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Bild - Verband Bildungsmedien eV

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gesteuertes und selbstbestimmtes Lernen unterstützen. Damit<br />

eröffnen sich Möglichkeiten, dass Schule ein anderer Lernort<br />

wird, und dadurch kann dann auch die dritte Perspektive,<br />

nämlich neue Medien, neues Lernen, neue Schule, sinnvoll<br />

gedacht werden.<br />

Leider haben sehr viele Kolleginnen und Kollegen zunächst mit<br />

relativ heftiger Ablehnung auf die neuen Medien reagiert. Sie<br />

man muss auch angemessen soziale, ethische, affektive und<br />

ästhetische Aspekte betrachten können.<br />

„Anstatt das Pferd über die Medien aufzuzäumen, scheint mir der bessere Weg zu sein, beim<br />

Lernen zu beginnen, also zuerst zu fragen, wie wir Schule prinzipiell verändern können, und<br />

dann erst zu sehen, welche Rolle die Medien dabei spielen sollten.“<br />

sehen erst jetzt allmählich, welche Potenziale darin liegen –<br />

aber natürlich auch, welche Probleme es gibt. Insgesamt<br />

scheint mir momentan ein Umschwung stattzufinden; es<br />

wächst die Bereitschaft, darüber nachzudenken, was die Stärken<br />

von neuen Medien sind und wo sie sinnvoll eingesetzt<br />

werden können.<br />

Zur Medienkompetenz gehört auf jeden Fall mehr, als einen<br />

Computer bedienen zu können. Wir hatten zwar schon lange<br />

den Begriff Medienkunde, die traditionell umfasste, dass man<br />

eben ein Filmvorführgerät oder einen Videorekorder bedienen<br />

können sollte, aber heute ist der Begriff der Medienkompetenz<br />

viel weiter zu fassen.<br />

Dabei geht es eben nicht nur darum, Medien handhaben zu<br />

können oder zu verstehen, es geht um viel wesentlichere Aspekte,<br />

nämlich, dass Medien etwas mit sozialen Beziehungen zu<br />

tun haben, dass wir eine Kompetenz brauchen, wie wir Medien<br />

angemessen in sozialen Kontexten einsetzen.<br />

Zum Zweiten ist ein Bewusstsein vonnöten, dass Medien<br />

auch etwas mit Moral, mit Ethik zu tun haben. Hier ist Kompetenz<br />

zu entwickeln und zu fördern, damit Kinder Jugendliche,<br />

und auch Erwachsene angemessen mit entsprechenden<br />

Angeboten umgehen.<br />

Das Dritte: Medienarbeit hat etwas mit Genuss zu tun, und<br />

wir müssen einerseits lernen, den Genuss zu genießen, aber auch<br />

gleichzeitig, angemessen und distanziert damit umgehen zu können,<br />

also z. B. Computerspiele durchzuführen, aber zu wissen, welche<br />

Problematik sich eröffnet, wenn diese etwa gewalthaltig sind.<br />

Und das Letzte: Medien haben auch etwas mit Ästhetik zu<br />

tun, mit Darstellung, mit Kreativität und Fantasie. In diesem<br />

umfassenden Sinne muss auch Schule Medienkompetenz vermitteln.<br />

Es reicht eben nicht, zu lernen, wie man einen Computer<br />

bedient oder wie man im Internet surfen kann, sondern<br />

Hierbei spielt auch das Verhältnis Elternhaus und Schule hinein,<br />

wobei es bei uns in Deutschland immer leicht zu einer gegenseitigen<br />

Schuldzuschreibung für bestehende Missstände<br />

kommt. Wenn wir z. B. das französische Schulsystem nehmen,<br />

sehen wir, dass es hier eine klare Trennung der Aufgabenbereiche<br />

und der Verantwortungsbereiche gibt. Was die Eltern<br />

machen, ist ein Bereich, und was die Schule macht, ist ein<br />

anderer. Schule in Deutschland müsste sich einmal daranmachen,<br />

die ganzen Probleme, die in der Schule selbst existieren,<br />

auch selbst zu lösen. Das heißt: Schule muss sich neu denken,<br />

in dem Sinne, wie sie Schülern angemessen etwas anbieten<br />

kann, damit sie motiviert sind, damit sie gerne in die Schule<br />

kommen, damit sie Schule als einen Lebens- und Lernraum<br />

sehen. Ich finde es falsch und wirklich provozierend zu sagen,<br />

die Eltern verweigerten sich der Zusammenarbeit, sie seien<br />

nicht fähig dazu. Schule muss ihr Problem selbst lösen, das sollte<br />

man einmal probieren.<br />

Ein wichtiger Schritt dazu wäre es etwa, Eltern Einblick zu<br />

gewähren. In vielen asiatischen Schulen haben die Räume<br />

Fenster, damit man hineinschauen kann. Wenn Lehrer dazu<br />

bereit sind, wäre ein wichtiger Schritt getan, auch offen und<br />

ehrlich mit Eltern umzugehen. Weiterhin hat Schule bei uns<br />

ein Motivationsproblem, und das können nicht die Eltern<br />

lösen, das muss die Schule selbst lösen. Ich halte es für eine<br />

wichtige Aufgabe der Schule, auch in diesem Zusammenhang<br />

aktiv zu werden.<br />

Mein Ziel für Schule, um es ganz kurz und klar zu sagen, wäre<br />

die Abschaffung des gegliederten <strong>Bild</strong>ungssystems im Verbund<br />

mit einem Gesamtbildungsplan von 3 bis 16 Jahren. Die Pisa-Studien<br />

und auch der UNO-Bericht, der am 26. Februar 2007 veröffentlicht<br />

wurde, attestieren dem deutschen <strong>Bild</strong>ungssystem,<br />

dass unser Hauptproblem die frühe Gliederung, die Differenzierung<br />

nach dem 4. Schuljahr, ist, und weiterhin, dass das <strong>Bild</strong>ungssystem<br />

in der Gliederung Kindergarten, Grundschule und<br />

Sekundarstufen an seinen Übergängen Probleme erzeugt. Die<br />

Grundschule ist meines Erachtens momentan die innovativste<br />

<strong>Bild</strong>ungsinstitution in unserem System, an der wir uns orientieren<br />

sollten, und die Übergänge müssen sinnvoll gestaltet<br />

werden. Das kann nur mittels eines Gesamtbildungsplans<br />

erreicht werden.<br />

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