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Bild - Verband Bildungsmedien eV

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Reformland Deutschland: Eckinger/Ziegon/Hurrelmann/Schleicher<br />

auf Pisa am 6. Dezember 2001 beschlossenen sieben Handlungsfeldern<br />

bis heute keine öffentlich zugängliche Dokumentation<br />

vorgelegt zu haben, aus der hervorgeht, welche Bundesländer<br />

sich in welchen Handlungsfeldern mit welchem Ressourceneinsatz<br />

engagieren.<br />

Ich erwarte, dass wir uns endlich dem finnischen Grundsatz<br />

»Kein Kind darf verloren gehen!« anschließen und auch danach<br />

handeln.<br />

„Wir brauchen eine <strong>Bild</strong>ungsstrategie, die erkennt, dass alle Unterstützung, die ein Kind<br />

braucht, konzentriert an einem Punkt zu finden sein muss, anstatt sie über verschiedene<br />

Stellen wie Schule, Kindergarten, sozialpädagogische Zentren, psychologische Beratungsstellen<br />

usw. zu verteilen.“<br />

Zweitens nähren sich die Zweifel aber auch aus einem Handeln<br />

der KMK, nämlich der Einführung der im Gegensatz zu den<br />

Empfehlungen der Expertise von Herrn Professor Klieme stehenden<br />

<strong>Bild</strong>ungsstandards.<br />

Auch hier spiegelt sich die Scheu der Politiker davor, Kindern<br />

ein einklagbares Recht auf <strong>Bild</strong>ung einzuräumen. Statt nach der<br />

Empfehlung förderorientierte, schulformübergreifende Mindeststandards<br />

auf der Basis empirisch erprobter Kompetenzmodelle<br />

zu entwickeln und den zuständigen Wissenschaften genügend<br />

Zeit für diesen anspruchsvollen Auftrag zu geben – man<br />

hätte ja auch von anderen, z. B. von anderen Ländern, lernen<br />

können –, werden im Eigenbau nicht förder-, sondern ausdrücklich<br />

prüfungsorientierte und nicht schulformübergreifende,<br />

sondern schulformspezifische Regelstandards auf der Basis<br />

traditioneller Lehrpläne und der darin enthaltenen Lernziele<br />

vorgestellt.<br />

Um <strong>Bild</strong>ung in Deutschland in einen ICE zu verwandeln – oder<br />

von mir aus auch vom Abstellgleis zu holen –, erwarte ich von<br />

den verantwortlichen Politikern,<br />

dass sie ihre bildungspolitische Kleinstaaterei, zu der es in<br />

ganz Europa nichts Vergleichbares gibt, aufgeben und zu<br />

einer effektiven Zusammenarbeit kommen,<br />

dass sie sich beherzt mit der <strong>Bild</strong>ungsfinanzierung, Schulstruktur<br />

und Migration auseinandersetzen oder, sollten sie<br />

sich hierzu nicht in der Lage sehen,<br />

die Kompetenz an den Bund abgeben.<br />

STATEMENT<br />

Klaus Hurrelmann<br />

Die Shell-Studie, die alle 12- bis 25-Jährigen in Deutschland<br />

repräsentativ befragt, zeigt uns in ihren Ergebnissen, dass wir<br />

heute eine junge Generation mit einer sehr hohen erklärten<br />

Leistungsbereitschaft haben. Das gab es bislang selten, dass in<br />

Studien die junge Generation ausdrücklich sagt, sie halte Investitionen<br />

in ihre <strong>Bild</strong>ung für wichtig. Dass sie Wert darauf legt,<br />

Karriere zu machen und den Aufstieg im Blick hat. Das, was in<br />

den letzten sechs, sieben Jahren eingetreten ist, haben wir<br />

zuvor 20 Jahre lang nicht für möglich gehalten. Die Null-Bock-<br />

Mentalität ist verschwunden, stattdessen registrieren wir, dass<br />

die junge Generation sehr hohe Ambitionen hat. Das fällt auf.<br />

Wenn ich das auf das Thema unseres Podiums münze, dann<br />

gelingt es uns strukturell in Deutschland nicht, diese von den<br />

Schülerinnen und Schülern zu Protokoll gegebene Bereitschaft<br />

auszuschöpfen. Die Schülerinnen liegen bei uns übrigens ganz<br />

vorne; sie sind inzwischen eindeutig leistungsmotivierter und<br />

erfolgreicher in ihrer Schullaufbahn, auch was den Abschluss<br />

angeht: Wir verzeichnen fast 55 Prozent Abiturientinnen, nur<br />

noch 45 Prozent Abiturienten; ähnlich ist das Verhältnis im<br />

Mittelstufenabschluss. Die Frauen stellen unsere neuen <strong>Bild</strong>ungseliten<br />

im Schulbereich. Unserem Schulsystem gelingt es<br />

spezifisch bei den jungen Männern nicht, diese erklärte Leistungsmotivation<br />

auszunutzen; hier werden offenbar strukturelle<br />

pädagogische Fehler begangen. Dies wird erst recht deutlich,<br />

wenn dann die Leistungsergebnisse auch im internationalen<br />

Vergleich nur mäßig ausfallen.<br />

Ich erwarte, dass das System Schule jedes Kind optimal auf<br />

seinem <strong>Bild</strong>ungsweg begleitet und in der Nachweispflicht<br />

ist, alles hierfür Mögliche getan zu haben.<br />

Ich erwarte, dass die hierfür notwendigen Ressourcen zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Wir haben es mit einer jungen Generation zu tun, die sich<br />

zurückzieht, weil sie keine realistische Chance sieht, sich zu<br />

beteiligen. Sie spürt, dass sie sehr früh in die Jugendphase hineinkommt,<br />

weil die Geschlechtsreife sich im Lebenslauf immer<br />

weiter nach vorne verlagert. Die Kinderphase wird dadurch<br />

immer kürzer, das Jugendalter beginnt sehr früh, aber die<br />

Jugendphase endet nicht mehr richtig. Sie streckt sich und<br />

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