2. Ma'at und Logos. - Vergleichende - Dittmer, Jörg
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haben. Zur Seefahrt war man im Ägäis-Raum ohnehin vielfältig angeregt, zumal es dort nirgends<br />
ein Stück See gibt, hinter dem nicht mindestens an einer Stelle <strong>und</strong> mindestens bei guter Sicht<br />
wiederum Land zu sehen ist.” (102)<br />
- die zeitlich nur kurz vorher erfolgte Übernahme <strong>und</strong> Adaption der Schrift (<strong>und</strong> wohl auch<br />
anderer technischer <strong>und</strong> kultureller Entwicklungen) von den Phöniziern<br />
- möglicherweise ein gewisser Konservativismus der Griechen, die an auch in anderen Kulturen<br />
ursprünglich vorhandenen Einrichtungen wie der Volksversammlung oder der starken Stellung<br />
des Adels im Verlauf ihrer Soziogenese festhielten (vielleicht als Auswirkung der<br />
Wanderungsbewegungen), weil sie von einem starken Verlangen nach Freiheit <strong>und</strong><br />
Ungeb<strong>und</strong>enheit bestimmt waren: “Kann es sein, dass das Erstaunliche, Einzigartige bei den<br />
Griechen nur darin bestand, dass sie diesen frühen Zug im Prozess ihrer Kulturbildung<br />
konservieren (<strong>und</strong> fruchtbar machen) konnten? Jedenfalls bestand überall sonst die Kulturbildung<br />
in ihren ersten Phasen im Aufbau von Monarchien, in der Monopolisierung von Macht.<br />
Monarchen, Beamte <strong>und</strong> Priester bildeten sonst auch weiterhin das Zentrum aller Aktivität, sie<br />
haben die Eigenständigkeit der Angehörigen ihrer Reiche gebrochen. Von ihnen wurde das<br />
Leben, Denken <strong>und</strong> Glauben so sehr geprägt, dass man sich die eigene Gesellschaft ohne diese<br />
Instanzen gar nicht mehr vorstellen konnte. Monarch, Priesterschaft <strong>und</strong> Bürokratie bildeten dann<br />
gleichsam den Schlussstein eines Gewölbes, ohne den das Ganze nicht mehr sein konnte, auf den<br />
alles Einzelne ausgerichtet, in dem es aufgehoben war. ... Bei den Griechen ... bleib es dabei, dass<br />
sie in keiner Weise ‘mediatisiert’ wurden zu Teilen eines Ganzen, das sie nicht selbst relativ<br />
konkret, unmittelbar <strong>und</strong> in überschaubarem Kreis ausgemacht hätten.” (99)<br />
<strong>2.</strong> Als Folgen dieser Voraussetzungen für die früharchaische Zeit ließen sich nennen:<br />
- dass es nicht zur Ausbildung einer starken Monarchie kam, da die alten Monarchien zu schwach<br />
waren <strong>und</strong> dann im Zuge der Kolonisationsbewegung durch die von breiten Kreisen getragenen<br />
Expansionsbewegungen (Handel, Seefahrt, Seeraub, Kolonisation) geschwächt wurden, die<br />
“große Gewinne an Mitteln, SelbstBewusstsein <strong>und</strong> Macht” (103) herbeiführten<br />
- dass sich die Griechen in kleinen, überschaubaren Poleis ansiedelten <strong>und</strong> im Interesse ihrer<br />
Autarkie sowohl das Königtum im Inneren als auch größere Machtkomplexe im Äußeren<br />
ablehnten; statt auf eine Hierarchie der Institutionen setzte man tendenziell auf die Gemeinschaft<br />
als Mitte der Polis, statt Steuern gab es den Wetteifer in den Liturgien (um Stiftung <strong>und</strong><br />
Ausstattung von Bauten, Festen <strong>und</strong> Opfern)<br />
- dass es als Komplement zu dem Leben in den beengten Städten zur “Bildung einer<br />
übergreifenden gesamtgriechischen Öffentlichkeit” (mit gesellschaftlichen Idealen wie Reichtum,