06.11.2013 Aufrufe

Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kriterien zur Einschränkung von hate speech 263<br />

welche Weise eine Aussage getätigt wird: Es kann einen erheblichen<br />

Unterschied machen, ob hate speech ins Gesicht des Diffamierten geäußert<br />

wird, ob sie in einer Monographie vorkommt, die in einem<br />

Universitätsseminar gelesen wird, oder in einer Rede, die vor einem<br />

gemischten Publikum gehalten wird, zu dem auch Angehörige der<br />

herabgewürdigten Gruppe gehören. Darüber hinaus kann es relevant<br />

sein, ob der Sprecher eine bestimmte Machtposition inne hat oder eine<br />

Bedrohung mit der Aussage einhergeht (vgl. Delgado/Stefancic 2004,<br />

11-12).<br />

Diese Aufgliederung macht deutlich, dass es sich bei hate speech um ein<br />

äußerst heterogenes Phänomen handelt. Diese Heterogenität legt die Vermutung<br />

nahe, dass die Beurteilung einer rechtlichen Regulierung von hate<br />

speech nicht ohne Differenzierungen auskommen wird. Dieser Frage soll<br />

sich der 5. Abschnitt ausführlich widmen. Vorher muss allerdings geklärt<br />

werden, warum überhaupt darüber nachgedacht werden sollte, hate speech<br />

rechtlich zu bekämpfen.<br />

3. Kosten von hate speech<br />

Da das Recht auf freie Meinungsäußerung ein grundlegendes Recht des liberal-demokratischen<br />

Staates darstellt, muss seine Beschränkung wohlbegründet<br />

sein. Bevor überhaupt eine Diskussion über die Einschränkung dieses<br />

Rechts geführt werden sollte, muss deshalb glaubhaft gezeigt werden, dass<br />

die Ausübung der freien Meinungsäußerung Kosten für andere mit sich bringen<br />

kann. Die Kosten der Ausübung freier Meinungsäußerung stellt somit<br />

die notwendige Bedingung einer Regulierung dar. Wie weiter unten gezeigt<br />

werden soll, kann die Verursachung von Kosten allerdings keine hinreichende<br />

Bedingung zur Beschränkung der freien Meinungsäußerung liefern. Das<br />

heißt, die Kosten und die Möglichkeit einer Vermeidung dieser Kosten bilden<br />

den Grund, aus dem eine Diskussion über die Regulierung von hate<br />

speech notwendig wird, sie können aber noch keine Beschränkung begründen.<br />

Das Phänomen hate speech bezieht sich auf die Äußerung bestimmter Inhalte.<br />

Im ersten Moment drängt sich die Frage auf, wie sprachliche Äußerungen<br />

– die aus Worten bestehen – überhaupt ernstzunehmende negative Folgen<br />

nach sich ziehen können. Im zweiten Moment ist es allerdings glaubhaft<br />

anzunehmen, dass sprachliche Äußerungen bestimmte Konsequenzen nach<br />

sich ziehen können. Das heißt, es kann nicht davon ausgegangen werden,<br />

dass jede Äußerung bestimmte Kosten nach sich zieht, sondern dass ein ten-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!