Bild - Verband Bildungsmedien eV
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Schulentwicklung durch Qualitätsanalyse: Habeck/Demmer/Domisch Blindtext<br />
bekannt zu geben, damit es entsprechend öffentlich werden<br />
kann. Denn dieses Ergebnis stellt kein Geheimnis dar; es soll<br />
der Qualitätsentwicklung dienen. Wenn eine Schule weiß, wo<br />
genau ihre Schwächen liegen, dann kann sie daraus Ansätze<br />
dafür entwickeln, wo sie sich verbessern möchte. Sicherlich<br />
muss sie dazu auch Ressourcen, Fortbildungsangebote und<br />
weitere Unterstützung bekommen. Aber es ist mit Sicherheit<br />
effektiver, wenn die Schule selbst fordert und wünscht, was<br />
sie benötigt.<br />
Ein weiterer Punkt: Dass wir die externe Evaluation in Nordrhein-Westfalen<br />
per Qualitätsanalyse in dieser Form institutionalisiert<br />
haben, bedeutet nicht, dass wir interne Evaluation<br />
in Schulen nicht wollen. Das sind zwei Seiten der gleichen<br />
Medaille. Schule soll und muss sich auch selbst mit den Ergebnissen<br />
ihrer Arbeit auseinandersetzen. Dazu gehört selbstverständlich<br />
auch eine interne Evaluation mit einem festen<br />
Instrumentarium, welches sich die Schule selbstständig aussuchen<br />
kann, wobei wir als Ministerium das Instrument SEIS<br />
(Selbstevaluation in Schulen) empfehlen. Es ist wichtig, dass<br />
Schulen sich selbst auf den Weg machen, die eigene Qualität<br />
betrachten und dass Optimierungsprozesse in Gang kommen.<br />
Ideal wäre für mich, wenn man Schule zeitnah intern und<br />
extern betrachten und dabei entsprechende Übereinstimmungen<br />
feststellen würde.<br />
Es reicht zur Qualitätsverbesserung von Schule nicht aus, sich<br />
nur mit harten Daten zu beschäftigen. Durchschnittsnoten,<br />
Abschlussergebnisse, Zentralabitur oder Ähnliches sind sicherlich<br />
Fakten, an denen sich Qualität ablesen lässt, aber es gibt<br />
auch eine ganze Reihe von sogenannten weichen Faktoren. Die<br />
sind natürlich nicht direkt messbar, sondern nur dadurch zu erheben,<br />
dass man entsprechende Interviews mit verschiedenen<br />
Gruppen führt, indem ich etwa den Eltern, den Lehrkräften und<br />
dann auch den Schülern die gleiche – oder etwas variierte –<br />
Frage stelle. Erhalte ich weitgehend übereinstimmende Auskünfte,<br />
dann gehe ich davon aus, dass sich an dieser Stelle ein<br />
<strong>Bild</strong> von Schule ergibt, das tragfähig ist. Widersprüchlichkeiten<br />
zwischen den Gruppen wiederum geben mir ebenfalls Informationen<br />
über das, was sich in den entsprechenden Bereichen<br />
abspielt.<br />
Ich möchte Ihnen einige dieser „weicheren“ Bereiche aus unserem<br />
Qualitätstableau nennen. Zum Beispiel gehört dazu die<br />
Zufriedenheit der Beteiligten, das heißt die Zufriedenheit der<br />
Schülerinnen und Schüler, der Eltern, mit dieser Schule und die<br />
Zufriedenheit der Lehrkräfte mit ihrem Arbeitsplatz. Lebensraum<br />
Schule, soziales Klima, Arbeitsbedingungen und Kooperation<br />
der Lehrkräfte – all dies sind „weiche“ Faktoren, die etwas<br />
über die Lern- und Arbeitsumgebung aussagen. Guter Unterricht<br />
hängt nicht zuletzt auch davon ab.<br />
Ich selbst war an mindestens 30 Schulinspektionen in Niedersachsen<br />
sowie Qualitätsanalysen in Nordrhein-Westfalen beteiligt<br />
und habe hierbei erfahren, dass ein gut abgesichertes<br />
Instrumentarium ausgesprochen tragfähige Ergebnisse liefert.<br />
Dies können wir dadurch gewährleisten, dass wir unsere Qualitätsprüfer<br />
entsprechend ausgebildet und vorbereitet haben.<br />
Unter den Qualitätsprüfern findet regelmäßig eine Selbstvergewisserung<br />
darüber statt, dass man das, was man sieht, auch<br />
als gleich bewertet. Die beiden Prüfer, die gemeinsam in eine<br />
Schule gehen, sind gehalten, sogenannte Eichungsbesuche im<br />
Unterricht zu machen, das heißt, zwei, drei, vier Unterrichtsstunden<br />
gemeinsam zu besuchen und sicherzustellen, dass sie<br />
das, was sie sehen, auch vergleichbar bewerten.<br />
Wenn das System der externen und der internen Evaluation etabliert<br />
ist, dann kommt man immer weiter dorthin, auf einer<br />
Metaebene arbeiten zu können, das bedeutet, dass externe Prüfer<br />
in die Schule kommen und nachfragen würden, was dort<br />
intern evaluiert wurde, wie damit gearbeitet oder umgegangen<br />
wurde.<br />
Erlauben Sie mir ein letztes Wort zu den Finanzen, die hier auch<br />
angesprochen wurden. Ich weiß für Nordrhein-Westfalen sicher,<br />
dass in den letzten beiden Jahren der Betrag, der für Fortbildungsmaßnahmen<br />
der Schulen zur Verfügung steht, deutlich<br />
erhöht worden ist. Damit kann sich Qualität verbessern – auch<br />
messbar – etwa die Qualitätsanalyse oder SEIS.<br />
STATEMENT<br />
Marianne Demmer<br />
Die GEW bevorzugt die Selbstevaluation von Schulen, das<br />
heißt: Schulen sollen sich selbst kontrollieren können. Sie sollen<br />
für sich selbst ein Verfahren entwickeln können, um festzustellen,<br />
auf welchem Stand sie sich eigentlich befinden. Die Fremdevaluation<br />
durch Inspektoren, wie sie in Nordrhein-Westfalen<br />
geplant ist und auch zum Teil schon durchgeführt wird, kann<br />
dann nützlich sein, wenn sie den Schulen das spiegelt, was sie<br />
in ihrer Entwicklung weiterbringt. Wenn es lediglich bei einer<br />
Demonstration bleibt mit dem Tenor: ›So seid ihr‹, ohne dass im<br />
Anschluss daran Perspektiven entwickelt werden, Hilfestellung<br />
oder Unterstützung gegeben wird, solange also Schulinspektion<br />
lediglich ein weiteres Instrument für das Verwaltungshandeln<br />
ist, so lange werden Schulen der Evaluation von außen gegenüber<br />
skeptisch bleiben.<br />
Ich habe auch Rückmeldungen, in denen der Verdacht geäußert<br />
wurde, dass die Schulaufsicht oder Schulverwaltung bzw. die<br />
Landesregierung sich durch die Schulinspektion als besonders<br />
innovativ präsentieren möchte. Schulen sind an dieser Stelle<br />
sehr skeptisch in Bezug auf die Frage, was das Ganze eigentlich<br />
soll. Was mich besonders hat aufhorchen lassen, ist die Aussage,<br />
dass ein Ranking zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht<br />
stattfinden solle, sondern erst dann, wenn wir zu sogenannten<br />
fairen Vergleichen in der Lage seien. (Unter fairen Vergleichen<br />
versteht man, dass der Öffentlichkeit dann beispielsweise mitgeteilt<br />
wird, welches soziale Umfeld eine Schule hat, und dass<br />
auch nur Schulen mit ungefähr gleichem sozialen Umfeld unter-<br />
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