Abhandlungen zur römischen Religion - Bibliothèques de l ...

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XIII. DIE SCHUTZGOTTER VON MAJNZ
Von der Religion des romischen Germanien sprechen nur 149
die Denkmaler. Schwer gelingt es, in diesen rohgestalteten
und in eintoniger Wiederholung fast inhaltslosen Reihen die
scheinbare Einheit, welche die Kultur der Gallier, Germanen
und Romer gewonnen hatte, nach der Eigenart jener Volker
zu scheiden. Die Vorstellung des gleichen religiosen Denkens
wird hervorgerufen durch den gleichmaBigen Ausdruck, den
die Gottergestalten in W ort und Bild gefunden haben. Denn
diese Gestaltel1 hatte alien drei Volkern der ewig in anschaulichen
Formel1 schaffende Geist der Griechen gebildet. N ur
wenn es gelingt, den Schleier, den griechische Phal1tasÎe um
den fremden TnhaIt gewoben hat, zu durchdringen, wird der
Blick in die Tiefe historischen Geschehens eindringen. Bei
richtiger Betrachtung gewahrt anch das nnsch~inbare Denkmal,
dessen Sinn im folgenden entriitselt werden soli, diesen Blick
in den Wandel religi6sen Denkens,
Der würfelformige Stein wurde im Dezember des Jahres
1889 in Mainz bei Kanalarbeiten gefunden. Seine erhaltene
Rohe betragt 49 cm, wovon 9 cm auf das Gesimse entfalien.
Unten ist der Stein verstümmelt. Breite und Tiefe miBt
35 cm. 1
Auf jeder der vier Seiten ist ein gottliches Paal' gebildet, 150
ein Gott und eine Gottin, die durch die Art, wie die Frau
dem Manne sich zuneigt, innig verbunden erscheinen. Keine
der vier Seiten ist bei der schweren. Beschadigung des Denkmales
auBerlich VOl' den übrigen hervorgehobel1. Aber die
Analyse des Gedankens wird lehren, daB die Hauptseite jene
1 Zuerst publiziert und beschrieben von Haug Westd. Korl·bl. 1890,
134ff. Dann von Gardoz Rev. archéolog. 1890, 1 S. 66 und Taf. 6. 7.
v.Domaszewski, Abhdlgn.z.rom.Religion 9