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Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

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Der <strong>Hate</strong> <strong>Speech</strong>-Diskurs als <strong>Hate</strong> <strong>Speech</strong> 37<br />

unterschiedlichen öffentlichen Medien wie auch in einschlägigen fachwissenschaftlichen<br />

Abhandlungen nicht immer explizit verhandelt oder reflektiert,<br />

sondern liegt häufig Annahmen zu rassistischen Sprachhandlungen in<br />

verschiedener Weise implizit und als Voraussetzung zugrunde. Ich beschäftige<br />

mich im weiteren Verlauf dieses Artikels mit der Frage, wie analytisch<br />

und ausgehend von meiner wissenschaftlichen und politischen Verortung als<br />

contra_rassistische 21 Femin_istin 22 bestimmt werden kann, ob und wann<br />

Sprachhandlungen rassistisch sind und verschiedene Aspekte und Elemente<br />

der Bestimmung benennen und diskutieren. Daran mache ich zugleich auch<br />

meine terminologische Entscheidung von Pejorisierung statt von <strong>Hate</strong><br />

<strong>Speech</strong> zu sprechen deutlich.<br />

4. Von <strong>Hate</strong> <strong>Speech</strong> zu Pejorisierung – ein konstruktivistisches<br />

Sprachhandlungs-Analyse-Modell<br />

Entsprechend den bisher gemachten Ausführungen verstehe ich also <strong>Hate</strong><br />

<strong>Speech</strong> oder „<strong>Hassrede</strong>“ nicht als ein neutrales Konzept, welches konkrete<br />

Äußerungen lediglich in Bezug auf individualisierte Motivationen und Intentionen<br />

als solche klassifiziert und in der die Frage der Positionierung, von der<br />

aus diese Analyse vollzogen wird, keine Rolle spielt. Stattdessen plädiere ich<br />

dafür Dimensionen sozialer Strukturen und Diskriminierungen sowie gesell-<br />

21<br />

22<br />

Der Begriff contra_rassistisch benennt eine kritische Verortung aus einer privilegierten<br />

Positionierung in Bezug auf Rassismus. Antirassistisch ist die kritische<br />

Verortung aus einer diskriminierten Positionierung in Bezug auf Rassismus.<br />

Dieser Differenzierung liegt die Annahme zugrunde, dass soziale Positionierungen,<br />

die ihrerseits Ergebnis kritischer Gesellschaftsanalysen sind, wichtiger<br />

Bestandteil für kritische Verortungen und damit politisches Handeln sind.<br />

Wissenschaft wird in dieser Vorstellung als Teil politischen gesellschaftlich<br />

verantwortlichen Handelns verstanden. Für eine Einführung der Begrifflichkeiten<br />

contra- und antirassistisch, siehe Tudor 2010. Für eine Ausformulierung der<br />

Differenzierung von sozialer Positionierung und kritischer Verortung, siehe<br />

Tudor 2011.<br />

Für eine Begriffsklärung und inhaltliche Füllung hierzu siehe AG Einleitung<br />

2011. Der dynamische Unterstrich, der auf Alyosxa Tudor als Weiterentwicklung<br />

zum sog. traditionellen, statischen Unterstrich zurückgeht, stellt Zweigeschlechtlichkeit<br />

in konventionalisierten personalen Appellationsformen in Frage und zeigt<br />

Brüche und Ambivalenzen in dieser Vorstellung auf. Durch das Wandern des<br />

Unterstrichs durch personale Appellationsformen wird zudem die Infragestellung<br />

von Zweigeschlechtlichkeit jenseits einer Lücke zwischen den konventionalisierten<br />

weiblichen und männlichen Vorstellungen sprachlich/ schreibend umgesetzt.<br />

Siehe hierzu auch Hornscheidt 2011c, Hornscheidt 2012.

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