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Hassrede/ Hate Speech - Allgemeine Linguistik

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244 Björn Technau<br />

composition of two entities: an ideology, and a set of practices“ (Hom 2008,<br />

17). Rassisten rechtfertigen ihre rassistischen Praktiken typischerweise mit<br />

einer korrespondierenden rassistischen Ideologie. Vor dem theoretischen<br />

Hintergrund rassistischer Institutionen und des semantischen Externalismus,<br />

demzufolge die Bedeutungen von Wörtern von extern-sozialen Praktiken der<br />

jeweiligen Sprachgemeinschaft mitbestimmt werden, lässt sich erklären,<br />

woher <strong>Hate</strong> <strong>Speech</strong>-Ausdrücke ihren abwertenden Inhalt beziehen und auf<br />

was die Herabwürdigung hinausläuft: Homs (2008) combinatorial externalism<br />

(CE) besagt, dass rassistische Bezeichnungen sozial konstruierte, negative<br />

Eigenschaften ausdrücken, die gemäß ihrer externen, kausalen Verbindung<br />

mit rassistischen Institutionen bestimmt werden. Die Bedeutung eines<br />

<strong>Hate</strong> <strong>Speech</strong>-Ausdrucks lässt sich also an den Einstellungen und Praktiken<br />

ablesen, die Rassisten gegenüber der damit bezeichneten Personengruppe<br />

typischerweise an den Tag legen:<br />

oder<br />

[This person] ought to be subject to these discriminatory practices because of<br />

having these negative properties, all because of being NPC [= non-pejorative<br />

correlate]<br />

[This person] ought to be subject to p*1 + … + p*n because of being d*1 +<br />

… + d*n all because of being NPC<br />

Die Behandlungsweisen p*1, …, p*n leiten sich dann von den rassistischen<br />

Praktiken, die negativen Eigenschaften d*1, …, d*n von der rassistischen<br />

Ideologie ab. Dass diese Variablen für das Wort negro in den USA und das<br />

Wort Neger in Deutschland unterschiedlich gefüllt werden müssen, leuchtet<br />

ein. In Amerika könnte es unter Berücksichtigung der Rechtslage vor 1964<br />

beispielsweise heißen: ought to be subject to racial discrimination, and<br />

ought to be subject to segregation in public accommodations, and [...], because<br />

of being inferior, and dull, and subservient, and [...], all because of<br />

being black. Das Beleidigungspotential von negro ist in den USA deshalb so<br />

groß, weil das Wort zu Zeiten gesetzlich fundamentierter Rassentrennung<br />

verwendet wurde, ein geschichtlicher Hintergrund, der dem Wort Neger im<br />

deutschsprachigen Raum fehlt. Dennoch wird Neger inzwischen auch hierzulande<br />

als stark rassistisch empfunden, mitunter deshalb, weil das Wort sich<br />

durch die Prominenz der US-amerikanischen (PC-) Debatte an das Beleidigungspotential<br />

von negro angenähert hat. Eine kritische Reflexion war in<br />

beiden Sprachräumen wichtig, ist jedoch in Deutschland keine landesspezifische<br />

geblieben.<br />

Seinen Weg in den deutschen öffentlichen Sprachgebrauch fand das Wort<br />

Neger mit dem Aufkommen der modernen „Rassentheorien“. Hergeleitet

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