“ (67) genannt habe. Durch diese auf das Geschlecht<br />
abstellende Beleidigung könne sie sich schließlich „geNAUso denunziert