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2. Ma'at und Logos. - Vergleichende - Dittmer, Jörg

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106<br />

ließe. Und dies war eigentlich Jaspers’ Ziel: “Die anderen zu sehen <strong>und</strong> zu verstehen, hilft zur<br />

Klarheit über sich selbst, zur Überwindung der möglichen Enge jeder in sich abgeschlossenen<br />

Geschichtlichkeit, zum Absprung in die Weite” ... <strong>und</strong> wird so zum besten “Mittel gegen die<br />

Irrung der Ausschließlichkeit einer Glaubenswahrheit” religiöser oder weltanschaulichideologischer<br />

Art. 231<br />

Literatur<br />

Assmann, J. (1975), Zeit <strong>und</strong> Ewigkeit im Alten Ägypten, Heidelberg.<br />

Assmann, J. (1982), Art. Persönlichkeitsbegriff <strong>und</strong> Persönlichkeitsbewusstsein, in: LÄ IV, Sp.<br />

963-978.<br />

Assmann, J. (1990), Ma’at. Gerechtigkeit <strong>und</strong> Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München.<br />

Assmann, J. (1991), Stein <strong>und</strong> Zeit. Mensch <strong>und</strong> Gesellschaft im alten Ägypten, München.<br />

231 Jaspers 8 1983, 41. Aus der Sicht des Klassischen Philologen stellt sich im Anschluss an diese Überlegungen die<br />

Frage, welche Stelle innerhalb der von den Griechen entwickelten Konstellation ihrer Referenzstruktur den vielleicht<br />

entscheidenden Beitrag leistet für den weiteren Verlauf der europäischen Geistesgeschichte <strong>und</strong> zugleich in der<br />

heutigen weltweiten Rezeption okzidentalen Denkens - denn die hier vorgestellte eher “makroskopische” Sichtweise<br />

bedarf der “mikroskopischen” Ergänzung aus der Analyse der Texte.<br />

Geht man vom Erscheinungsbild westlichen Denkens in der Welt aus, so fällt zunächst die Verbreitung westlicher<br />

Wissenschaft ins Auge, die sich in mehreren Schritten aus dem bei den Griechen gr<strong>und</strong>gelegten Programm der<br />

logisch-rationalen Durchdringung des Kosmos entwickelt hat. Die transkulturelle Universalisierbarkeit der<br />

Forschungen <strong>und</strong> Ergebnisse gerade in den sogenannten “harten” Naturwissenschaften <strong>und</strong> der Technik zeigt jedoch<br />

zugleich, dass Probleme der Kommunikation hier weniger zwischen den Kulturen bestehen als innerhalb der<br />

jeweiligen Kultur, nämlich bezogen auf die Frage der Vermittelbarkeit (im umfassendsten Sinne) der Ergebnisse<br />

dieser Wissenschaft in eine oft noch stark vom religiösen Denken geprägte Wirklichkeit hinein oder im Hinblick auf<br />

ihre für das menschliche Wohlergehen oft ambivalenten Nebenwirkungen <strong>und</strong> Folgen. Eher im Hintergr<strong>und</strong> scheint<br />

in Anbetracht des faktischen Zusammenwachsens der Welt augenblicklich auch die Frage zu stehen, ob eher ein<br />

zyklisches oder ein lineares, womöglich gar ein teleologisches Modell von Historizität die besten Antworten zu<br />

bieten vermag - obgleich zuzugeben ist, dass nicht-lineare Modelle in einem latenten Widerspruch zum Fortschreiten<br />

der auffallendsten Oberflächenphänomene stehen, nämlich dem Wachstum von Wissenschaft <strong>und</strong> Technik. (Die<br />

Vermittlung des eher zyklischen buddhistischen Denkens mit dieser neuen Wirklichkeitserfahrung ist daher ein<br />

wichtiges Thema z. B. der japanischen Gegenwartsphilosophie.)<br />

Problematisch <strong>und</strong> daher von Bedeutung für den interkulturellen Diskurs scheint eher jener Bereich von Rationalität<br />

zu sein, wo das in seinem Kern mythen- <strong>und</strong> ritualentb<strong>und</strong>ene Denken sich mit einem bestimmten Verständnis vom<br />

Wert des Individuums <strong>und</strong> von Kommunikation auf die Gestaltung der politischen Wirklichkeit richtet. Bei diesem<br />

Prozess spielt die Art <strong>und</strong> Weise der Konstituierung eines öffentlichen Raumes der Diskussion, der nicht nur einige<br />

wenige, sondern seiner Intention nach möglichst viele oder alle einbezieht, die entscheidende Rolle. Es wäre daher<br />

eine wichtige Aufgabe, diese Konstituierung von Öffentlichkeit als einem Raum geistigen Ringens <strong>und</strong> Austausches<br />

für den griechischen Bereich näher in den Blick zu nehmen <strong>und</strong> das Zusammenwirken der Jaspers’schen Kategorien<br />

unter diesem Aspekt wenigstens ausschnittweise genauer zu beleuchten.

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