29.12.2013 Aufrufe

Bild - Verband Bildungsmedien eV

Bild - Verband Bildungsmedien eV

Bild - Verband Bildungsmedien eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3. Übergänge und Lernbiografie bruchlos gestalten<br />

In Nordrhein-Westfalen haben wir ein gut differenziertes Schulsystem.<br />

Wir beginnen mit der Frühförderung in Kindertageseinrichtungen.<br />

In verschiedenen Schulformen erhalten die Schülerinnen<br />

und Schüler eine individuelle Förderung, sie erwerben<br />

Kompetenzen und einen entsprechenden Abschluss. Eigentlich<br />

sollten wir nicht von Abschlüssen, sondern eher von Anschlüssen<br />

sprechen, denn das ist der treffende Ausdruck dafür. Wir versuchen<br />

ja gerade, für die jungen Menschen Möglichkeiten zu<br />

schaffen, einen Anschluss für ihr Leben zu haben. Ich bin jede<br />

Woche in Schulen unterwegs und halte das für sehr wichtig,<br />

weil ich andernfalls nicht mehr das Basiswissen für meine Aufgaben<br />

hätte. Bei einem dieser Schulbesuche hat mich die Äußerung<br />

eines Schülers sehr beeindruckt. Die Schüler der Abschlussklasse<br />

sollten aufschreiben, worüber sie sich besonders sorgten,<br />

und einer schrieb: »Keine Arbeit, keine Kohle, keine Weiber«.<br />

Mit diesem Ausspruch hatte er im Grunde genommen alles<br />

erfasst, was für sein Leben notwendig ist, und das heißt: Er<br />

hatte für sein Leben keine Perspektive. Er hatte nicht die Hoffnung<br />

auf eine Familie, er hatte keine Hoffnung auf Arbeit und<br />

Existenzsicherung. Darin, das zu verändern, liegt sicher unser<br />

gemeinsames Ziel.<br />

Ministerin Barbara Sommer während ihrer Eröffnungsansprache bei<br />

der „didacta – die <strong>Bild</strong>ungsmesse“ 2007.<br />

angeboten, um eine besondere Unterstützung zu ermöglichen<br />

und Anregungen zu geben. Unterstützungsmaßnahmen können<br />

unterschiedliche Organisationsmodelle zugrunde liegen. Sie reichen<br />

von Förderstunden über Förderbänder einschließlich des<br />

sogenannten Drehtür-Modells bis hin zu Fördermaßnahmen, die<br />

Tutorinnen und Tutoren leiten. An dieser Stelle möchte ich das<br />

Lernstudio wieder ins Gespräch bringen, das auch als ein Instrument<br />

der äußeren Differenzierung gedacht ist.<br />

Schließlich sind als dritte Säule in diesem Handlungsfeld Angebote<br />

zur Lernbegleitung und Lernberatung zu nennen. Schulen<br />

haben hier neue Formen der Rückmeldung und Lernberatung<br />

entwickelt und umgesetzt. Korrekturen von Tests und Klausuren<br />

sollen und sollten beispielsweise im Dialog mehrerer Lehrkräfte<br />

stattfinden. Ziel all dieser Modelle ist es, eine systematische<br />

Förderplanung und Förderempfehlung mit den schulischen<br />

Förderangeboten zu verbinden. Dabei werden verschiedene bildungspolitische<br />

Maßnahmen aufeinander bezogen und weiterentwickelt.<br />

Als Beispiele nenne ich hier nochmals Lernstandserhebungen<br />

oder die Qualitätsanalyse.<br />

Foto: Kölnmesse<br />

Brüche im <strong>Bild</strong>ungsverlauf können immer dort entstehen,<br />

meine Damen und Herren, wo Schülerinnen und Schüler von<br />

einer Schulform oder einer Klasse in eine andere wechseln, oder<br />

beim Wechsel von der Schule in den Beruf bzw. in das Studium.<br />

Wir müssen diese Übergänge durch ein gezieltes Management<br />

verbessern. Hier bietet sich die Fortschreibung von Förderempfehlungen<br />

an, die der aufnehmenden Schule zur Verfügung<br />

gestellt werden. Wenn Sie heute mit offenen Augen über diese<br />

Messe gehen, dann werden Sie sehen, dass gerade in diesem<br />

Arbeitsfeld sehr viel angeboten wird. Auch die Verlage haben<br />

sich auf den Weg gemacht, die Arbeit, die so ungeheuer wichtig<br />

ist, zu unterstützen, um Diagnosen zu ermöglichen und<br />

gleichzeitig auch Hinweise für die Beseitigung von Hindernissen<br />

zu geben.<br />

4. Wirksamkeit, Förderung über Strukturen sichern<br />

Ich betone noch einmal, dass individuelle Förderung nicht nur<br />

ein frommer Wunsch ist, den wir ins Schulgesetz geschrieben<br />

haben. Ansätze davon fanden sich schon in der Vergangenheit<br />

in Lehrplänen und Richtlinien aller Schulformen wieder. Individuelle<br />

Förderung wird von Lehrerinnen und Lehrern bereits<br />

heute vielfach praktiziert, das weiß ich aus eigener Anschauung.<br />

Es gibt viele gute gelungene Beispiele, wie diese Förderung<br />

funktioniert. Aber ihre Nachhaltigkeit hängt nicht zuletzt<br />

davon ab, ob Lehrerinnen und Lehrer Formen individueller Förderung<br />

als Entlastung erfahren und ihre Wirksamkeit kennen.<br />

Schulen haben begonnen, die Zahl der Nichtversetzungen zu<br />

dokumentieren, mit dem Ziel, die Anzahl zu senken.Auch durch<br />

eine Verankerung in Abläufen und in der Organisation von Schule<br />

kann die Nachhaltigkeit individueller Förderung gesichert<br />

werden. Mir ist dieses vierte Handlungsfeld besonders wichtig.<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!