Abhandlungen zur römischen Religion - Bibliothèques de l ...

230 TriumphstraBe
Wie Furtwangler erkannt hat, ist die Bewaffnung der Soldaten
die, welche Polybius dem réimischen Heere zuschreibt.
Und el' selbst bemerkt, daB die Art, wie die Toga getragen
wird, der Zeit des Augustus nicht entspricht. Tracht und Bewaffnung
sind eben die der Zeitvor Marius, der ein Séildnerheer
gèschaffen und die Rüstung vollig geandert hat.
Der Inhalt der Darstellungen beider Reliefs bestimmt die
Personlichkeit des Erbauers. Eil1 Doppeltes wird. hier gefordert.
Der Erbauer muB den Tempel in einer Schlacht gelobt haben,
in welcher N eptunus den Romern den Sieg verlieh, und el'
muB selbst Censor gewesen sein, damit die an sich befremdende
Verbindung zweier so verschiedener Darstellungel1 in einem
MOl1umente begreiflich werde. Der Censor des Jahres 115 erfiHlt
diese Bedingu11gel1. 1 Er hat zusammen mit dem Konsul
Fabius Maximus aIs Prokonsul in der Schlacht am Zusammenflusse
der Isara und der Rhone das ungeheure Keltenheer in
80 den FluB geworfen. N eptunus ist aber bei den Réimern der
Gott der flieBenden Gewasser, nicht der Gott des Meeres. 2 Die
V otivtempel für Seekampfe gelten den Tempestates und Lares
permaril1i. Die Sprache der Kunst ist natürlicb griechisch.
Diesel' Domitius ist also der Erbauer des Neptunustempels,
den el' in der Schlacht an der lsara gelobt und aIs Censor
geweiht hat.
Das Relief entscheidet zugleich eine alte Streitfrage über
den Sieg, auf Grund dessen Domitius triumphiert hat. Die
Acta triumphorum sagen, daB Domitius de Arvernis triumphierte.
Der Triumph hat das Oberkommal1do zur Voraussetzung;3 in
jener Schlacht an der Isara hatte Fabius Maximus aIs Konsul
die auspicia maiora, also allein das Recht auf Grund dieses
Sieges zu triumphieren. Mommsen nahm daher an, daB Domitius
in der Schlacht bei Vindalium, in der el' allein kommandierte,
nicht die Allobrogen, wie U11sere Überlieferung sagt, sondern
1 Münzer Wi880wa .Enc. 5, 1332 n. 20.
2 Vgl. ob en S. 19. 3 Mommsen StaatsT. 1, 127.