Abhandlungen zur römischen Religion - Bibliothèques de l ...

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VII. SILVANUS AUF LATEINISCHEN INSCHRIFTEN
1 Silvanus, der GoUdes Waldes, ist der stlidtisehen Siedlung
notwendig fremd. So kennt der uralte Festkreis der Stadt
Rom, wellll diese Stadt aueh einst von Bauern bewohnt war,
keinen Festtag des Gottes; kein Gotteshaus, das dem Silvanus
heilig gewesen ware, umsehlieBt ihr weiter Bezirk.
Nur von einem Kultbild wissen wir, das in alten Zeiten vor
dem Tempel des Saturnus am Forum Romanum stand. Plinius
n. h. 15, 77 (ficus) fuit et ante Saturni aedem urbis anno
.... sublata sacro a Vestalibus. facto, cum Silvani simulacrum
subverteret. DaB der ficus, dessen zufalliges Wachstum die
Ramer selbst auf dem belebten Forum mit religioser Scheu
schonten, hie~ beseitigt werden muBte, findet seine Erkl1i.rung
in der Eigensehaft der Kultbilder des Silvanus, nicht yom
Platze verrüekt werden zu diirfen. 1 Auch stand das Bild auf
geweihter Flache, wahrseheinlich auf der area der aedes Saturni
selbi:lt. Denn das Fallen des Baumes erfordert ein Sühnopfer,
ein piaculum. 2 Welcher Art der Zusammenhang zwisehen
der aedes Saturni und dem simulacrum Silvani war, erhent
aus einer spaten Weihinschrift C. L. VI 296: Herculi et
Silvano sancto sac(rum) L. lunius Lyco scrib(a) librar(ius) aedilittrn
curulium d(ono) d(edit). Gleich den scribae der Quaesto-
2 res waren die seribae der Àediles bei der Verwaltung des
Aerarium Saturni tatig. 3 So wird man die Verehrung des
1 Das simulacrum war sanctum. V gl. unten S. 64. Hier hlitte die
Basis an sich verBchoben werden konnenj anders war es bei dem ficus,
der auf dem Dache des Tempels im Arvalhaine wlichst (Henzen Act. Arv.
p. 141) j er hatte das Gotteshaus zerstort.
2 Anzunehmen, die Romer hlitten beim .Flillen jedes ficus die Vestalinnen
bemüht, hieBe der romischen Superstition Unsinniges aufbürden.
3 Mommsen Staatsr. l 351. Die Beziehung der Inschrift sichert die
soziale Stellung des Mannes. Sonst wird Silvanus in Rom und Italien