Bild - Verband Bildungsmedien eV
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Handlungsoptionen mehr haben. Die Luft bleibt ihnen weg, der<br />
Tunnelblick setzt ein, und es ist nur noch die Angst da.“<br />
Manchmal trifft er die Schüler auch zum Ortstermin. Matthäus<br />
und Sammet müssen auf ihrem Heimweg einige brenzlige polizeibekannte<br />
Orte passieren. Das an der Schule eingeübte Verhalten<br />
bekommt hier einen realen Hintergrund. Wieder der Rat,<br />
mögliche Gefahren erst zu erkennen und dann auszuweichen.<br />
Entweder die Ecke selbst meiden und einen Umweg in Kauf<br />
nehmen oder eben geradeaus durchlaufen, ohne sich ansprechen<br />
zu lassen, und dann direkt nach Hause.<br />
(Der obenstehende Text stammt im Wesentlichen aus einem Film des<br />
ZDF, der im April 2006 im „Länderspiegel“ und während der Veranstaltung<br />
gezeigt wurde.)<br />
„Eltern fragen häufig, ob PiT- Schulen Einrichtungen sind, an denen es besonders gewalttätig<br />
zugeht. Das wird unsererseits verneint; wir gehen davon aus, dass es sich bei Gewalt um ein<br />
generelles Problem handelt und Gewaltprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.<br />
Wir gehen deshalb an Schulen, weil wir dort alle Kinder aufgrund der allgemeinen Schulpflicht<br />
erreichen.“<br />
„PiT-Hessen“ (Prävention im Team) ist das Gewaltpräventionsprogramm<br />
der Hessischen Landesregierung im „Netzwerk gegen<br />
Gewalt“, getragen vom Hessischen Ministerium des Innern und<br />
für Sport, vom Hessischen Kultusministerium und vom Hessischen<br />
Sozialministerium.<br />
Auf Anregung der Arbeitsgruppe Jugendkriminalität des hessischen<br />
Landespräventionsrats begannen 2002 nach den Vorkommnissen<br />
von Erfurt erste Überlegungen über ein hessisches<br />
Gewaltpräventionsprogramm. Aus dem Kultusministerium, aus<br />
dem Innenressort und dem Sozialministerium trafen sich unterschiedliche<br />
Fachleute, um gemeinsam zu überlegen, was man<br />
zum Thema Gewaltprävention beitragen kann.Was gab es bereits<br />
in anderen Bundesländern? Es wurden Informationen eingeholt,<br />
Erfahrungsberichte gelesen und mit Akteuren diskutiert. Am<br />
Ende stand die Entscheidung: Das hessische Präventionsprogramm<br />
sollte sich auf Gewaltprävention beschränken und einen<br />
ganzheitlichen, lebensweltorientierten Ansatz verfolgen. Daraus<br />
folgte, dass die Jugendhilfe als dritter Partner neben Polizei und<br />
Schule mit ins Boot geholt werden musste. Diese Form der Teambildung<br />
auf Regierungsebene hat so gut funktioniert, dass wir<br />
beschlossen, dies auch in den Schulen zu implementieren. PiT-<br />
Hessen wurde ein zunächst auf drei Jahre angelegtes Modellprojekt,<br />
das vom Schuljahr 2007/2008 an in die Fläche gehen wird.<br />
Die angebliche Hierarchie zwischen Schule und Jugendhilfe und<br />
die unterschiedlichen Finanzierungen sind auf diesem Podium<br />
gestern schon einmal Thema gewesen. Ich kann mich an nicht<br />
allzu ferne Zeiten erinnern, in denen die Jugendhilfe eine Kooperation<br />
mit der Polizei abgelehnt hat und die Schule die<br />
Jugendhilfe immer nur dann geholt hat, wenn sie nicht mehr<br />
weiterkam. Die Polizei wurde nur geholt, wenn es gar nicht<br />
anders ging. Doch inzwischen ist bei allen Professionen die Einsicht<br />
gewachsen, dass viele Probleme in unserer Gesellschaft<br />
allein nicht zu schaffen sind. Wir müssen kooperieren, und was<br />
mich an PiT so begeistert, ist diese Form der Teambildung. Das<br />
PiT-Team ist fest in die Schule integriert. Der Polizist muss sich<br />
Gedanken darüber machen, was in der Schule möglich ist und<br />
wie der rechtliche Rahmen aussieht, in dem sich Lehrer bewegen.<br />
Und die Lehrer erfahren, dass es ein Kinder- und<br />
Jugendhilfegesetz gibt und welche Aufgaben das Jugendamt hat<br />
und dass Jugendhilfe nicht nur Erziehungshilfe ist. Im PiT-Team<br />
setzt man sich grundlegend mit der anderen Profession auseinander.<br />
Und das führt dazu, dass innerhalb des Teams eine<br />
Arbeitsebene entsteht, die von Vertrauen und Akzeptanz<br />
geprägt wird und dadurch sehr unkonventionelle Lösungen<br />
möglich macht.<br />
Das PiT-Team, das an jeder PiT-Schule gebildet wird, besteht im<br />
Regelfall aus zwei Lehrern, einem Polizisten und einem Sozialarbeiter,<br />
wobei die Sozialarbeiter und die Polizisten im Unterschied<br />
zu anderen Projekten nicht nur zu ganz bestimmten Fragestellungen<br />
von außen herangezogen werden, also zum Thema<br />
Drogen beispielsweise, sondern für eine Schule fest installiert<br />
werden und zusammen mit den Lehrern ein Team bilden, das<br />
gemeinsam eigenverantwortlich plant. Die Teammitglieder führen<br />
die Präventionsmaßnahmen in den zahlreichen Rollenspielen<br />
durch. Sie übernehmen auch Verantwortung für innerschulische<br />
Prozesse, und die Schule muss deshalb auch Kompetenzen<br />
an diese Personen abgeben. Eine Schule hat sich entschlossen,<br />
diese Form der Teambildung mit ihrem integrativen Ansatz<br />
nicht nur bei Gewaltprävention einzusetzen, sondern auch bei<br />
der Frage, wie man Schülerinnen und Schüler, vor allem solche,<br />
die vielleicht keinen Hauptschulabschluss erreichen werden,<br />
besser ins Berufsleben überführen kann. Das macht mir Mut,<br />
solche Projekte weiter zu forcieren.<br />
PiT-Hessen ist opferzentriert und ausschließlich gewaltfrei. Es<br />
wendet sich an Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe<br />
I, vorwiegend an die Klasse 7. Diese Altersstufe wird deshalb<br />
bevorzugt, weil die Kinder einerseits schon in der Lage sind, die<br />
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