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2. Ma'at und Logos. - Vergleichende - Dittmer, Jörg

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wurde durch die Weisen von Gott bzw. dem Leben abgelauscht <strong>und</strong> als Wegweisung den<br />

Menschen gelehrt. Der Ma’at-gemäße Mensch ist der ‘Schweiger’. der sich der Ma’at<br />

entsprechend verhält, indem er zur Ma’at ja sagt <strong>und</strong> nicht gegen sie aufbegehrt. Er wird im<br />

Jenseitsgericht bestehen ... “. 173<br />

Doch die Ma’at ist keine gesellschaftliche Institution, an die man sich wenden kann: “Was Maat<br />

ist, weiß <strong>und</strong> entscheidet der König mit seinen Beamten, es bedarf dazu keiner Kodifizierung des<br />

geltenden Rechts. Neues Recht wird durch königliche Dekrete geschaffen, der Wesir ... wacht als<br />

oberster Richter <strong>und</strong> Priester der Ma’at über die Durchführung <strong>und</strong> ist in allen Streitfällen die<br />

letzte mögliche Instanz.” 174 Bewahrt werden muss die Ma’at, weil sie ständig gefährdet ist von<br />

der Isfet, dem anfänglichen <strong>und</strong> natürlichen Chaoszustand der Welt. Schaffer, Behüter <strong>und</strong><br />

Vollzieher der Ma’at aber ist der König, der ihre Ordnung nicht nur laufend neu herstellen muss,<br />

sondern ihr zugleich selbst unterworfen ist. Denn “dieses In-Ordnung-Bringen ist theoretisch ein<br />

Glätten, Besänftigen, Beruhigen, Herstellen-wie-es-war, in voller Breite. Es ist nicht ein<br />

‘Verbessern’, nicht ‘Vorwärts’, nicht ‘Empor’, keinerlei Reform. Es kennzeichnet den tüchtigen<br />

Pharao, dass er ‘das Land beruhigt ...’, wie es entsprechend den vorbildlichen Untertan<br />

kennzeichnet, dass er ‘schweigt’, d. h., dass er sich einfügt in das Bestehende, das<br />

Althergebrachte, das von Beginn der Schöpfung bewährte Gute. Denn das Vollkommene liegt am<br />

Ursprung, ‘in den Zeiten des Re’, nicht in der Zukunft. Ein Höheres, Entwickelteres wird nicht<br />

konzipiert, die Ur-Weisheit tritt mit dem Schöpfergott in die Welt, wenn sie nicht schon vor ihm<br />

existiert hat.” 175 Die ägyptische Gesellschaft bleibt daher zwar während der längsten Zeit ihrer<br />

Geschichte aufgr<strong>und</strong> der in der Ma’at begründeten “vertikalen Solidarität” eng miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en, aber dominant sind in ihr eben nicht die Querverbindungen zwischen<br />

Einzelmenschen: “Verbindungen werden nur locker <strong>und</strong> kurzfristig eingegangen, man kennt<br />

außer zum König kaum rechtliche Treuebeziehungen <strong>und</strong> gemeinschaftliches Leben auf<br />

gemeinsame Verantwortung. Der Einzelne ist kein zoon politikon, er ist ein Wesen, das nur an<br />

seine nähere Umgebung geb<strong>und</strong>en ist, sich aber nicht versteht als Teil eines übergeordneten<br />

Ganzen, vielmehr als auf einer Sprosse der Leiter stehend, die hinaufführt - in Ägypten zu<br />

Pharao.” 176<br />

Das hierarchische ägyptische Modell von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft hat sich herausgebildet im<br />

Bewusst geführten gewaltsamen Kampf der frühen Zeit (bis in die 1. <strong>und</strong> <strong>2.</strong> Dynastie) gegen<br />

173 Ebd. 90.<br />

174 Hornung 4 1993, 85.<br />

175 Brunner-Traut 1990, 95.<br />

176 Ebd. 9<strong>2.</strong>

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