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Bild - Verband Bildungsmedien eV

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unterstützen können. Sie helfen bei der Planung des Schülertrainings,<br />

bringen Lern- oder Trainingsspiralen ein, stellen<br />

Materialien zur Verfügung, sind Ansprechpartner für die Steuerungsteams<br />

und helfen bei der Neuorientierung der Elternarbeit<br />

etc. Darüber hinaus stehen sie für Zusatzveranstaltungen<br />

bereit, etwa zu den Themen ,Neue Formen der Leistungsbewertung‘<br />

oder ,<strong>Bild</strong>ungsstandards umsetzen‘.<br />

Die besagten Seminare und Workshops zeichnen sich durch ausgeprägtes<br />

Learning by Doing aus. Dieses Erfahrungslernen ist<br />

das A und O nachhaltiger Innovationsarbeit. Jeder, der individualpsychologisch<br />

ein wenig informiert ist, weiß, dass Menschen<br />

in der Regel nur das machen, was sie selber erlebt haben.<br />

Da die meisten Lehrkräfte ganz vorrangig lehrer- und fachzentrierte<br />

Methoden erfahren haben, greifen sie natürlich darauf<br />

zurück, wenn sie aus dem Stegreif handeln müssen. Wir befinden<br />

uns in einem Circulus vitiosus. Ergo brauchen wir weniger<br />

Belehrung über moderne Methoden, sondern vor allem korrespondierendes<br />

Learning by Doing. Vom Doppelkreis, Zufallsverfahren<br />

oder von der Expertenmethode zu reden, ist das eine,<br />

entsprechende Verfahrensweisen zu praktizieren, ist das andere.<br />

Wenn Lehrkräfte nur wissen, wie bestimmte Methoden theoretisch<br />

gehen könnten, aber keine ermutigenden Anwendungen<br />

erlebt haben, wird sich im Alltag nicht viel verändern.<br />

Alle Welt klagt darüber, dass Unterrichtsentwicklung an mangelnder<br />

Teamfähigkeit scheitert. Nur, wo wird Teamfähigkeit<br />

gelernt? In der Ausbildung wird sie kaum gepflegt. Und später<br />

sehen wir, dass sich Lehrkräfte als Einzelkämpfer verstehen und<br />

sisyphusgleich versuchen, anstehende Reformansätze im Alleingang<br />

zu bewältigen. Das ist Masochismus pur. Teamarbeit und<br />

Teambereitschaft müssen in der Ausbildung wie in der Schule<br />

viel stärker als bisher gelernt und eingeübt werden. In den<br />

erwähnten Seminaren und Workshops wird darauf abgestellt.<br />

Auch die angesprochenen Hospitationen und Teamteachings<br />

bieten beträchtliche Übungsmöglichkeiten, um von der fatalen<br />

Einzelkämpfermentalität wegzukommen. Allerdings setzt das<br />

alles voraus, dass Teamarbeit und Teamentwicklung offensiv<br />

ermöglicht und unterstützt werden. Das ist bislang leider noch<br />

viel zu wenig der Fall.<br />

Alltagstauglichkeit tut not!<br />

Die Zielrichtung der Unterrichtsentwicklung ist klar: Die Schüler<br />

müssen verstärkt zum eigenverantwortlichen Arbeiten und<br />

Lernen befähigt und veranlasst werden. Angesagt sind eigenständiges<br />

Denken und Strukturieren, Vortragen und Kooperieren,<br />

Recherchieren und Probleme lösen. Diese Art der Kompetenzvermittlung<br />

ist die eigentliche Kernaufgabe der Lehrerinnen<br />

und Lehrer. Wenn ich als Lehrer ein Tafelbild entwickele<br />

und von den Schülern ins eigene Heft übertragen lasse, dann<br />

heißt das noch lange nicht, dass Nennenswertes begriffen<br />

wurde. Nachhaltiges Lernen verlangt mehr, setzt konkretes<br />

Arbeiten an und mit dem jeweiligen Lernstoff voraus. Und<br />

genau dazu muss den Schülern verstärkt Raum und Gelegenheit<br />

gegeben werden. Das heißt freilich nicht, dass aufwendige<br />

Lernzirkel, Freiarbeitsmaterialien oder Projektunterlagen vorbereitet<br />

werden müssen. Es geht auch einfacher. Wer die Schüler<br />

mit gängigen Medien und Materialien möglichst variantenreich<br />

arbeiten lässt, spart nicht nur Zeit, sondern macht anderen Kolleginnen<br />

und Kollegen auch Mut, es einmal ähnlich zu probieren.<br />

Wir brauchen viel mehr Alltagstauglichkeit. Gegen diesen<br />

Grundsatz wird nicht zuletzt in vielen Studienseminaren immer<br />

wieder verstoßen. Da bereitet z.B. jemand eine Lehrprobenstunde<br />

vier Wochen lang vor, indem er einen differenzierten<br />

Lernzirkel samt aufwendiger Lernumgebung entwickelt – eine<br />

Situation, die im Alltag so schnell nicht wieder vorkommen<br />

wird. Vieles spricht dafür, dass wir alltagsnäher und arbeitssparender<br />

ansetzen müssen, wenn innovative Unterrichtsverfahren<br />

von Dauer sein sollen. In unseren Workshops tragen wir dieser<br />

Überlegung Rechnung, indem wir z.B. die Zeitansätze für<br />

die Unterrichtsvorbereitung zunehmend knapper fassen. Stehen<br />

den betreffenden Fachteams beim ersten Workshop noch<br />

zwei Zeitstunden zur Verfügung, um eine Doppelstunde vorzubereiten,<br />

so sind es beim zweiten vielleicht noch 90 Minuten,<br />

beim dritten noch 60 Minuten, beim vierten noch 40 Minuten<br />

und beim fünften Workshop vielleicht noch 20 Minuten. So<br />

gesehen kommen wir langsam an das heran, was ich Alltagstauglichkeit<br />

nenne.<br />

Wie viel Zeit bleibt denn Lehrerinnen und Lehrern, um eine<br />

anstehende Unterrichtsstunde vorzubereiten? Wenn Sie 20<br />

Minuten haben, ist das schon eine Menge Zeit, und deshalb<br />

brauchen wir die Fähigkeit, die Schüler zunächst mit dem arbeiten<br />

zu lassen, was vorhanden ist. Die Schüler können z.B. mit<br />

dem Vortrag des Lehrers arbeiten, mit einem Text, mit zwei<br />

komplementären Schaubildern oder Texten, mit einem Film, mit<br />

drei Mathematikaufgaben, oder ich gebe ihnen ein Problem und<br />

lasse sie damit arbeiten, dann brauche ich vergleichsweise<br />

wenig Vorbereitungszeit. Und diese Zeit- und Arbeitsökonomie<br />

ist eine zwingende Voraussetzung für gelingende Unterrichtsentwicklung.<br />

Einschlägige Trainings können dabei helfen, den<br />

Lehrkräften diesen 7. Sinn für eine arbeitssparende Unterrichtsvorbereitung<br />

zu vermitteln. Die besagten Trainerinnen und Trainer<br />

leisten dabei praxisnahe Unterstützung. Dazu gibt es Seminare,<br />

angeleitete Workshops, Materialservice, Innovationsberatung<br />

etc.<br />

Ohne Unterstützung läuft wenig<br />

Ohne überzeugende „Hilfe zur Selbsthilfe“ von außen und oben<br />

bleibt vieles Makulatur. Einige <strong>Bild</strong>ungspolitiker scheinen mittlerweile<br />

zu kapieren, dass neue <strong>Bild</strong>ungsstandards, Schulprogramme,<br />

Inspektionen, Vergleichsarbeiten und sonstige Auflagen<br />

noch lange nicht dazu führen, dass wirksame Unterrichtsentwicklung<br />

stattfindet. Druck schafft eben weder Innovationsbereitschaft<br />

noch Innovationskompetenz. Was vielmehr<br />

nottut, sind praxisnahe, Mut machende Unterstützungsmaßnehmen<br />

– seitens der Schulleitungen genauso wie seitens der<br />

großen Politik. Schulleitungen müssen Freiräume schaffen und<br />

ausgestalten helfen. Die Politik muss die entsprechenden<br />

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