2. Ma'at und Logos. - Vergleichende - Dittmer, Jörg
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105<br />
Ägypten<br />
Griechenland<br />
pyramidale Gesellschaftsstruktur<br />
Tendenz zu mehr Verteilung von<br />
Macht<br />
monozentrisch/mono-logisch<br />
plurizentrisch/dia-logisch<br />
Geschlossenheit des Systems<br />
nach innen <strong>und</strong> außen<br />
Offenheit der Systeme:<br />
Öffentlichkeit nach innen <strong>und</strong><br />
Mobilität nach außen<br />
„nomologisches Wissen” von oben<br />
festgelegt<br />
„nomologisches Wissen” im<br />
öffentlichen Diskurs gewonnen<br />
Man wird dieser Übersicht wie jedem Schema trotz der angebrachten Unterscheidungen den<br />
Vorwurf machen können, es sei zu pauschal <strong>und</strong> differenziere als wissenschaftliche<br />
Untersuchung zu wenig im historisch-faktischen Bereich, abstrahiere aus kulturphilosophischer<br />
Perspektive zu wenig im theoretischen Bereich. Dennoch macht die mittlere Schärfeebene gerade<br />
als didaktische Reduktion ihren Sinn, nämlich indem sie bewusst macht, dass gerade auf dieser<br />
Ebene die f<strong>und</strong>amentalen Voraussetzungen für einen gelingenden interkulturellen Dialog <strong>und</strong> für<br />
- wie Jaspers es genannt hat - “gegenseitiges Verstehen bis in die Tiefe” liegen. Jaspers’ These<br />
von der Achsenzeit scheint sich für das Verhältnis von Ägypten <strong>und</strong> Griechenland im<br />
wesentlichen zu bestätigen, auch wenn im Sinne Jan Assmanns andererseits die gewaltigen<br />
geistigen Leistungen Ägyptens in der Tat eine Erweiterung des Jaspers’schen Schemas des<br />
Geschichtsverlaufs zu einer Dreischrittigkeit fordern.<br />
Wichtiger aber als die Frage nach einzelnen Entwicklungsschüben oder - schritten in der<br />
Geschichte, wo man zweifellos noch eine ganze Reihe weiterer Etappen benennen könnte,<br />
scheint in der Tat die Aufdeckung von einer Art kultureller Referenzstruktur zu sein, die mutatis<br />
mutandis als Basis auch für den interkulturellen Dialog der Gegenwart dienen könnte.<br />
Vertiefende Untersuchungen der gegenwärtigen kulturellen Systeme unter dieser Fragestellung<br />
<strong>und</strong> unter Anwendung des Jaspers’schen Kategoriengefüges könnten dazu beitragen, einen<br />
allgemeinen Referenzrahmen im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren, auf den als eine Art<br />
Matrix oder Strukturierungshilfe das interkulturelle Gespräch im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert sich aufbauen