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Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

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Sprachreflexion über politisch inkorrekte Wörter:<br />

Eine konversationsanalytische Studie<br />

Björn Technau<br />

1. Einleitung<br />

Eine klare Definition der Phrase Political Correctness ist heute kaum mehr<br />

möglich. Seit ihrer Schöpfung in den 80er Jahren im Zuge der US-amerikanischen<br />

Bildungsdebatte ist sie stetig populärer geworden und für immer<br />

mehr Aspekte und Themen herangezogen worden. Als Konzept existierte<br />

Political Correctness allerdings schon vorher. Es handelt sich um ein äußerst<br />

komplexes Phänomen, das nach wie vor radikale Veränderungen durchmacht<br />

und in viele verschiedene Bereiche vorgedrungen ist. Neben der Bildung<br />

geht es dabei inzwischen um eine ganze Reihe einschlägiger Debatten: „numerous<br />

agendas, reforms, and issues concerning race, culture, gender, disability,<br />

the environment, and animal rights.“ (Hughes 2010, 3). PC ist der<br />

Versuch, traditionell als Außenseiter wahrgenommene Personen unter Anerkennung<br />

der Multikulturalität einzugliedern. Ein solches Programm führt<br />

notwendigerweise zu einer Kombination aus Freiheit und Einschränkung.<br />

The ‚political‘ aspect involved opening up new cultural horizons, but ‚correctness‘<br />

brought conformity in accepting new agendas, new limits on freedom<br />

of expression, and a general avoidance of certain controversial topics.<br />

(Hughes 2010, 284)<br />

Sprachlich setzte sich die Political Correctness-Bewegung von Anfang an<br />

das Ziel, die in der Sprache manifestierten Ungerechtigkeiten zu identifizieren<br />

und auszusondern. Hier bestand die Hoffnung, mit einer Sprachsteuerung<br />

außersprachlichen Problemen wie der Unterdrückung von Minderheiten entgegenwirken<br />

zu können. Andrews (1996) betrachtet Political Correctness in<br />

Verbindung mit Tabus und Euphemismen. Sie stellt Begriffe, die 1996 nicht<br />

als politisch korrekt galten, ihren politisch korrekten Gegenstücken gegenüber<br />

und zeigt, dass mit Letzteren eine explizite Referenz auf Geschlecht,<br />

Rasse, Sexualität, Behinderung und Herkunft vermieden werden soll, also<br />

euphemistisch gehandelt wird. Beispiele sind u. a. physically / mentally<br />

challenged statt physically / mentally handicapped und African-American<br />

statt negro, colored, black oder Afro-American. Da sie Gedanken durch<br />

Sprache organisiert sieht und die außersprachliche Realität durch den<br />

Sprachgebrauch bestimmt, hält es Andrews durchaus für vernünftig, kultu-

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