2. Ma'at und Logos. - Vergleichende - Dittmer, Jörg
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prächtige Hochzeiten, sportliche Leistungen) kam: “Wahrscheinlich ergab sich hier ein<br />
besonderer Zusammenhang, nicht nur zwischen Eigenständigkeit, Kleinheit der Poleis <strong>und</strong><br />
gesamtgriechischer Öffentlichkeit, sondern auch mit einer eigentümlichen Bindungsschwäche,<br />
dem geringen Zusammenhalt in Adelsgeschlechtern, einer nur rudimentären Ausbildung von<br />
Klientelbildungen, einer geringen Rolle der Fre<strong>und</strong>schaft, mit einem eigenartig neutralen<br />
Verhältnis zum Raum, mit der großen Rolle sportlicher Wettkämpfe ..., auch mit einer Schätzung<br />
der Jugend im Unterschied zum Alter.” (101 195 )<br />
- dass die Griechen im Mutterland durch Bevölkerungsexplosion entstehende Probleme zunächst<br />
exportieren konnten, da die Küsten des Mittelmeeres zur Kolonisation einluden; am meisten<br />
Profit zog aus dieser Entwicklung wiederum der Adel als Träger der Bewegung - <strong>und</strong> er sorgte<br />
wohl auch dafür, dass die homerischen Epen mit Hilfe der Schrift in einer Gestalt festgehalten<br />
wurden, die die Möglichkeiten des Adels herausstellt <strong>und</strong> den König auf einer Stufe mit wenig<br />
institutioneller Macht zeigt: “In dieser Fixierung aber konnten sie [sc. die Epen] als Vorbilder für<br />
die relativ freie, selbständige, ungeb<strong>und</strong>ene Art des Adels dienen.” (103)<br />
3. Ursachen <strong>und</strong> Folgen der Krise der archaischen Zeit<br />
Gegenüber diesen Einzelheiten bleibt “das entscheidende Problem ... , ob die Eigenart der<br />
Griechen nicht wesentlich dadurch bestimmt war, dass es ihnen gelang, ihre Kultur statt von<br />
Monarchien aus gleichsam aus der Mitte der Gesellschaft heraus zu bilden.” (103) Und das muss<br />
eben nicht Ergebnis einer frühen Eigenart gewesen sein, sondern kann sich aus den Umständen<br />
des Kulturbildungsprozesses ergeben haben, wie die Krise der archaischen Zeit zeigt:<br />
- Die Krise der archaischen Zeit folgte auf die neuen Möglichkeiten der Kolonisationszeit; die<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken insbesondere von wirtschaftlichen Aktivitäten waren gestiegen <strong>und</strong> führten<br />
zu starken Auf- <strong>und</strong> Abstiegsbewegungen innerhalb des Adels; der Lebensstandard der östlichen<br />
Kulturen wurde zum Vorbild, es entwickelte sich eine Schere zwischen Anspruch <strong>und</strong><br />
Möglichkeit, die zu gesteigerten Aktivitäten, aber auch zur Ausbeutung des öffentlichen Gutes<br />
<strong>und</strong> der Unterschichten führte.<br />
- Daraus resultierte in vielen Fällen eine Verschuldung der Bauern (vielleicht auch wegen teurer<br />
Investitionen in neue Bearbeitungsmethoden, die nicht zurückgezahlt werden konnten),<br />
Zahlungsunfähigkeit, Verpfändung des Hofes, Verkauf des Hofes <strong>und</strong> der ehemaligen Besitzer in<br />
die Sklaverei; das Ergebnis ist eine Schwächung der alten (wohl in gewisser Weise<br />
195 Interessanterweise kann man in Rom ein genaues Gegenbild finden, was auf den inneren Zusammenhang der<br />
verschiedenen Faktoren hinweist; zur Vorsicht mahnt allerdings die Tatsache, dass schon in Sparta von vornherein<br />
eine sehr enge Solidarität der Vollbürger vorhanden ist.